1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
sollte.
Dann fiel sein Blick auf die Klinke. Er streckte eine Hand aus und öffnete die Tür. Es funktionierte ganz einfach. Tatsächlich!
Dahinter befand sich eine Art Observatorium. Wände, Boden und Decke waren transparent. Das Netz aus Verstrebungen, das die Fenster stützte, diente als einzige Orientierungshilfe in einem Sternenmeer.
Wichtiger noch schien ihm allerdings der Sessel, der mitten im Raum stand. Das Möbel wirkte wie aus Plüsch, quietschbunt und bequem, wahrscheinlich für einen Nonggo gemacht.
Er betete zu allen Göttern des Universums, es möge sich nicht um eine Illusion handeln. Aagenfelt steuerte direkt den Sessel an und ließ sich in die Schale fallen. Es war ein Gefühl, für das er keine Worte besaß; weil er körperliche Verausgabung niemals vorher erlebt hatte.
Krampfhaft hielt er die Augen offen. Er wäre sonst auf der Stelle eingeschlafen. Sein Mißtrauen galt dem seltsamen Observatorium. Eigentlich war es mehr ein Zimmer, kreisförmig und mit einem Durchmesser von maximal zwanzig Metern.
Das Gleißen der Sterne wurde nicht gefiltert, es wirkte sinnbetäubend. Details ließen sich mit bloßem Auge nicht entdecken, keine Sternbilder und keine Raumschiffe.
Am Rand des sichtbaren Feldes zog die Scheibe einer roten Sonne vorbei. Er wertete dies als Hinweis, daß er sich immer noch im Heimatsystem der Nonggo befand.
Durch die Fenster erkannte er eine endlose, abfallende Rundung aus unbekanntem Material. Aagenfelt fühlte sich an eine riesengroße Raumstation erinnert. Erstellte sich das Observatorium als die Spitze eines Aussichtsturms vor, der aus einem kugelförmigen Körper von mehreren Kilometern Durchmesser ragte.
Hieß das, der Transmitter hatte ihn in den freien Raum befördert?
Es mußte sich um die mit Abstand größte Station handeln, die er je gesehen hatte. Aagenfelt erinnerte sich an die Länge der Treppe. Von den Größenverhältnissen tippte er auf ein Objekt wie ein Sporenschiff oder OLD MAN, etwas in der Gewichtsklasse.
Weiter hinten ragten einige Gebilde auf, die er bei näherem Hinsehen für Raumschiffe hielt. Oder zumindest für die Bugspitzen, denn die eigentlichen Körper verschwanden unter der Rundung der Station.
Die Existenz der Fahrzeuge vermittelte ihm eine gewisse Hoffnung. Egal was passierte, dies war kein abgeschnittener Ort, sondern es gab die Chance auf ein Entkommen.
Über die ansonsten glatte Oberfläche lief ein dünnes Netz aus Pipelines. Die Rohre endeten in einem Gebäudekomplex auf der Hülle der Station. Aagenfelt überlegte, ob es sich um eine Fabrik handelte. Die Fülle der Aufbauten legte den Gedanken nahe. Was dort produziert wurde, darüber war ihm keine Aussage möglich.
Sein Sessel war drehbar gelagert. Aagenfelt gab sich einen Schwung zur anderen Seite. Er bemerkte zwei gläserne Türen, die auf die Außenhülle der Station hinausführten. Wie man sie öffnete, konnte er nicht sagen, aber ohne Raumanzug verbot sich ihre Nutzung für Aagenfelt von selbst.
Zwischen den Türen stand ein Apparat: ein ähnliches Ding wie jenes, dem er seine Odyssee verdankte.
Vielleicht diente es aber auch dazu, Kontakt aufzunehmen. Vielleicht hatte er einen Nonggo-Computer vor sich.
Nach einer Weile stand er auf. Es fiel ihm weniger schwer als erwartet, wahrscheinlich kamen mit dem Ende der Treppe auch die Kräfte zurück. Wahllos betätigte er einige Tasten. Aagenfelt erwartete nicht im Ernst, daß er etwas bewirken konnte. Es schien ihm jedoch besser zu sein, wenn er nach einem Strohhalm griff, als dazusitzen und auf den Tod zu warten. Daß er die Treppe nicht noch einmal bewältigen konnte, schon gar nicht aufwärts, das war ihm klar.
„Da soll doch ..."
Es wunderte ihn selbst, als das Gerät mit glucksenden Geräuschen zum Leben erwachte.
Unten in dem Ding öffnete sich eine Klappe. Er konnte plötzlich einen Becher sehen. Aus einer verborgenen Klappe strömte Flüssigkeit in das Gefäß.
Aagenfelt stieß ein irres Gelächter aus.
Natürlich ... Dies hier war ein Aussichtsturm! Und in einen guten Aussichtsturm gehörte selbstverständlich ein Getränkeautomat.
*
Das Gebräu schmeckte abgestanden. Er wußte um das Risiko, trotzdem schüttete er die Flüssigkeit in sich hinein, weil er zwischen Verdursten und Vergiften keinen großen Unterschied mehr sah.
Fremde Speisen konnten einen menschlichen Körper umbringen, wenn sie die falschen Bestandteile enthielten. In diesem Fall passierte gar nichts.
Aagenfelt zapfte sich einen
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