1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt
Aufstieg permanent nach links.
Die Monotonie brachte ihn um. Er fing zu glauben an, daß er bereits zu weit gelaufen war.
Aber irgendwann kam die Tür. Sie stand immer noch offen, so, wie er sie zurückgelassen hatte.
Aagenfelt dachte nicht daran, diesen Weg zu gehen. Er benutzte lediglich den Korridor, der die Treppe und den Recyclingschacht miteinander verband, um sich einige Minuten auszustrecken. Dann machte er sich wieder auf den Weg. Er empfand Verwunderung über sich selbst, über die unvermutete Willen§kraft. In ihm steckte mehr, als mancher dem plumpen Tautmo zugetraut hätte.
Die Treppe verlief weiterhin aufwärts. Es gab keine weitere Tür. Wenn er geglaubt hatte, innerhalb kürzester Zeit den Ausstieg zu erreichen, sah er sich getäuscht.
Eine Ewigkeit verging. Wann er seine letzten Vorräte gegessen hatte, wußte Aagenfelt nicht mehr. Den Durst spürte er nicht als solchen, nur noch einen grausamen Schmerz in seiner Kehle, der nicht endete.
Er hätte nicht geglaubt, daß ein Mensch so etwas ertragen konnte. Hin und wieder machte er sich klar, daß wirklich fähige Leute wie Perry Rhodan, Atlan oder Cistolo Khan in ihrem Leben ganz andere Strapazen gemeistert hatten.
Aagenfelt erreichte das Ende der Treppe mehr bewußtlos als klar.
Die ganze Zeit wollte er linksherum laufen, wollte nur die nächste Treppenstufe erwischen. Es funktioniert nicht, weil es keine Stufen mehr gab.
Er kam nur deshalb wieder zur Vernunft, weil er längst in einer leeren, kühlen Halle stand.
Der einzige Weg, der von hier aus weiterführte, bestand aus einem viereckigen Loch an der Decke, in ungefähr zehn Metern Höhe.
Aagenfelt weinte fast, als er die Konsequenzen begriffen hatte. Hinter ihm lagen ungezählte Kilometer.
Und am Ende sollte er an zehn Metern scheitern, die er ohne Hilfsmittel nicht überwinden konnte?
Unter dem Loch bemerkte er ein rotgestrichenes Quadrat.
Er stellte sich instinktiv mitten auf die gefärbte Fläche. Im selben Moment verlor er den Boden unter den Füßen.
Tautmo Aagenfelt wurde von einem automatischen Antigravfeld nach oben gezogen. Als er durch die Lücke trieb, fiel sein Blick auf ein pulsierendes, von Leben überbordendes Häusermeer.
8.
Unter fremden Sternen Lentini setzte vier Versuche in den Sand. Loura wußte natürlich, daß er keine Schuld daran hatte, aber sie stauchte ihn aus Prinzip zusammen. Beim fünften Mal hatte der Gleiter Schwung genug, um in die FaktordampfBarriere einzudringen.
Der Syntron fing zu funktionieren an, kaum daß sie den Dampf passiert hatten. Mit einem spürbaren Satz schossen sie nach vorne.
Das erste, was über die Funkverbindung hereinkam, war die permanente Katastrophenwarnung. Die Kalkuttani wurden angewiesen, kein Wasser und keine Nahrungsmittel zu verschwenden. Loura zweifelte, ob das ein kluger Ratschlag war. Sie erwartete ihre Rückkehr zur Erde in jeder Sekunde; mit einer kritischen Versorgungslage war eigentlich nicht zu rechnen. Hoffentlich erzeugte die Art der Warnung nicht erst recht Ängste bei den Leuten.
Zwei Stunden, dachte sie, zwei Stunden sind es schon. Und sie fügte trotzig hinzu: Das heißt gar nichts!
In der Stadt schien alles ruhig zu sein. Kalkutta-Nord bot einen erschreckenden Eindruck von Stille und Apathie. Immerhin hielt das die Menschen ab, in Panik verrückte Dinge zu tun.
Die ganze Zeit patrouillierten Polizeischweber kreuz und quer. Sie hielten sich in großer Höhe, so daß man sie von jedem Punkt aus sehen konnte, trotz ihrer geringen Zahl.
Der meiste Betrieb herrschte mittlerweile auf dem Gelände der Syntron-Fabrik. Langsam wurden sogar die Fachidioten munter.
Karabani stellte syntronische Chips für das ATG-Feld des Solsystems her. ATG hieß soviel wie Antitemporales-Gezeitenfeld. Man konnte damit das Sonnensystem, alle Planeten inklusive, ein paar Minuten in die Zukunft versetzen. Die Feldgeneratoren war jedoch im Lauf der Tolkander-Invasion zerstört worden, damit funktionierte das ganze Feld nicht mehr.
Mit Hilfe der Fabrik Karabani sollte der Hauptgezeitenwandler auf dem Merkur repariert werden, das technische Herzstück. Wenn die Fabrik beschädigt wurde, stellte das einen schweren Rückschlag dar.
„Glaubst du, diese Leute sind eine Hilfe für uns?" fragte Lentini.
Sie antwortete skeptisch: „Nein, kann ich mir nicht vorstellen. Mit den meisten kann man nicht mal unfallfrei drei Sätzen wechseln. Außer ihrem Fachgebiet haben die nicht viel im Kopf."
„Du hältst nicht viel von
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