Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1869 - Gesang der Kleinen Mütter

Titel: 1869 - Gesang der Kleinen Mütter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
einen fühlen zu lassen.
    Die Aufgabe war klar definiert und auch wie sie umzusetzen war. Er brauchte nur Caljono Yais Anweisungen zu folgen.
    Die Hyperraumblase hatte er schnell „erfaßt", und - es passierte nichts.
    Die Kleine Mutter ergriff nicht die Flucht.
    „Es scheint tatsächlich zu klappen!" rief die Kommandantin erstaunt. Damit hatte kaum jemand an Bord des Schiffes gerechnet!
    Möglicherweise war die Verschmelzung noch nicht lange zuvor vollzogen worden, und die „frisch geborene" Kleine Mutter war noch zu schwach.
    Jedenfalls behielt sie auch ihre Position bei, als Tarad Sul und seine Herreach sich daranmachten, das Dimensionstor zu öffnen.
    Die Waffen der VULPECULA waren in voller Bereitschaft, die meisten der Mannschaft zählten bestimmt im stillen die Sekunden mit.
    Ein schmaler, hell leuchtender Riß entstand im Raum, weit draußen im All.
    Die Ortung meldete, daß die Herreach ganz genau die Blase lokalisiert hatten und nun direkt in ihrer Nähe das Tor zu öffnen begannen.
    „Bewahrt bloß die Ruhe, Leute", warnte Nora Flaving. „Uns darf nicht der geringste Fehler unterlaufen ..."
    Wenn es nur schneller ginge! Aber die Herreach gaben ohnehin ihr Bestes. Nur hatte man wegen der bangen Erwartung das Gefühl, daß die Minuten zu Stunden wurden und die Stunden gar zu Tagen.
    „Bald ...", stöhnte Tarad Sul. „Wir haben sie bald soweit ..."
    Die Herreach kauerten in der Runde, die Kapuzen tief über die kahlen Häupter gezogen. Der Gebetsleiter summte leise und wies seinen Artgenossen den Weg, stärkte sie und spornte sie an.
    Langsam verfestigte sich der Riß und wurde größer.
    Eine hell strahlende, durchsichtige Hohlwelt wurde dahinter sichtbar, mit einem unförmigen, blau leuchtenden Organismus darin.
    „Die Kleine Mutter ...", seufzte die Kommandantin. „Marco, bist du bereit an deinen Kontrollen?"
    „Wir sind jeden Moment klar zum Feuern, Nora", kam es vom Feuerleitchef zurück. „Die Zieloptik ist ganz klar, aber wir haben noch keine absolute Treffsicherheit."
    „Tarad Sul ..."
    „Alles klar hier unten. Wir erweitern den Spalt noch, aber er bleibt auf alle Fälle stabil."
    Die Kommandantin preßte die Handflächen so fest aneinander, daß die Finger knackten. „Wir schaffen es ...", stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. Unwillkürlich brach ihr der kalte Schweiß aus.
    Die Pulsfrequenz hatte vermutlich schwindelnde Höhen erreicht, der Adrenalinpegel war sicherlich nicht mehr anzumessen. „Komm schon, nur noch ein paar Sekunden, dann ..."
    Den Satz sollte sie nie beenden.
     
    *
     
    Die gesamte Besatzung der VULPECULA fuhr verstört hoch, als der Syntron roten Alarm gab und das Schiff Fahrt aufnehmen ließ.
    „Nein!" rief Nora Flaving verzweifelt. „Nein!"
    Das konnte, durfte nicht sein. Höchstens zehn Sekunden noch, dann hätten sie gefeuert, und die Kleine Mutter wäre nicht mehr gewesen.
    In blinder Wut hieb die Kommandantin auf die Konsolen.
    „Das ist nicht gerecht!" schrie sie. „Das ist einfach nicht gerecht!"
    „Rund eintausend Igelschiffe im Anflug!" meldete die Ortung mit überschnappender Stimme.
    „Verdammt, wir müssen sofort weg hier!"
    „Zur Hölle, wir sind doch schon dabei!" fluchte Nora zurück.
    Ihre Hände glitten im Blindflug über die Sensorfelder. Ein Syntron mit seiner überlichtschnellen Reaktionszeit war eine feine Sache, aber ohne Führung ging es eben nicht. Strategien, Ausweichmanöver mußten intuitiv überlegt und entschieden werden. Der Syntron würde einfach immer die naheliegende Möglichkeit nehmen, von Finten und Tricks verstand er nicht viel.
    Durch die VULPECULA ging ein zittern, als eine rasche Kursänderung erfolgte und gleichzeitig beschleunigt wurde.
    Nora Flaving wußte, daß die Chance nur sehr gering stand. Die rund tausend Schiffe der Tolkander kamen nun rasend schnell näher, schwärmten aus und zogen einen Ring um dieses eine Schiff.
    Die Eintauchgeschwindigkeit in den Hyperraum konnten sie wahrscheinlich nicht mehr rechtzeitig erreichen. Blieben also momentan nur Ausweichmanöver, Hakenschlagen wie ein Hase. Den Feind verwirren, eine Lücke im Netz suchen, hindurchschlüpfen, beschleunigen und verschwinden.
    Die Kommandantin sprach kein Wort mehr, sie handelte nur noch. Zielgerichtet, schnell und ohne Zweifel. Sie lenkte den mächtigen Raumer mit traumwandlerischer Sicherheit, schwenkte vor den Igelschiffen, die am weitesten vorn waren, in halsbrecherischem Tempo ab und nahm eine andere Richtung.
    Tarad

Weitere Kostenlose Bücher