1878 - Kontakt zu Kenteullen
Delegationsleiter zu einer Antwort durch.
„Das Heliotische Bollwerk birgt keinerlei Gefahren in sich. Es stellt eine neue Qualität in den, intergalaktischen Beziehungen her."
Tseyung und seine Anhänger überhörten es. Sie bedrängten die Nonggo, endlich umzukehren und aus dem Solsystem zu verschwinden.
„Bitte erkennt das Selbstbestimmungsrecht anderer Völker an", baten sie. ‘ Khan hörte dem Disput schweigend zu und vermied es, sich einzumischen. So und nicht anders hatte er sich mit Paola Daschmagan abgesprochen. Es war die beste Methode, damit umzugehen. Die Aktivisten waren friedlich, es war nicht damit zu rechnen, daß es zu Gewalttaten kam.
Es dauerte eine Stunde, bis die ersten Mitglieder der Neuen Wahrheit 1289 entnervt und deprimiert aufgaben. Sie öffneten die Menschenkette, lösten sie auf und verschwanden in den Gebäuden und Seitenstraßen.
Wir haben ein Problem psychischer Natur, erkannte Cistolo Khan. Keinem dieser Menschen darf irgend etwas zustoßen. Einige von ihnen sind suizidgefährdet und bedürfen der Hilfe.
Mit ein paar knappen Anweisungen an den zentralen Syntronverbund von Terrania sorgte der LFT-Kommissar dafür, daß diese Menschen erkannt wurden. Die Syntronik würde dafür sorgen, daß sie in absehbarer Zeit von psychologischen Helfern besucht und informiert wurden. Es durfte nicht geschehen, daß jemand durch den Besuch der Nonggo zu Schaden kam.
6.
Die ersten Gedanken dienten seiner Orientierung. Wo bin ich? Was ist geschehen?
Er drehte den Kopf zur Seite und starrte auf das matte, gelbe Licht. In seinem beruhigenden Schein nahm er wahr, daß er in einem Bett lag, in einem nach frischer Wäsche duftenden Bett. Nur das digitale Zeit-Hologramm an der Wand fehlte.
„Ist da jemand?" murmelte er. Das Licht wurde ein wenig heller.
„Guten Tag, Myles Kantor, hier spricht der Servo", vernahm er die halblaute Stimme von der vorderen Wand. „Wie fühlst du dich?"
„Danke, es geht."
„Deine Körperwerte bestätigen es. Sie sind halbwegs normal."
Halbwegs?
Im nächsten Augenblick brachen die Erinnerungen mit aller Gewalt über ihn herein. Kallia! Das Bild ihres schrecklich zugerichteten Körpers tauchte wieder vor ihm auf.
Kallia ist tot! hämmerte es in seinem Schädel. Sie ist tot und wird nie mehr lebendig.
Einen flüchtigen Augenblick lang zogen Erinnerungen an glückliche Zeiten durch sein Bewußtsein.
Kallia Nedrun. Wer bist du gewesen? Wußtest du etwas von dem, was dich erwartete?
„Nein", sagte er halblaut. „Du hättest es nicht Jahrzehnte verbergen können. Du mußt ahnungslos gewesen sein." Er wandte den Kopf nach vorn in Richtung der Wand mit dem integrierten Servo. „Wie lange habe ich geschlafen?"
„Grifaan hat dich für sechsunddreißig Stunden in den Heilschlaf geschickt."
„Sechsund..."
Mit einem Satz wollte er aus dem Bett. Vor seinen Augen begann sich alles zu drehen, und er sank mit einem Stöhnen zurück. Beim zweiten Mal probierte er es langsamer. Es ging.
„Bin ich noch auf Titan?"
„Ja."
„Wo befinden sich Cistolo Khan und Paola Daschmagan zur Zeit?"
„Sie weilen in Terrania. Der dritte Austausch von Faktorelementen steht bevor. Im Rahmen des Kontakts soll der Vertrag über die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen den Nonggo und Terra ratifiziert werden."
„Gib mir sofort eine Verbindung mit der Ersten Terranerin!"
„Sie ist nicht erreichbar und schläft vermutlich. Willst du ihr eine Nachricht hinterlassen?"
„Ja. Ich bin in einer Stunde bei ihr. Sag ihr, daß ich sie und Cistolo dringend sprechen muß. Es ist wichtig."
„Ich habe den Auftrag bereits ausgeführt. Der Servo der Ersten Terranerin hat den Empfang der Nachricht bestätigt."
Myles Kantor stützte sich an der Wand ab und schlich in die Hygienekabine. Die Wechseldusche aktivierte seine Lebensgeister, doch in seinem Kopf blieb eine dumpfe Leere, als habe man ihm etwas herausgenommen.
Ähnliches hatte er zuvor nur zweimal in seinem Leben erfahren; damals, als sein Vater Notkus Kantor im Rahmen des Metalyse-Projekts das Bewußtsein in den Mikrokosmen von NATHAN aushauchte und er wenig später den seelenlosen Leichnam sah; ein zweites Mal dann, als er die Nachricht vom Tod seiner Mutter Enza Mansoor erhielt. Und jetzt ein drittes Mal nach dem Tod Kallias.
Myles versuchte seine Empfindungen in Bilder zu fassen. Er sah sich auf einer winzig kleinen Erdscholle stehen, die durch die Tiefen des Alls trieb. Irgendwo tickte eine Uhr, zuerst langsam,
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