187 - Die Wolfshexe
Raubtier, das mit gesträubtem Fell und gefletschten Zähnen zum Sprung ansetzte.
Jetzt stieß sich die Wölfin ab.
Ihr großer, kräftiger Körper streckte sich und flog direkt auf Cindy Wood zu. Schreiend vor Angst streckte das Mädchen der Bestie beide Hände entgegen, aber die Wölfin nahm ihr das Leben.
***
Ich kehrte zu Boram und Pater Severin zurück. Sie sahen mir sofort an, daß ich keinen Erfolg gehabt hatte. Ich stieg erst mal in den Rover und schaltete auf Polizeifunk. Eine Menge Meldungen schwirrten durch den Äther, und dann hörten wir auch, mit was für einem schrecklichen Paukenschlag Joe Bandrillas Barbecue geendet hatte. Ich informierte meine Freunde eingehender, dann lauschten wir wieder den Meldungen.
Man fahndete nach Cindy Woods schwarzem Golf, und es gab die unterschiedlichsten Beschreibungen von dem Mann mit dem Revolver, also von mir.
Was hatte der Fremde auf dem Grillfest zu suchen? Warum hatte er auf das Mädchen geschossen? Man stempelte mich zum Bösen Buben, der wahrscheinlich die Schuld trug an der »Kurzschlußreaktion« des Mädchens.
- »Sie wird Cindy Wood umbringen«, sagte ich nervös. »Die Wölfin wird Cindy töten.«
»Vielleicht fällt irgend jemandem der Wagen der Sängerin auf«, sagte Pater Severin. »Welchen Weg kann Moma eingeschlagen haben?«
»Jeden«, antwortete ich grimmig. »Sie kann die Stadt verlassen haben, kann aber auch in London geblieben sein.«
»Wenn sie mit ihrem Opfer allein sein will, muß sie raus aus der Stadt«, sagte Pater Severin.
»Nicht unbedingt. Es gibt auch in London einige sehr einsame Plätze.«
Ich griff nach dem Hörer des Autotelefons und setzte mich mit Tucker Peckinpah in Verbindung. Ich servierte ihm brühwarm, was sich zugetragen hatte, und bat ihn, dafür zu sorgen, daß auf dem Friedhof die alte Ordnung wiederhergestellt würde.
»Mach ich, Tony«, versprach er. Das bedeutete für mich, daß es schon so gut wie getan war.
»Noch eine Bitte, Partner«, sagte ich.
»Ich höre.«
»Vielleicht hören Sie mehr als ich auf dem Polizeifunk. Sobald Sie wissen, wo sich Moma befindet, teilen Sie es mir mit, okay? Selbst wenn Ihnen nur Vermutungen zu Ohren kommen, rufen Sie mich unverzüglich ah.«
»Natürlich, Tony. Sie sehen schwarz für diese Cindy Wood, nicht wahr?«
»Ja.« Es war nur ein Wort, das aus zwei Buchstaben bestand, aber es fiel mir trotzdem sehr schwer, es auszusprechen, denn es steckte unendlich viel Hoffnungslosigkeit darin.
***
Wir fuhren auf der Finchley Road nach Norden. Vor wenigen Minuten hatte ich die Meldung aufgeschnappt, daß man den schwarzen Golf der Sängerin in einem Wald nördlich von London entdeckt hatte.
Kurz darauf hatte sich Tucker Peckinpah gemeldet. Es wäre nicht nötig gewesen, denn er hatte mir auch nicht mehr zu bieten als der Polizeifunk.
Die nächste Meldung bekamen wir mit, als ich die Adelaide Road überquerte. Meine Hände krampften sich um das Lenkrad.
Was ich befürchtet hatte, war passiert. Cindy Wood lebte nicht mehr. Moma hatte sie ebenso schrecklich zugerichtet wie Jane Lawford.
Und dieses verdammte Weib hatte allen Ernstes geglaubt, mit mir ein gemeinsames Leben führen zu können. Wie hatte sie sich das vorgestellt? Daß ich immer beide Augen zudrückte, wenn die Mordlust sie überkam?
***
Die Polizei suchte sie, mit Hunden durchkämmte man den Wald, doch das beunruhigte Moma nicht. Sie hätte leicht fliehen können, doch sie dachte nicht daran.
Es gefiel ihr, diese neue Herausforderung anzunehmen. Diese Menschen sollten sehen, was für schwache Lichter sie waren. Kein Polizeihund und keine Waffe konnten sie von irgend etwas abhalten, diese böse Erfahrung würden die Beamten schon bald machen.
Sie brach in eine Jagdhütte ein und schmiedete einen Plan. Sie würde diese Männer an der Nase herumführen, ohne daß sie es merkten.
Im Wohnraum stand ein großes Transistorgerät mit abnehmbaren Boxen. Moma schaltete es ein und suchte die Kurzwelle des Polizeifunks.
Grinsend hörte sie, daß sie die Gute und Tony Ballard der Böse war. Nachdem man Cindy Woods Leiche gefunden hatte, befürchtete man, daß sie demselben Killer in die Hände gefallen sein könnte.
Moma lachte rauh. »Ihr seid blind und versteht nichts!«
Sie sah draußen ein Licht durch die Nacht tanzen. Dort war ein Hundeführer mit seinem deutschen Schäferhund unterwegs. Sie fletschte die Zähne, knurrte feindselig und wurde zum Raubtier.
»Such!« sagte der Hundeführer und ließ das
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