1888 - Drei gegen Gousharan
Geruch jede seiner Regungen überdeckte. Achysch, der nach außen zwar gutmütig wirkte, in Wahrheit jedoch falsch und verschlagen war. Er stand also immer noch hinter dem toten Poulones, obwohl er nicht müde wurde, seine Loyalität zu beteuern.
Zweifel? Fellokk hatte ein Opfer gesucht und es gefunden, mehr wollte er nicht. Zudem waren die von den Footen stammenden Beweise erdrückend. Ihr Überwachungssystem hatte Achysch bei mehreren Treffen mit bereits hingerichteten Verschwörern aufgenommen, unter anderem mit Kurron, und jeweils an versteckten Orten. Das Material war eindeutig.
Taka Fellokk stellte den fetten Serofen in dessen Gemach zur Rede. Aber immer noch konnte er an Achysch keinen Verrat riechen, nur dessen beißenden Körpergeruch, der jeden Hormonausstoß überdeckte.
Achysch stank schlimmer als je zuvor, und fast erschien es dem Taka, als hätte sein Gegenüber aus gutem Grund diese Schweißausbrüche hervorgerufen.
Achysch leugnete. Er spielte sein altes Spiel des loyalen Serofen, den allein schon sein Alter zwang, Ambitionen wie Verrat und Machtansprüche zu ignorieren. Als Fellokk ihn mit den Aufzeichnungen der Footen konfrontierte, fiel er schier in sich zusammen. Sein ohnehin stets nach vorne gekrümmter Leib neigte sich weiter, fast sah es aus wie eine Verbeugung vor dem Taka.
„Der Schein spricht gegen mich", murmelte er ergeben. „Aber ich habe nie nach dem Amt des Taka gestrebt. Im Gegenteil. Ich mußte mir das Vertrauen der wirklichen Verräter erkämpfen, deshalb habe ich mich mit ihnen getroffen und zum Schein intrigiert ..."
Grollend entblößte Fellokk seine Reißzähne, sog witternd die Luft ein, die ihm in diesem Augenblick einen ersten Hauch von Furcht zutrug.
Und den Geruch von Ergebenheit, so intensiv, daß er sogar den ewigen Gestank übertönte.
Achyschs Hormonausstoß war falsch. So falsch wie er selbst, und beinahe hätten den Taka die Sekundenbruchteile seines Zögerns das Leben gekostet. Ein Dolch in Achyschs Rechter zuckte auf Fellokk zu, aber statt sich tief in sein Herz zu bohren, durchtrennte die vibrierende Klinge lediglich die oberen Waffengürtel. Fellokk hatte sich im letzten Moment zur Seite geworfen, seine verschränkten Fäuste krachten in Achyschs Nacken und trieben den Alten gegen die Wand. Der Serofe quittierte den Aufprall mit einem Fluch, den Dolch immer noch in der Rechten fuhr er für seine fette Körperfülle. erstaunlich schnell herum, aber da packte Fellokk bereits zu und riß ihm den Waffenarm nach hinten.
Achysch schrie auf. Vergeblich stieß er mit den Klauen der Linken nach hinten, wollte die Finger in Fellokks Augen bohren, aber er traf nur ins Leere, dafür fegte ein zweiter, noch kräftigerer Hieb des Taka ihn abermals zur Seite.
Zwei Kriegsmasken eines unbedeutenden Volkes fielen von ihren Halterungen an der Wand, als Achysch aufprallte. Und sofort war Fellokk neben ihm und packte den noch unverletzten Arm. Zugleich umklammerte er mit dem rechten Unterarm den Hals des Serofen und zog seinen Schädel weit nach hinten.
Achysch gurgelte nur noch.
„Du bist der Verräter, Achysch", preßte der Taka zwischen den Zähnen hervor. „Warum?"
Das Gurgeln erstickte.
„Warum?" wiederholte Fellokk. „Sag’s mir, bevor ich dich töte!"
Daß er den Griff lockerte, nutzte Achysch, um sich mit einer blitzschnellen Drehung aus dem Griff zu befreien. Sein Horn stieß nach vorne, aber ein klein wenig schneller packte der Taka zu und riß den Schädel herum.
Es knackte laut und vernehmlich. Ein Zittern durchlief den fetten Leib, dann sackte er haltlos und schlaff in sich zusammen, der Schädel saß verdreht auf den breiten Schultern, die Augen weit aufgerissen, ungläubig blickend, aber inzwischen leblos.
Mit dem Tod des Verräters würde es ein leichtes sein, wieder Ruhe und Ordnung in Gousharan herzustellen, aber das war nicht Fellokks Aufgabe. Er würde endlich darangehen, seine Lösegeldforderungen für die Terraner zu formulieren.
Außerdem war da noch eine Sache, die es zu klären galt: der lästige, aber wohl eher unbedeutende Zwischenfall mit den kleinen Menschen, die es geschafft hatten, in Gousharan einzudringen.
*
Sie werden mich freilassen, dachte Loran Misky, während er sich mühsam seinen Weg durch die Menge bahnte. Sie müssen mich einfach freilassen. Und dann werde ich Terra verlassen. Ob sie mich bezahlen? Natürlich. Umsonst ist der Tod. Ich werde die Siganesen nur Chlenakk übergeben, oder besser noch, nur dem Taka.
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