Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1873 - Zerstörte Zellen

Titel: 1873 - Zerstörte Zellen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
zerschneiden könnten?"
    „Das ist noch zu dick", behaupte ich.
    Bully schaut flüchtig von seiner Arbeit auf, widmet sich sofort wieder den Präparaten.
    „Wann bist du mit etwas zufrieden?" mault er.
    „Sobald ich weiß, daß ich alles erreicht habe, was unter den gegebenen Umständen möglich ist." .
    „Danach änderst du die Umstände?"
    „Falls es sich als nötig erweist."
    Die Gewebeschnitte werden unterschiedlich präpariert. Das kostet Zeit. Ich wünsche mir, wir hätten modernste galaktische Systeme zur Verfügung, aber wir müssen uns mit dem zufriedengeben, was die Zentrifaal haben: Elektronen- und Rasterelektronenmikroskope. Und leider keine siganesische Mikrotechnik.
    Im Innern eines Elektronenmikroskops herrscht ein Hochvakuum, in dem hochbeschleunigte Elektronen das Auflösungsvermögen bestimmen. Je höher ihre Geschwindigkeit, desto kürzer die Wellenlänge und um so besser das Auflösungsvermögen. Luftmoleküle würden die Elektronen,allerdings abbremsen. Deshalb können nur entwässerte Objekte untersucht werden, weil Flüssigkeiten im Vakuum sofort verdampfen und die Präparate zerstören würden.
    Die Rasterelektronenmikroskope arbeiten nach einem anderen Prinzip. Die Oberfläche der präparierten Proben wird mit Metall bedampft, aus dem bei der Bestrahlung Sekundärelektronen herausgelöst werden.
    Dieser Sekundärelektronenstrom ergibt bei geeigneten Meßverfahren eine Abbildung von großer Tiefenschärfe und sogar sehr plastische Strukturen.
    Die Aufnahmen, die wir gewinnen, gleichen sich. Schon nach den ersten dreißig untersuchten Schnitten sind eventuelle Unregelmäßigkeiten im Zellaufbau weitgehend auszuschließen. Die Zellwände freilich erscheinen brüchig, zum Teil deformiert oder gar in Auflösung begriffen. Ansonsten entdecken wir Mitochondrien ebenso wie Vakuolen. Bully behauptet, vereinzelte Plastiden zu sehen. Letzteres freilich würde bedeuten, daß wir Pflanzenzellen vor uns haben.
    „Warum nicht?" seufzt Bully. „Nichts ist unmöglich."
    „Wonach suchen wir überhaupt?" will A-Caliform von mir wissen. Vier seines Clans verschwinden wortlos, als ihre Ablösung erscheint.
    „Mir wäre wohler, wenn ich das wußte", gebe ich ihm zur Antwort. „Was immer anormal erscheint, kann der Schlüssel für die Lösung aller Probleme sein."
    Wir werden Tage brauchen, wollten wir alle Präparate begutachten. Deshalb entscheide ich, daß nur noch Stichproben entnommen werden.
    Das wirr erscheinende Fadenwerk der Chromosomen in den Zellkernen wird weiter vergrößert. Wir können die DNA und mit dieser verknüpfte Proteine erkennen.
    Es gibt keine Abweichungen zu uns bekannter DNA. Zwei gleich lange Polynukleotidstränge, strickleiterartig zu einem Doppelstrang verknüpft und außerdem zu einer Doppelhelix-Struktur verdreht.
    Die Doppelhelix des Moralischen Kodes kommt mir in den Sinn, die das Universum in Form von psionischen Feldern durchzieht. Die Informationen im Moralischen Kode bezeichnen wir salopp als Naturgesetze, so wird zum Beispiel die absolute Temperatur unseres Universums festgelegt, ebenso die Gravitationskonstante.
    Welche Informationen besitzt die DNA des Zellgewebes in den Drachen? Ob allein das Gewebe oder auch die Drahtstruktur die Aggressiv-Quoten der Galornen speichern konnte, weiß ich nicht. Ich will es herausfinden.
    Falls nur das Gewebe daran beteiligt war, besteht eine Chance, dieses Speichermedium neu einzurichten.
    „Wir brauchen definitive, unumstößliche Aussagen über die Funktion des lebenden Gewebes", platzt Bully heraus. Seltsam, ich wollte genau dasselbe sagen.
    Die Zentrifaal-Gentechniker und -Biologen konzentrieren sich auf die Analyse der DNA. Je länger ich ihnen bei ihrer Arbeit zusehe, desto mehr bedauere ich meine anfänglichen Zweifel. Allmählich steigern sie sich in ihre neue Aufgabe hinein und entwickeln jenes Gefühl von beinahe schon Besessenheit, das in unserer Situation unerläßlich ist.
    Bully hat sich eine ruhige Ecke gesucht, er kauert am Boden und schläft.
    Nach nicht einmal einer Stunde ist er wieder da, klopft mir wohlwollend auf die Schulter.
    „Hau dich endlich aufs Ohr, Perry! Hier geht’s auch ohne dich weiter."
    Ich lasse mir das nicht zweimal sagen. Aber ich träume schlecht, von riesigen schwarzen Drachen, die durch Plantagoo fliegen und ganze Planetensysteme verschlingen. Ein gewaltiger Treck verläßt die Galaxis; alles, was irgendwie flugfähig erscheint, wird für den Exodus der Völker aufgeboten. Diese

Weitere Kostenlose Bücher