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1885 - Zwischen den SphÀrenrÀdern

Titel: 1885 - Zwischen den SphÀrenrÀdern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Informationen über die Struktur dieser Sprache, über Syntax, Semantik, Grammatik standen ihm nicht zur Verfügung. Er verstand, obwohl er es nicht begriff.
    Ein Weiteres: Die Sprache des Gegenübers war unglaublich neutral. Sie besaß keine Untertöne, keine Färbung; keine Modulation - nichts, was man als Grundlage einer Interpretation hätte verwenden können. Der KONT bekam an Informationen nur das, was er hörte, und kein bißchen mehr.
    Der KONT war geschult darin, winzige Pausen beim Sprechen wahrzunehmen und zu interpretieren, er konnte hinter dem Sprechen den Atem des Sprechenden überwachen und daraus seine Rückschlüsse ziehen - aber nicht in diesem Fall. Für weitergehende Interpretationen gab das Sprechen dieses Unbekannten keinerlei Handhabe.
    Der KONT wußte nicht; wie er damit umgehen sollte.
    Immerhin, eines schien klar zu sein: Eine dem KONT bislang unbekannte Macht hatte ihn lahmgelegt, restlos außer Funktion gesetzt. Er hatte nicht geschlafen, war nicht physikalisch paralysiert worden, statt dessen hatte er - so stellte sich die Angelegenheit für ihn dar - eine unbestimmte Zeit lang einfach nicht existiert.
    „Wann bin ich?" fragte der KONT Der Unbekannte, der sich Shabazza nannte, antwortete ohne Zögern. Er benutzte zur Darstellung des zeitlichen Ablaufs die Umlaufzeit eines Planeten, den der KONT kurz vor seiner Desaktivierung besucht hatte.
    Daraus ergaben sich zwei Tatsachen, von denen jede einzelne geeignet war, den KONT zu erschüttern.
    Er war für mehrere Jahrtausende aus der Wirklichkeit entfernt worden. Was das bedeutete, lag auf der Hand. Erstens mußten die Kräfte, die ihm dies zugefügt hatten, von großer Macht gewesen sein. Und zweitens hatte in dieser gewaltig langen Zeit sein Auftraggeber, den der KONT nicht mehr kannte, offenbar keinerlei Anstrengungen unternommen, nach dem KONT zu suchen und ihm zu helfen.
    Die zweite Tatsache war, daß Shabazza über den KONT offenbar sehr viel wußte. Die Frage war: woher?
    „Was ist mit mir geschehen?" wollte der KONT wissen.
    „Man hat dich außer Funktion gesetzt", antwortete Shabazza nüchtern.
    Die nächste Frage kam zwangsläufig.
    „Warum?" erkundigte sich der KONT „Ich bin in Frieden gekommen, um überall im Kosmos nach intelligentem Leben zu suchen undeinen freundschaftlichen Kontakt mit diesem Leben herzustellen. Weshalb .
    hat man mir das angetan?"
    „Die Antwort kannst du dir selbst geben. Überprüfe deine Funktionen. Bist du im vollen Besitz all deiner Fähigkeiten?"
    „Nahezu", antwortete der KONT. „Lediglich ein gewisser Teil meines Ichs ist mir nicht mehr zugänglich. Ich habe diesen Teil Speicherbereich Xgenannt."
    „Und was für eine Art von Informationen ist dort gespeichert?"
    „Ich weiß, daß ich einmal gewußt habe, woher ich komme und in wessen Diensten ich stehe", antwortete der KONT Nach all den Fehlschlägen, die er in der letzten aktiven Phase seiner Existenz hatte erleben müssen, genoß er es, wieder einmal normal und störungsfrei zu kommunizieren. Allerdings irritierte ihn ziemlich, daß es zwischen ihm und Shabazza offenbar nur einen einzigen Kommunikationskanal gab. Alle anderen Möglichkeiten, die ihm zur Verfügung gestanden hatten - und noch standen, wie eine interne Überprüfung inzwischen ergeben hatte -, waren zur Zeit blockiert.
    „Weißt du, seit wann dieser abgetrennte Speicherbereich existiert?"
    „Seit meinem Kontakt mit den Blautiden", berichtete der KONT „Sie waren die erste intelligente Lebensform, die die Kommunikation mit mir verweigert hat. Zudem reagierten sie seltsam auf mich."
    „Und seit jenem Augenblick, KONT, .ist dein Ich beschädigt und funktioniert nicht mehr richtig. Deine Fähigkeiten, KONT, sind gewaltig, gewaltiger, als dir wahrscheinlich bewußt ist."
    Shabazza kennt meinen Namen, ohne daß ich ihn genannt habe!
    „Ich bin mir dessen bewußt. Mein Potential ist unermeßlich. Ich bin perfekt!"
    „Perfekt vielleicht, was deine Fähigkeiten abstrakt angeht. In der Praxis aber haben deine Fähigkeiten seit dem Kontakt mit den Blautiden verheerend gewirkt. Du hast zahlreiche Völker und Zivilisationen geschädigt, Tausende von Jahren in ihrer Entwicklung zurückgeworfen, manche sogar vernichtet! Man nannte dich Goujirrez, den Chaosmacher von Norrowwon."
    „Das ist nicht wahr!" widersetzte sich der KONT Diese Behauptung stand in gravierendem Widerspruch zu seinem Auftrag und seiner Selbsteinschätzung. Er war der KONT, ein Friedensbringer, kein Zerstörer.

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