1890 - Shaogen-Himmelreich
Der Grund ist, du bist sehr zurückhaltend, Ska. Ich erwarte von dir auch in einer extremen Situation eiserne Selbstkontrolle."
„Du wirst sie bekommen."
„Ja. Das weiß ich."
Sie zog ihren SERUN zu und meldete sich bereit.
Die Schleuse der KAURRANG öffnete sich. Ein primitiv wirkender Treppenverschlag senkte sich zu Boden und rastete ein, als der Bodenkontakt hergestellt war.
Rhodan trat als erster hinaus, natürlich mit geöffnetem Helm, anschließend folgten Bull und Ska Kijathe.
Der Fremde, der in wenigen Metern Entfernung ruhig abwartete, war zweieinhalb Meter groß und eineinhalb Meter breit. Man konnte ihn als entfernt humanoid bezeichnen. Seine Gestalt wirkte auf Ska jedoch sehr grobschlächtig.
Speziell der Kopf erinnerte sie an ein terranisches Tier, nämlich an ein Pferd. Aus einer kugeligen Grundform ragte ein vierzig Zentimeter langer Auswuchs, anscheinend ein verlängerter Mundbereich. Unter nicht ganz geschlossenen Lippen ragte eine Anzahl wuchtiger Mahlzähne hervor.
„Ich begrüße euch auf Mourmalin!" rief das Wesen. „Ich bin Tiphenbahn, und ich habe Auftrag, euch im Namen meiner Regierung einen guten Aufenthalt zu bereiten."
Es war dieselbe unbeholfene Artikulation, die sie aus dem Funkspruch kannten.
Dennoch kippte Skas erster Eindruck mit dem persönlichen Kontakt völlig um. Das Wesen, das sich Tiphenbahn nannte, schien ihr mit einemmal sehr sympathisch zu sein.
*
Der Eindruck von Harmlosigkeit und freundlichem Wesen verstärkte sich noch, je länger sie mit Tiphenbahn zu tun hatten. Sie kletterten zu ihm in den Gleiter. Der Mourmale nahm sie mit in die nahe Stadt.
Bei geöffneter Kanzel pfiff ein warmer Wind an ihren Köpfen vorbei.
„Bewohnen die Mourmalen nur dieses eine System?" wollte Rhodan mit gehobener Stimme wissen.
„Ja", gab Tiphenbahn ebenso laut zurück. „Wir haben uns niemals ausgebreitet, weil unsere Vermehrungsrate nicht sehr hoch ist."
„Aber ihr pflegt guten Kontakt zu den übrigen Intelligenzen von Shaogen-Himmelreich?"
„Die Mourmalen haben viele Freunde. Unsere Regierung besitzt Verbindungen, die angeblich bis zum ShaogenSeelenhirten reichen." Entschuldigend fügte er hinzu: „Ob das der Wahrheit entspricht, kann ich natürlich nicht beurteilen. Ich weiß nur, es ist eine gute Regierung. Sie haben mich als Kontaktperson für Beäucher von außerhalb angeworben."
Rhodan fragte: „Bedeutet das, du kennst dich gut in der Galaxis aus?"
„Das will ich meinen!" rief Tiphenbahn stolz. „Ich habe siebzehn fremde Systeme besucht. Eines davon war mehr als zweitausend Lichtjahre entfernt. Obwohl es schlechte Zeiten sind und obwohl das große Unglück über uns gekommen ist ..."
Ska erwartete, daß Rhodan auf diese Äußerung hin nachhaken würde; doch der Terraner schwieg. Er wollte das Wesen offenbar nicht bedrängen.
Durch ihr Blickfeld zogen die ersten Häuser der Stadt.
Die Gebäude wirkten ungeschlacht. Dennoch strahlten sie einen gewissen Charme aus, dem Ska sich nur schwer entziehen konnte. Zahlreiche begrünte Streifen durchzogen die Stadt, dazwischen wechselten Wohnbereiche und hochtechnisierte Fabrikzonen.
Ska erblickte viel mehr High-Tech, als sie aus dem Orbit erwartet hatte. Im Mourmalin-System schien eine. gewisse Understatement-Mentalität zu herrschen.
Ihr Fremdenführer drosselte das Tempo etwas, so daß man die folgende Unterhaltung gegen den Fahrtwind besser verstehen konnte: „Das Volk der Baolin-Nda ist dir dann sicherlich bekannt, Tiphenbahn", unterstellte Rhodan. „Kannst du uns sagen, wo wir zu einem Vertreter der Baolin-Nda am leichtesten Kontakt bekommen?"
Tiphenbahn neigte den Kopf zur Seite, zu Rhodan hin. „Wie hieß das Volk, das du da genannt hast?" erkundigte sich der Mourmale höflich.
„Baolin-Nda."
„Ich habe diesen Namen niemals vorher gehört. Und ich dachte, ich kenne sie alle. Es handelt sich vermutlich um ein sehr unbedeutendes Volk."
„Das kann so nicht richtig sein. Die Baolin-Nda besitzen einen technischen Standard, der sehr weit über dem der Mourmalen liegt."
„Auch über dem der Mönche?"
„Wer sind die Mönche?" fragte Rhodan.
„Man könnte sie als die Herrscher von Shaogen-Himmelreich bezeichnen. Ihr müßt wirklich von sehr weit herkommen, wenn ihr das nicht wißt ..."
„So ist es auch."
„Wir werden sehen, wie wir euch weiterhelfen können. Vielleicht lassen sich die nötigen Informationen am Sitz der Regierung besorgen."
Je weiter sie ins Innere der Stadt gelangten,
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