187 - Die Wolfshexe
Blickfeld.
Als ich die Tafel schwitzend und atemlos erreichte, spannte sich meine Kopfhaut. Moma schien doch damit gerechnet zu haben, daß ich ihr folgte, deshalb hatte sie sich unter Joe Bandrillas Gäste gemischt. Sie war auf diesem Grillfest untergetaucht!
***
Boram verdichtete seinen Nesseldampf in den Fäusten so sehr, daß sie fest wurden. Zwei Skelette wollten ihn packen, griffen mit ihren Knochenfingern aber durch seinen Körper hindurch - und der Kontakt mit dem Nesselgift ließ sie zurückweichen. Gleichzeitig mußten sie Energie an den weißen Vampir abgeben. Jede Berührung kostete denjenigen, der mit Boram Kontakt hatte, Kraft - ob das nun ein Mensch war oder ein schwarzes Wesen, das machte keinen Unterschied.
Kraftvoll schlug der Nessel-Vampir mit seinen verdichteten Fäusten zu. Er streckte ein Gerippe nieder, packte den anderen Knochenmann und riß ihn in sich hinein. Graues Nesselgift umhüllte das Skelett. Es zuckte, zappelte und erschlaffte.
Boram ließ den erledigten Feind achtlos fallen. Es sah so aus, als wäre es sein Gerippe, das aus dem Dampf herausfiel und zu Boden klapperte.
Pater Severin besprengte einen knöchernen Gegner mit geweihtem Wasser, das er in einem kleinen Fläschchen bei sich trug. Einen zweiten Feind hielt er mit seinem Silberkreuz in Schach.
Boram eilte ihm zu Hilfe, sobald er mit seinen Feinden fertig war, und mit vereinten Kräften schalteten sie auch die restlichen Gegner aus.
Da es keinen Sinn gehabt hätte, Tony Ballard zu folgen, verließen sie den Gottesacker in entgegengesetzter Richtung. Sie wollten bei Tonys Wagen auf seine Rückkehr warten.
»Hoffentlich erwischt er sie«, sagte der Priester, als sie den Rover erreichten. Sie stiegen ein.
»Ich wollte, ich wäre bei ihm, um ihm zu helfen, diesem gefährlichen Höllenweib das Handwerk zu legen. Gebe Gott, daß Tony allein mit ihr fertig wird.«
***
Die Düfte waren verlockend, aber ich hatte keinen Appetit. Mindestens 200 Personen standen in Joe Bandrillas Garten herum. Der Rasen und die Blumenbeete würden einige Zeit brauchen, um sich von diesem Fest zu erholen.
Ich schob mich durch die Menge, suchte Moma, wippte immer wieder auf Zehenspitzen, um mir einen besseren Überblick zu verschaffen.
Wenn diese Leute gewußt hätten, wer sich in ihrer Mitte befand, wären sie in helle Panik geraten.
Jemand neben mir sagte zu seinem Gesprächspartner, daß Cindy Wood, die Sängerin, demnächst mit einem Schallplattenvertrag rechnen könne, das habe er von Joe Bandrilla erfahren.
Wie sollte ich Moma hier ohne Aufsehen stellen? Wenn ich meinen Colt Diamondback auf sie richtete, würden sich alle Männer auf mich stürzen und mich wütend niederschlagen.
Moma hatte eine kluge Entscheidung getroffen!
Blondes Haar leuchtete mir entgegen. Ich drängte mich an einem voluminösen Busen vorbei, erreichte das Mädchen und griff blitzschnell nach ihrem Arm.
Sie erschrak und wandte mir ihr Gesicht zu.
Verdammt, das war nicht Moma.
»Entschuldigen Sie, eine Verwechslung«, murmelte ich verlegen.
Diese Blonde war Brillenträgerin. Sie funkelte mich mit großen, stahlblauen Augen an und fragte: »Möchten Sie mit mir tanzen?«
»Sehr gern«, antwortete ich. »Später. Laufen Sie nicht weg, ich komme auf Ihr Angebot zurück!«
Ich entfernte mich, und dann sah ich die »echte« Moma. Sie stand neben der Bühne. In ihrer unmittelbaren Nachbarschaft wurde Lammfleisch gegrillt.
Sie war in Gesellschaft eines struppig aussehenden jungen Mannes. Daß ein Mädchen, das so toll aussah wie sie, nie lange allein war, war klar.
Der junge Mann redete auf sie ein, doch sie hörte ihm nicht zu. Sie hatte mich entdeckt, und ein böses, feindseliges Lächeln umspielte ihre Lippen.
Sie schien davon überzeugt zu sein, daß ich ihr hier, inmitten all dieser Leute, nichts anhaben konnte. Meine Hand berührte den Kolben des Diamondback, aber ich ließ die Waffe noch in der Schulterhalfter stecken.
Wenn ich den Colt zu früh zog, würde es jemand sehen und schreien: »Der Mann hat einen Revolver!«
Und 200 Menschen würden über mich herfallen und mich entwaffnen. Es mußte schnell gehen. Schneller, als irgend jemand denken konnte.
Moma blickte mir zuversichtlich und triumphierend entgegen. Komm her und hol mich! schienen ihre Augen zu sagen. Es wird dir nicht gelingen. Ich kann dir entwischen, sooft ich will.
Okay, es lag bei mir zu beweisen, daß sie sich irrte.
Sieben Gäste trennten uns noch. Ich fragte mich, wieso Moma so
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