Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
Gleich hast du ihn zurück. Ich kann wirklich nicht mehr, und du weißt, daß entweder Tamal oder Grasche es Koliwan verraten werden, wenn kein Nachschub mehr kommt. So kommt er zwar auch nicht, aber ich kann vorweisen, daß ich weitergearbeitet habe. Wer weiß, vielleicht bekomme ich dann endlich einen Desintegrator?"
    Siebenton zögerte. Sie wußte genau, daß Koliwan es auch jetzt noch, trotz ihrer Erfolge, nicht gestattete, mit Desintegratoren die Stollen freizustrahlen, statt mühselig den Abraum fortzuschaffen. Er hatte zuviel Angst davor, daß wertvolle Gegenstände im Stollen oder an den Wänden beschädigt werden könnten. Im Grunde gab sie ihm sogar recht. Wer nicht mit einem Desintegrator umgehen konnte, der bedeutete eine Gefahr nicht nur für die Ruinen.
    Was Siebenton tat, war Feinarbeit und daher etwas ganz anderes. Aber dann gab sie nach und reichte Hentele das Werkzeug, nachdem sie die Intensität um Faktor drei verstärkt hatte.
    „Sei nur vorsichtig damit!" bat sie ihre Kollegin. „Du weißt, was Koliwan mit uns macht, wenn du etwas von der Burg beschädigst."
    „Und wennschon. Er kann uns bestrafen, aber nicht umbringen."
    Damit drehte sie sich um und setzte den Desintegrator in Gang.
    Anfangs ging alles glatt, und als Siebenton sah, wie sich Kubikmeter um Kubikmeter verdichteter Sand vor Hentele auflöste, sah sie sich schon als Fürsprecherin dafür, daß zumindest Hentele auch mit einem solchen Gerät ausgerüstet würde.
    Doch dann mußte die andere Frau. vom Sternlicht verlassen worden sein!
    Hentele lachte plötzlich laut auf. „So einfach ist das!" rief sie. „So einfach, Siebenton! Und dafür schufte und schaufele ich seit Jahren!"
    Sie stellte die Intensität höher ein, drehte wie von Sinnen am Stellrad, und aus der schwachgrünen, kalten Glut vor der Abstrahlmündung des Desintegrators wurde eine scharfe grüne Zunge, die sich in den Sand hineinfraß und ihn fortstrahlte.
    „Koliwan ist ein Narr!" rief sie. „Wir können eine Burg innerhalb weniger Tage freilegen!"
    „Nicht!" rief ihr Siebenton warnend zu. „Hör auf!"
    Aber es war schon zu spät. Hentele war wie in einen Rausch geraten und feuerte, was das Zeug hielt.
    Von hinten kamen Tamal und Grasche herbeigelaufen, die sich über das Ausbleiben von Abraum wunderten.
    Hentele hörte sie und drehte sich zu ihnen um, ohne den Desintegrator abzuschalten. Der blaßgrüne Strahl zerschnitt den Stollen und Tamal in Höhe der Hüfte - und bevor Siebenton Hentele das zur Waffe gewordene Instrument aus der Hand schlagen konnte, durchtrenntees zwei Stützpfeiler und brachte den Stollen hinter ihnen zum Einsturz.
    Siebenton desaktivierte den Desintegrator. Sie sah die Zerstörungen in den Wänden, dann die einstürzende Decke. Die vorher mühselig abgestützten Sandmassen kamen herunter und begruben den Stollen.
    Siebenton hängte sich den Desintegrator um und ergriff Hentele und Grasche bei den Händen. Sie zog sie mit sich zurück, bis der Sandrutsch aufgehört hatte und sie in einem höchstens zehn Meter weiten Stollenstück gefangen waren.
    „Dazu habe ich dir den Strahler nicht gegeben!" fuhr Siebenton Hentele an. „Das Licht sei mein Zeuge dazu nicht!"
    Es war ein Unfall gewesen, aber eine Mönchin war dabei ums Leben gekommen. Und sie, Siebenton, trug die Schuld daran.
    „Wir haben hier nur für kurze Zeit Luft", zwang sie ihre Gedanken in eine andere Richtung; Buße konnte sie später noch mehr als genug tun. Ihr breiter, flacher Schädel drehte sich vor Aufregung und Angst von einer Seite auf die andere. „Sicher hat man oben bemerkt, daß der Stollen eingestürzt ist, und wird uns zu Hilfe kommen. So lange können wir aber nicht warten. Wir müssen zum Schacht!"
    Damit nahm sie den Desintegrator wieder herunter und stellte ihn auf höchste Leistung.
    „Wo der Stollen eingebrochen ist, sackt immer noch Sand nach, soviel du auch zerstrahlst!" rief Hentele.
    „Er ist über der Ruine weitgehend abgetragen worden", gab Siebenton zurück. „Wir können es schaffen, er kann nicht ewig nachsinken."
    Sie begann zu feuern. Jetzt konnte sie keine Rücksicht mehr auf die Wandschriften und -bemalungen nehmen, jetzt ging es um das nackte Leben. Sie wunderte sich darüber, daß sie überhaupt so gefaßt sein konnte, wo doch Tamal in zwei Teilen tot unter den eingedrungenen Sandmassen lag. Sie wußte nur eines: Bevor Koliwan mit anderen Helfern da war, würden auch sie tot sein, erstickt.
    Die Mönchin feuerte und feuerte. Für jeden

Weitere Kostenlose Bücher