1868 - Hoffnung der Tolkander
gefährlich war - wenn auch nicht akut.
Nach Goeddas Tod hatten sich die Tolkander mit allen Einheiten nach 47 Tucani zurückgezogen, verhielten sich aber ansonsten wie immer - sie schürften und produzierten offensichtlich Ersatzteile und Bourree, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Atlan war daraufhin mit einem Posbi-Kommando zur Basiswelt Tolk-7 geflogen.
Inzwischen kam von der BluesWelt Apas die Nachricht, daß dort das Kritzelsyndrom aufgetreten sei.
Wie konnte das möglich sein? Dao-Lin-H’ay flog zusammen mit Myles Kantor in das System der Apasos; tatsächlich hatten alle Bewohner einer Millionenstadt mit dem Kritzeln begonnen.
Dabei wurden merkwürdige Hypersignale empfangen, die sich zusehends steigerten und wie von sphärischem Rauschen untermalte Herzschläge klangen.
Auf Tolk-7 konnte Atlan dieselben Impulse empfangen.
Die Chaeroder lauschten diesen ergriffen und drückten es so aus: Auf diesen Lebenszeichen ruht unsere ganze Hoffnung für einen Fortbestand.
Wessen Lebenszeichen?
Inzwischen war auch auf Arkon, Gatas, Nosmo, im Akon-System und insgesamt neun weiteren Welten das Kritzelsyndrom ausgebrochen. Diese Zahl war inzwischen vermutlich überholt.
„Heiliger Zestrin!" stieß Bré Tsinga erschrocken aus. „Was zum Teufel passiert denn jetzt?"
5.
GILGAMESCH Hoffentlich sind wir bald da, dachte Atlan, während er in seiner Kabine auf und ab tigerte. Eigentlich war er hierhergegangen, um wenigstens ein oder zwei Stunden zu schlafen und sich zu regenerieren, aber seine Unruhe war zu groß.
Schon war die Meldung gekommen, daß auch auf Ertrus im Kreit-System, genau in der Hauptstadt Baretus, das Kritzelsyndrom ausgebrochen sei.
Und damit ist es sicher noch nicht zu Ende.
Wie war das möglich? Goedda war doch - und das absolut zweifelsfrei unwiderruflich tot; für wen arbeiteten die Tolkander nun? Was für einen Ausweg hatten sie gefunden?
Die Erste Terranerin, Paola Daschmagan, hatte zur Krisensitzung im Solsystem zusammengerufen, an der Vertreter aller Völker der galaktischen Allianz teilnehmen sollten. Atlan selbst hatte nicht vor, an dieser Sitzung teilzunehmen - endlose Diskussionen ohne Ergebnis. Verlorene Zeit. Aufgrund seiner Erfahrungen mit den Tolkandern war er dort ohnehin fehl am Platz; er gehörte an die „Front", mitten ins Geschehen.
Homer G. Adams hatte sich ebenfalls mit Händen und Füßen dagegen gewehrt.
„Wieso ich?" rief er. „Weshalb soll ich schon wieder den Lückenbüßer spielen? Ich mache doch die ganze Zeit schon nichts anderes, als irgendwo herumzusitzen und auf die Taten anderer zu warten!"
„Es tut mir leid", sagte der Arkonide aufrichtig. „Aber ich muß dich einfach dazu verdonnern. Erstens muß ich in Erfahrung bringen, was auf Arkon los ist ..."
„Hoffentlich erwartest du von dort keine Dankbarkeit ..."
„Es ist meine Geburtsstätte, verdammt!" fuhr Atlan auf. „Ich bin dort als Kristallprinz aufgewachsen und war sogar einige Zeit Imperator! Auch wenn ich auf alle Titel und Ämter verzichtet und meine Heimat anderswo gefunden habe, heißt das nicht, daß es mir vollkommen egal ist, was dort geschieht!"
Adams lächelte freundlich. „Ich glaube, du brauchst eine Mütze voll Schlaf, mein Freund. Und wenn es dich beruhigt, werde ich eben an dieser überflüssigen Sitzung teilnehmen. Ist nicht meine erste und wird auch nicht meine letzte sein. Ich werde Camelot vertreten, ein freundliches Gesicht machen und vor mich hin dösen.
Und inzwischen rettest du die Galaxis, okay?"
Der Arkonide schrumpfte ein wenig zusammen.
„Bin ein bißchen überarbeitet", murmelte er. „Und Warterei habe ich schon immer gehaßt."
Es war einer der seltenen Augenblicke gewesen, in denen er sich einmal hatte gehenlassen - wenngleich auch nur unter Freunden. Manchmal war die Last einfach zu groß, und er mußte seinem Temperament Luft machen, so kühl, sarkastisch und verstandesbeherrscht er sich sonst gab.
Atlan zog sich in seine private Unterkunft im Hauptmodul der GILGAMESCH zurück, die von 47 Tucani bereits auf dem Weg zum Solsystem war. Um nachzudenken, ein wenig zu schlafen - und Kontakt mit seiner Geheimorganisation IPRASA aufzunehmen. Irgendwie mußte er doch in Erfahrung bringen, was auf Arkon im Gange war.
Natürlich hatte er dem Kristallimperium bereits offiziell seine Hilfe angeboten, aber die stolzen Arkoniden antworteten nicht einmal. Sie hatten ihn zum Verräter gestempelt, und dabei blieb es. Das schmerzte mehr als alles andere.
Weitere Kostenlose Bücher