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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zweiten Becher. Geschmacklich hatte er seine Zweifel - sein Magen machte sich dagegen mit einem wohligen Gefühl bemerkbar.
    Er probierte die übrigen Tasten aus. Das meiste, was zum Vorschein kam, schüttete er wieder weg. Dazu benutzte er eine offene Klappe, die sich an einer Seite der Maschine befand und die anscheinend als Abfallschacht diente.
    Einige der Getränke rochen sehr bitter. Er schüttete sie wieder weg, weil er annahm, daß sein Geruchssinn ihn nicht zu Unrecht warnte.
    Ganz unten im Kontrollfeld ragte eine Reihe farbig abgesetzter Tasten hervor. Aagenfelt probierte eine aus. Diesmal kam kein Getränk zum Vorschein, sondern eine Schachtel aus Kunststoff.
    Fremdartige, verschnörkelte Signaturen zierten die Oberfläche. Es handelte sich möglicherweise um gedrucktes Nod, die Sprache der Nonggo.
    Aagenfelt stellte fest, daß die Schachtel sich leicht öffnen ließ. Man brauchte nur die obere und die untere Hälfte auseinanderzureißen. Im Inneren fand er eine undefinierbare Masse, die geradezu betörend roch.
    Das Zeug war klebrig und so zäh wie Harz. Er kratzte mit dem Finger ein bißchen aus der Masse, berührte es zuerst mit der Zunge, dann lutschte er die Krümel gierig ab. Es schmeckte ein bißchen salzig, ein bißchen süß, und vor allem hatte er das Gefühl, daß die Masse einen hohen Brennwert besaß.
    Aagenfelt leerte die Schachtel. Er drückte dieselbe Taste noch einmal. Nach der zweiten Portion fühlte er sich so satt, als habe er ein Kilo venusische Kartoffeln verdrückt.
    Er machte es sich im Sessel bequem und schloß die Augen. Es dauerte keine zehn Sekunden, bis er eingeschlafen war.
     
    *
     
    Aagenfelt war von einer Sekunde zur nächsten wach. Wie lange er geschlafen hatte, wußte er nicht. Er schätzte jedoch, daß es mindestens zwölf Stunden gewesen waren.
    Mit großer Mühe kam er von seinem Sessel hoch. Seine Beine schmerzten. Er hatte Hunger und Durst.
    Jede Muskelfaser fühlte sich geschunden an, auch die Arme und der restliche Bewegungsapparat.
    Mit dem Magen hatte er keine Schwierigkeiten, auch nicht mit der Verdauung. Da er keine entsprechende Vorrichtung entdecken konnte, zweckentfremdete er eine Ecke des Observatoriums als Toilette.
    Aagenfelt verschaffte sich aus dem Automaten erneut eine reichliche Mahlzeit. Anschließend untersuchte er die zwei Türen, die auf die Hülle der Station hinausführten. Keine von beiden ließ sich öffnen, Raumanzüge oder Atemgeräte gab es nicht.
    Mit anderen Worten: Er besaß keine große Auswahl, was die Planung betraf. Ihm blieb nichts Andrés übrig, als den Rückweg in Angriff zu nehmen.
    Er stopfte sich mit Nahrung und Flüssigkeit voll, sosehr er konnte.
    Blieb noch die Frage des Proviants zu lösen. Versuchsweise leerte er zwei Plastikschachteln aus, kippte etwas von dem Nonggo-Gebräu hinein und prüfte, ob sie dicht hielten. Das Experiment klappte.
    Aagenfelt zog sein Unterhemd aus. Er stapelte vier Schachteln Nahrung und vier Schachteln mit Flüssigkeit hinein. Das Unterhemd band er sich wie einen Rucksack um den Hals.
    Er fror erbärmlich, aber das würde sich geben, wenn er die ersten paar hundert Meter geschafft hatte.
    Aagenfelt öffnete die Tür zum Treppenschacht. Vor ihm lagen die Stufen. Sie führten aufwärts, und jede einzelne erschien ihm wie ein übermächtiger Feind, den er bezwingen mußte.
    „Die erste ist die schwierigste", sagte er sich. Es klang wie eine alberne Beschwörung. Aagenfelt wollte die Lüge gern glauben, doch er konnte es nicht.
    Mit einer willentlichen Anstrengung hob er den Fuß, setzte ihn auf die Stufe, zog den Körper nach. Er hörte sich vor Schmerzen wimmern. Der nächste Schritt verlagerte den Schmerz auf die andere Seite, was auch nicht viel besser war. Immerhin schrie er nicht mehr.
    Danach ging es etwas leichter. Die erste Treppenwindung kostete ihn noch fünf Minuten. Je wärmer allerdings sein Bewegungsapparat wurde, die Bänder und Gelenke, desto geringer die Qual.
    In dieser Phase bereitete sein Magen die größten Probleme. Statt sich vollzuschlagen, hätte er lieber zusätzlich Vorräte tragen sollen.
    Nach einer Stunde hörten die Magenschmerzen auf. Die größte Leistung seines Lebens lag hinter ihm, die Odyssee durch die Recycling-Anlage und am Schacht entlang; und Aagenfelt hielt weiter durch. In keinem Fall würde er vor einer Treppe kapitulieren.
    Er stoppte fürkurze Mahlzeiten und trank die Schachteln aus.
    War er beim Abstieg immer rechtsherum gelaufen, so ging es beim

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