1882 - Die 48 Stunden von Terrania
energisches Gegenfeuer entgegen. Während die Terraner Angriff auf Angriff flogen, während die Raumschiffe aus zahllosen Bordwaffen feuerten, schlugen die Dscherro mit allem zurück, was sie aufzubieten hatten.
Die Burg war förmlich übersät mit Abwehrgeschützen aller Art. Buchstäblich in jeder Nische des riesigen Gebildes schien ein schweres Waffensystem installiert zu sein, so daß sich der sechs Kilometer hohe Turm im wahrsten Sinne des Wortes in einen feuerspeienden Berg verwandelte.
Durch den Energiesturm gerieten die kleineren Raumschiffe und die Luftstaffeln in Gefahr, so daß sie schließlich gezwungen waren, die Barriere zu durchfliegen und sich außerhalb des Faktorelements in Sicherheit zu bringen.
Die Schutzschirme der Bürg erwiesen sich als überaus stabil. Sie waren wenigstens so widerstandsfähig wie die hochmodernen Defensivsysteme der PAPERMOON und der anderen Raumschiffe. Dennoch gelang es den Terranern nach etlichen Angriffen, durch permanenten Punktbeschuß erste Strukturrisse im Schirm der Burg zu erwirken.
Die Feuerleitzentrale machte Cistolo Khan auf diesen Erfolg aufmerksam.
„Absoluter Punktbeschuß!" befahl der LFT-Kommissar daraufhin. „Wir konzentrieren uns auf die Strukturrisse."
Gebannt verfolgte er das Angriffsfeuer. Allmählich entstanden größere Breschen in der Verteidigung der Dscherro. Der Schutzschirm wurde an einigen Stellen instabil, und nun bildeten sich Strukturlücken, die sich immer weiter ausdehnten.
„Kampfroboter einsetzen!" ordnete Cistolo Khan unter dem Eindruck dieses Erfolgs an. „Sie sollen Brückenköpfe bilden. Danach werden planmäßig die Landetruppen folgen und die Geiseln befreien."
Erst wenn die Gefangenen in Sicherheit waren, sollte die Burg erstürmt und die Macht der Dscherro von innen heraus aufgerollt werden.
„Wir kommen Schritt für Schritt voran", meldete die Feuerleitzentrale in verhaltenem Triumph.
„Ich wußte, daß wir es schaffen", sagte der LFT-Kommissar.
Als Oberkommandierender beherrschte er die Szene, war ruhig, gelassen und voller Selbstvertrauen, so als habe er nie daran gezweifelt, daß die Aktion ein voller Erfolg werden würde.
Doch dann geschah etwas, womit Cistolo Khan nicht gerechnet hatte. Die Dscherro zeigten ihr wahres Gesicht.
3.
Die Lage eskalierte. Als naheliegende Reaktion auf den Angriff erfolgte der Versuch, die Bewohner der Stadt aus der Gefahrenzone zu bringen, um die Zahl der Opfer so gering wie nur irgend möglich zu halten.
Der Rettungsversuch mußte schon bald als gescheitert angesehen werden.
Etwa 120 Millionen Menschen innerhalb von 24 Stunden aus dein ganzen Gebiet von Terrania City zu evakuieren erwies sieh selbst unter der Regie der gigantischen Syntronik NATHAN als unmöglich.
Die Dscherro waren ganz eindeutig auf ein derartiges Unternehmen vorbereitet. Sie wußten genau, was sie zu tun hatten, um es zu behindern und schließlich scheitern zu lassen. Ihr Vorgehen ließ erkennen, daß sie mit vergleichbaren Situationen schon öfter zu tun gehabt hatten.
Aus den syntronischen Tagebuchnotizen von Katie Joanne zum 11. Oktober 1289 NGZ
*
„Roger!" rief Nora. „Hier bin ich!"
Sie kämpfte sich durch die Menge der Schulter an Schulter stehenden Menschen und winkte dabei mit hoch über den Kopf erhobenen Armen, um ihren Mann auf sich aufmerksam zu machen.
Zusammen mit vielen anderen Bewohnern Terrania Citys - terranischen Männer, Frauen und Kindern, Topsidern, Plophosern, Ertrusern, Aras und vielen anderen Vertretern der Völker der Milchstraße - war sie gefangengenommen und in die Burg der Dscherro verschleppt worden.
Durch eine Reihe von verschlungenen Röhren, mehreren unterschiedlich großen Räumen und rätselhaften Labyrinthen war sie schließlich in ein Gewölbe getrieben worden, in dem nur wenig Licht herrschte. An den Wänden hingen schauerliche Masken, skelettierte Köpfe, Felle und Trophäen von Tieren, rätselhafte Gerätschaften, fremdartige Maschinen, Schmuckstücke und allerlei Plunder, mit dem offenbar niemand etwas anfangen konnte und den man achtlos dort deponiert hatte.
Alles zusammen kam Nora wie eine Souvenirsammlung vor.
„Roger!"
Endlich wurde ihr Mann aufmerksam. Er blickte sie an, und sein Gesicht erhellte sich vor Erleichterung.
Er kam ihr entgegen und drängte sich durch die Menge, bis sie einander in die Arme fallen konnten.
„Wo sind unsere Kinder?" fragte er. „Wo sind Abraham und Kristi?"
„Abraham haben sie laufenlassen; was
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