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1873 - Zerstörte Zellen

Titel: 1873 - Zerstörte Zellen
Autoren: Unbekannt
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Besitz ergriffen haben.
    „A-Betchaga bat uns, euch zu helfen", erklärt A-Caliform. „Er glaubt, daß ihr zu uns mehr Vertrauen habt als zu anderen Zentrifaal."
    Das ist nicht von der Hand zu weisen. Wenngleich es mir bedeutend lieber wäre, agilere Helfer als die Zentrifaal zu haben. Ich frage mich, ob sie uns wieder nur ein Klotz am Bein sein werden, doch wir brauchen A-Caliform und die anderen.
    Eine besonders markante, weil üppig dicke und schwarze Blickleiste fällt mir auf. T-Legiaw, einst gefürchteter Steuereintreiber, schiebt sich vorsichtig zwischen E-Emergen und K-Fordes nach vorne.
    „Jeder von uns", sagt er langsam, als müsse er seine Worte einzeln abwägen, „hat in den vergangenen Wochen irgendwann mit dem Gedanken gespielt, seinem Leben ein Ende zu setzen. Es fällt uns immer noch schwer zu begreifen, was mit uns geschehen ist. Das Seltsame daran ist, daß wir die Galornen für ihr Handeln nicht einmal verachten können."
    „Aber wir können ihnen auch nicht vergeben", fügt A-Caliform hinzu.
    „Was fühlst du?" frage ich ihn.
    Der Clanführer macht eine Geste der Verwunderung.
    „Bedauern", antwortet er. „Und Mitleid. Mit den Galornen ebenso wie mit allen Zentrifaal, die das Shifting erleiden mußten."
    Vermutlich wird die Generation der betroffenen Zentrifaal bis an ihr Lebensende leiden. Die einen, die unmittelbar betroffen sind, flüchten sich in ihre Lethargie - die anderen, die das Glück hatten, nicht in der Nähe der ShiftingFlotte gewesen zu sein, steigern sich in ein tödliches Verlangen nach Vergeltung. Doch das tragische Ende von AGatergadds Kriegsflotte sollte allen die Vergeblichkeit ihrer Rachegedanken gezeigt haben.
    „Ich sehne mich danach, eines Tages wieder Steuern einzutreiben", gesteht T-Legiaw ohne Scheu.
    „Leider kann ich das nicht, wenn Plantagoo in Chaos und Anarchie versinkt."
    Die Folgerung ist offensichtlich. T-Legiaw geht uns zur Hand, weil er seine Illusionen retten will.
    Die anderen mögen ähnliche Beweggründe haben. Ich will gar nicht alle wissen, schließlich erscheint mir der psychische Zustand der Clanmitglieder immer noch äußerst gedrückt. Eigentlich sollte ich schon zufrieden sein, wenn ich weiß, daß es den Zentrifaal gutgeht und keiner von ihnen in der Zwischenzeit Selbstmord verübt hat.
    Was geschieht, wenn sie die Aggressiv-Quoten aus den Drachen zu spüren bekommen? Werden dann Mord und Totschlag freie Bahn erhalten, oder werden beide Wirkungen sich gegenseitig aufheben?
    Vielleicht arbeiten die Zentrifaal also, wenn sie uns bei der Untersuchung der Gewebeproben helfen, gegen sich selbst. Dann hätte das Schicksal sie erneut zu Verlierern gestempelt.
    Ich weiß, ich darf diese Überlegungen nicht weiterverfolgen. Dann verfange ich mich selbst in einem Irrgarten aus Wenn und Aber.
    A-Caliform schaut mich überaus nachdenklich an. Ich kann seine Trauer spüren. Er weiß, was er verschenkt, aber er will Plantagoo vor Schlimmerem bewahren. Falls das Unheil überhaupt aufzuhalten ist.
     
    *
     
    „Altmodisch eingerichtet", mault der Dicke. Dabei sollte er froh sein, daß wir überhaupt auf ein Labor Zugriff haben. In unserer Situation können wir wahrlich keine großen Ansprüche stellen.
    A-Caliform und die Mitglieder seines Clans verrichten nur Handlangerdienste, die Hauptarbeit verrichten Biologen und Gentechniker: Schon nach kurzer Zeit wird klar, daß die Zentrifaal wenig belastbar sind, mir bleibt keine andere Wahl, als sie in mehrere Arbeitsgruppen einzuteilen. Die einen sollen sich regenerieren, während die anderen arbeiten. Aber anders kommen wir nicht schnell genug weiter. Das Selbstwertgefühl gerade der Spezialisten unter den Zentrifaal ist im Keller, ihre Suizidneigung unverkennbar.
    Zum Glück brauchen Bully und ich dank unserer Aktivatoren wenig Schlaf.
    Beinahe sechs Stunden benötigen wir, um die Gewebeproben optimal vorzubereiten. Was ich aus dem Drachen abgekratzt habe, ist eine Anhäufung teils beschädigter Zellen, die nur zum Teil flächig zusammenhängen. Schwer, unter diesen Umständen und mit den zur Verfügung stehenden vergleichsweise einfachen Mitteln die benötigten hauchdünnen Schnitte zu bekommen.
    Es gibt keine Hochleistungslaser im Mikrobereich, sondern nur Ultramikrotome, also Diamantmesser, mit denen Schnittdicken von 50 Nanometer möglich sind.
    „Ist lange her, daß ich bei so einer Untersuchung mitgewirkt habe", ächzt Bully. „Weißt du, daß wir ein lausiges Blatt Papier in zweitausend Scheiben
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