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1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt

Titel: 1883 - Die schiffbrÃŒchige Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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zu halten.
    Aagenfelt begann zu ahnen, daß er an diesem Abend in Terrania fehlen würde.
    Das rote Laserlicht erlosch. Das kreischende Geräusch erstarb und machte völliger Stille Platz. Nur seine Atemzüge waren noch hörbar, hastig und aufgeregt, obwohl er sich am liebsten Mund und Nase zugepflastert hätte.
    Er versuchte, seine Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Nach einer Weile sah er einen diffusen Schimmer, der von überall zugleich kam. Aagenfelt hielt es allerdings für möglich, daß die Nerven ihm einen Streich spielten und daß es in Wirklichkeit völlig finster war.
    Seine nackten Füße steckten im Schlamm.
    Das Gefühl war seltsam und beängstigend. Hätte er die Situation als kleines Kind erlebt, er hätte sich niemals wieder erholt.
    Der kleine Tautmo hätte zweifellos den Verstand verloren - und der große befand sich ganz kurz davon entfernt.
    „Ist da wer ...?" fragte er zaghaft.
    Keine Antwort.
    Aagenfelt wiederholte, diesmal etwas lauter: „Ist da wer? Hallo! Kann mir denn niemand antworten?"
    Nichts passierte. Millionen Lichtjahre von zu Hause entfernt, in der Galaxis der Nonggo - und Tautmo Aagenfelt steckte mit bloßen Füßen in einer Masse, die sich wie Klärschlamm anfühlte und genauso roch.
    Der Gestank wurde ihm erst jetzt bewußt. Er bückte sich und faßte mit den Fingern in die Masse. Ihm wurde klar, daß er es mit Abfall zu tun hatte. Mit verrottetem organischen Müll. Und wenn nicht bald jemand kam und ihn herausholte, dann würde er zweifellos ebenso enden.
    Mit aller Gewalt versuchte er, seine Füße aus dem Schlamm zu lösen. Aagenfelt war nicht besonders kräftig. Es gelang ihm jedoch, den linken Fuß herauszuziehen.
    . Er machte einen Schritt in eine beliebige Richtung. Dann zog er den rechten Fuß hinterher, obwohl ihm der Kraftaufwand unverhältnismäßig groß erschien. Wenn es so weiterging, konnte er nicht sehr lange durchhalten.
    „Ist da wirklich niemand?"
    Der nächste Schritt fiel ihm leichter. Wenn er in Bewegung blieb, konnte sich der Kleister nicht festsaugen.
    Einige Minuten lang stakste er so umher. Aagenfelt erreichte weder eine Wand noch ein Ende des Kleisterfeldes.
    Ihm wurde klar, daß es keinen Sinn hatte. Er blieb stehen und fühlte, wie die Anspannung aus seinen Gliedern wich. Hätte man ihn töten wollen, das grausame Spiel wäre längst zu Ende. Aagenfelt versuchte sich über seine Lage klarzuwerden. Es schien ihm das klügste zu sein, wenn er die Details rekapitulierte und dann überlegte, was schiefgelaufen war.
    ‘ Angefangen hatte alles mit dem Heliotischen Bollwerk.
    Ein fremdes Volk, das sich Nonggo nannte, kam mit seinen Schiffen ins Solsystem - und brachte das Bollwerk mit. Es handelte sich um einen Boliden von unbekannter Funktion, eine exakt sechseckige, scheibenförmige Wabe, 600 Meter dick, 6,6 Kilometer im Durchmesser. Keiner im Solsystem hatte das Ding wirklich haben wollen. Am Ende hatten sich die Nonggo jedoch gegen die Menschen durchgesetzt.
    Das Bollwerk nahm seinen Betrieb auf. Die technische Funktion, das mußte Aagenfelt zugeben, erschien atemberaubend. Ein Heliotisches Bollwerk konnte bestimmte Teile der Erde einfach aus der Umgebung herausschneiden. Die herausgeschnittenen Teile hießen Faktorelemente.
    Sinn der Sache war, die herausgeschnittenen Elemente mit anderen Faktorelementen auszutauschen.
    Ganz egal, ob diese sich 10.000 oder zehn Millionen Lichtjahre entfernt befanden.
    Wichtig war nur, daß auf der anderen Seite ebenfalls ein Bollwerk arbeitete.
    Die Nonggo gaben an, daß zur Heliotischen Wabe - seltsamer Name, dachte er - sechs Bollwerke gehörten. Mit anderen Worten: Sobald das Ganze fertiggestellt war, konnte man zwischen sechs Sonnensystemen beliebig Elemente hin und her tauschen.
    Tautmo Aagenfelt hörte die Sache mit den Bollwerken, als er gerade auf Urlaub war. Und dann kam der Anruf, der alles in Gang setzte.
    „Wir brauchen dich, Tautmo", hieß es. „Du bist unser bester verfügbarer Physiker. Hättest du nicht Lust, am ersten Probelauf teilzunehmen?"
    Einen Moment lang hatte er darüber nachgedacht.
    Einerseits die Party seiner Nachbarin, andererseits die Aussicht, mit einem ‘winzigen, bedeutungslosen kleinen Hüpfer eine fremde Galaxis kennenzulernen.
    Aagenfelt war noch nie in einer fremden Galaxis gewesen. Den Ausschlag hatte dann die Behauptung gegeben, binnen zwei Stunden sei alles schon gelaufen. Wahrscheinlich wäre es auch so gekommen, aber nein, der kleine Tautmo mußte an glitzernden

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