1876 - Das Heliotische Bollwerk
kommt ihr mit einer zweiten Flotte und diesem ... diesem Ding, ohne uns vorher darüber zu informieren? Ihr hättet Zeit und Gelegenheit genug gehabt! Was soll das?"
„Es tut uns sehr leid, Cistolo Khan", beteuerte Galtarrad, diesmal als Holo mit seiner Partnerin mitten in der Zentrale des 800-Meter-Raumers. „Wir hätten natürlich daran denken müssen. Wir hätten eure verletzliche Mentalität und euer unverständliches Mißtrauen stärker berücksichtigen müssen."
„Schluß damit!" sagte Khan. „Ich will jetzt alle Fakten hören - ob euer Einsatzleiter sich selbst dazu bequemt oder nicht. Ihr beiden habt mich enttäuscht. Sagt mir, was das für eine blaue Kugel in dem Kraftfeld ist!"
Er hatte nicht wirklich mit einer klaren Antwort gerechnet, doch zu seiner Überraschung sprach diesmal wieder Zygonod zu ihm.
„Es handelt sich um die Quelle der Kraft, Cistolo Khan, das energetische Herzstück des Heliotischen Bollwerks, das getrennt von ihm transportiert werden muß."
Khan hatte dafür gesorgt, daß das Gespräch auch auf Terra mitgehört Werden konnte. Somit wußte das Parlament der Liga Bescheid, und man konnte jedem erneuten Vorwurf der Heimlichtuerei mit den Eindringlingen den Boden nehmen.
„Was geschieht mit der Quelle der Kraft?" fragte Khan. Er merkte selbst, wie banal die Frage klang aber was sollte er auch sonst tun.
„Sie wird in das Heliotische Bollwerk eingebettet und ihr Zentrum bilden. Sie liefert die gesamte Energie, die das Bollwerk für die nächsten tausend Jahre und mehr benötigen wird."
„Besteht eine Gefahr für das Solsystem?"
„Es besteht keine Gefahr", versicherte Galtarrad. „Wir oft müssen wir euch das noch erklären? Wann, bitte, glaubt ihr uns denn endlich?"
„Das hängt nicht von uns ab", beendete Khan das Gespräch. Er wandte sich seiner Mannschaft zu. „Wie sieht’s aus, Leute?"
„Es gibt erste Daten über die blaue Kugel", berichtete Thooker. „Demnach ist sie nur 45 Meter groß und besteht aus purer Energie, deren höherdimensionaler Gehalt sich von unseren Forschern allerdings noch nicht ermitteln läßt."
Khan sah auf einem Schirm, wie sich die zwanzig Balkenspindeln mit der grell strahlenden Kugel dem Hauptverband mit den beiden Trapezstücken näherten. Von dort kehrten Nonggo und Roboter allmählich in ihre Schiffe zurück. Offensichtlich war ihre Arbeit getan.
Paola Daschmagan meldete sich aus Terrania. Die Erste Terranerin wirkte nervös.
„Cistolo, das halbe Solsystem würde explodieren, falls die Quelle der Kraft hochgehen würde. Das ist amtlich. NATHAN hat diese Messungen bestätigt. Die Syntronik hat die bisherigen Messungen unter verschiedenen Bedingungen durchgerechnet - und das ist das Ergebnis." Die Politikerin lächelte, aber es war kein freundliches Lächeln. „Jetzt bist du platt, was? Da haben wir das Trojanische Pferd, an das du nicht glauben wolltest."
„Du auch nicht, Paola", erwiderte er, mit den Gedanken schon ganz woanders.
„Aber da ahnten wir nicht, daß sie es durch die Hintertür bringen würden. Jetzt ist es zu spät, Cistolo.
Jetzt sind die Nonggo endgültig nicht mehr angreifbar, ganz egal was sie tun oder ob wir es wollten."
„Ich habe Vertrauen in die Nonggo", sagte er mit großem Nachdruck.
Es mußte sie ganz einfach stumm werden lassen. Er, der nicht gerade für seine Zimperlichkeit bekannt war; dessen Lebensinhalt seine Aufgabe war und der lieber zuerst einen Paratronschirm errichtete und dann fragte, was eventuelle Besucher des Solsystems wollten - er hatte Vertrauen.
„Zwangsläufig?" fragte sie nur. „Oder ist es ehrlich?"
„Hol mich der Teufel", brummte er, „wenn ich dich belüge, Paola. Aber keine Angst! Ich weiß immer noch zwischen Gefühlen und Verantwortung zu unterscheiden."
„Ich hoffe es für dich", sagte sie.
Sie richtete dabei einen eindeutigen Blick auf die schräg hinter ihm stehende junge Psychologin.
*
(Auf Camelot wurde ein plötzlich von der Black Box emittierter, keiner bekannten Frequenz zuzuordnender Richtstrahl registriert, der in die Galaxis hineinging.
Genauer gesagt, zum Solsystem.)
*
Die Balkenspindeln und Doppelrumpfraumer des ersten Pulks hatten inzwischen die beiden präparierten Hälften des Heliotischen Bollwerks in eine Position gebracht, in der sie sich schräg gegenüberlagen, jeweils mit der Längsseite zueinander. Es schien nur eine reine Formsache zu sein, sie aneinanderzumanövrieren und miteinander zu verankern.
Doch noch blieben
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