1884 - Botschaft des KONT
weit hinaus.
Down Kempesch Kort legte, wie es die meisten Nonggo taten, wenn sie mit ihrem Neuron kommunizierten, den Kopf leicht zur Seite und schien für einenaußenstehenden, sachfremden Beobachter gleichsam in sich hineinzuhorchen. Er versuchte Kontakt aufzunehmen.
Es war noch viel schlimmer, als er befürchtet hatte ...
Kein Kontakt zum Kenteullen-Makro-Neuron ... Damit ließ sich leben, wenn man seelisch stabil war.
Kein Kontakt zum Meso-Neuron... Kein Wunder, daß die Nonggo reihenweise kollabierten und in einen Zustand geistiger Umnachtung verfielen oder gar aggressiv um sich schlugen.
Überhaupt kein Kontakt, zu nichts und niemandem ... .
Nicht zu den technischen Einrichtungen des Sphärenrades, der heimatlichen Welt eines Nonggo. Kein Zugriff auf die Gerätschaften in der näheren Umgebung; kein Kontakt zu irgendeinem anderen Nonggo ... nicht zu Freunden, zur Lebensgefährtin, zum Kind ...
So muß der Tod sein, in seiner schrecklichsten Form!
Down Kempesch Kort hatte gewisse Erfahrungen damit; er -hatte die ersten drei Jahre seines Lebens gänzlich ohne den SBS-Chip leben müssen, und aus dieser Zeit besaß er noch rudimentäre Kenntnisse darüber, wie man rein optische, olfaktorische, taktile oder akustische Wahrnehmungen verarbeitete.
Wie lange stehe ich hier schon?
Es ging alles so unglaublich schnell, jedenfalls für seine eingeschränkte Wahrnehmung und sein gehemmtes Denkvermögen. Bei den Nonggo spielte sich alles Denken und Empfinden vor dem Hintergrund des Neurons ab; das neuronische Netz erweiterte ihre Fähigkeiten, steigerte ihr Denkvermögen und stimulierte alle Sinne. Aus dem Neuron verbannt zu werden war die härteste und am meisten gefürchtete Strafe bei den Nonggo.
Tastend bewegte sich Down Kempesch Kort vorwärts. Er versuchte sich zu orientieren, zu begreifen, was geschehen war und um ihn herum derzeit geschah. Der sämige Gedankenfluß machte es Down Kempesch Kort. äußerst schwierig, die Lage zu überblicken und zu einem Ergebnis zu kommen.
Ausfall aller Neuronen ...
Mit größter Ehrfurcht wurde bei den Nonggo von solchen Artgenossen gesprochen, die die langfristige Trennung von wirklich allen Neuronen mit heilem Verstand verkraftet hatten. In der langen vieltausendjährigen Geschichte der Nonggo hatte es nur sehr wenige solcher Personen gegeben.
Der bei weitem wichtigste bekannte Nonggo, der das geschafft hatte, war Zenndicyl Pervorat Zeun, der vierte Bote von Thoregon. Allerdings hatte man im Teuller-System seit sechs Dezennien nichts mehr von dieser legendären Persönlichkeit gehört; manche glaubten, er habe diese jahrzehntelange Trennung von allen Neuronen unbeschadet verkraftet; vernünftige und erfahrene Nonggo gingen aber davon aus, daß Zenndicyl Pervorat Zeun auf einer seiner langen, einsamen Reisen den Verstand verloren hatte und daraufhin zwangsläufig auch das Leben.
Hoffentlich beschränkt sich der Ausfall nur auf das Kenteullen-Rad ...!
Insgesamt zwölf Sphärenräder gab es im Gebiet der Sonne Telleur: Das erste war Zeun, mit 4500 Jahren das jüngste, modernste und technisch entwickeltste Sphärenrad; dann kamen Meved und Kort, von diesem stammte Down Kempesch Kort; auf Grendiss folgte Kenteullen, mit siebentausend Jahren das älteste und erste Sphärenrad, zugleich der Hort des Pilzdoms von Teuller. Dazu kamen Bor, Gieber, Nneu, Hermülen, Lantis und Namig. Den Abschluß bildete das Sündenrad, gelegen in einer Umlaufbahn weit entfernt vom Zentralgestirn.
All diese Räder, im Weltraum gelegener Lebensbereich der Nonggo, gestalteten jeweils für sich ein Makro-Neuron, einen geschlossenen, perfekt funktionierenden Lebensraum für einen Teil des Nonggo-Volkes.
Zugriff auf alle MakroNeuronen des Telleur-Systems war nur wenigen Nonggo eingeräumt; den Mitgliedern der Regierung, hochwertigen Wissenschaftlern und anderen Persönlichkeiten von herausragender Wichtigkeit.
Diese einzigartige Kompetenz wurde „neuronische Allmacht" genannt.
Ich muß meinen neuronischen Server erreichen!
Down Kempesch Kort war eine der wenigen gleichsam handverlesenen Personen, denen die neuronische Allmacht zukam. Technische Voraussetzung dafür war der neuronische Server, in seinen Daten eigens auf Down Kempesch Kort abgestimmt. Dieses stationäre Gerät im persönlichen Besitz von Down Kempesch Kort war leider auf dem jeweiligen Heimatrad des Besitzers untergebracht. Normalerweise machte sich das nicht bemerkbar; der Server stellte für seinen jeweiligen Besitzer den
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