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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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wertvoll, um sie einfach zu opfern. Statt dessen sollte nun die andere dran glauben.
    „Was erlaubst du dir, beim Sternlicht!" fuhr er sie an, als er die Überraschung über ihren Ausbruch verdaut hatte. Er zeigte mit dem künstlichen Finger auf sie. „Seit wann macht ein Weib Koliwan Vorschriften, was er zu tun und zu lassen hat? Ich werde ...
    „Du kannst es kurz machen, Herr", unterbrach Siebenton ihn. „Entscheide dich für oder gegen Hentele.
    Verstößt du sie, dann werde ich mit ihr gehen."
    „Das kannst du nicht!" Er lachte schallend, so als habe sie sich soeben selbst überlistet. „Du hast ein Arbeitsvertrag über zehn Jahre mt mir abgeschlossen."
    „Dann breche ich ihn, und wir sind beide verstoßen. Hentele und ich werden Wolkenort verlassen. Auf irgendeinem Schiff wird sich schon eine Passage finden und eine Welt, deren Bewohner nicht so stur und herzlos, sind wie die Mönche von Wolkenort!"
    „Siebenton!" rief da Jessup aus. Er schien ehrlich erschüttert. „Sündige nicht! Beflecke nicht deine unsterbliche Seele, indem du Dinge tust oder sagst, die dir später bitter leid tun werden. Wir sind alle noch zu sehr mitgenommen, um klar genug denken. zu können, und sollten."."
    „Ich lasse mich nicht erpressen!" schrie Koliwan. „Von niemandem, auch nicht von dir, Siebenton.
    Wenn du meinst, daß du mit Hentele gehen mußt, dann ..."
    „Nicht, Herr!" rief Jessup und stellte sich mit beschwörender Miene vor den Archäologen.
    Dann flüsterte er ihm etwas zu - und bevor er damit fertig war, traf sie alle das Shaogen-Sternlicht.
    Es war das erste Mal in ihrem Erwachsenenleben, daß Siebenton nicht darauf gewartet hatte. Es traf sie diesmal völlig unvorbereitet. Ihr wurde heiß und kalt, jede Faser ihres Daseins wurde durchleuchtet, nichts konnte unentdeckt bleiben - nicht ihre Aufsässigkeit, nicht ihr Leichtsinn im Stollen, der zu Tamals Tod geführt hatte, aber auch nicht ihr mutiges Auftreten für Hentele.
    Sie hatte es mit ihrer Drohung ernst gemeint und bat dafür um Vergebung, als sie sich niederkniete und die Gebetsformel sprach. Aber eine Sünde war es eine Sünde gewesen? Eine Sünde hätte es für sie bedeutet, zu schweigen und Koliwans böses Spiel mit Hentele mitzuspielen.
    Auch jetzt wieder kam ihr das Sternlicht ewig vor. Doch dann, als es sie verlassen hatte, fühlte sie sich wie befreit und gereinigt. Tief in ihrem Innern spürte sie, daß sie richtig gehandelt hatte.
    Und vielleicht war das Sternlicht auch gerade richtig gekommen, um Koliwans harte Haltung aufzuweichen. Er hatte sein Gebet gesprochen und blickte die Frauen nach wie vor mit finsterer Miene, aber doch ruhiger an. Jessup flüsterte noch einmal mit ihm, bevor er sich wieder neben ihn stellte und den Mönchinnen zuwandte.
    Siebenton hatte nichts mehr zu sagen. Sie ging zu Hentele, die immer noch am Boden lag, und half ihr sanft auf. Dann traten sie zurück bis zu Grasehe, die am ganzen Leib zitterte.
    Gespannt blickten die Frauen auf Koliwan. Der Archäologe schwieg lange. Dann endlich sagte er: „Das nächstemal stelle ich Fothok als Arbeiter ein und keine Mönchsfrauen, die frech sind und ihrem Herrn widersprechen. Frauen sind für die harte Arbeit geschaffen und nicht für das Denken! Aber ich bin in mich gegangen und will euch diesmal noch vergeben. Hentele darf ihre Arbeit behalten, solange sie niemals wieder einen Desintegrator anrührt. Von Siebenton wird sie ihn nicht bekommen können,, weil Siebenton nun selbst ohne Strahler wird auskommen müssen. Für Tamal werde ich einen Ersatz finden. Bis dahin müßt ihr die Arbeit für sie miterledigen. Gibt es Einwände gegen diese Entscheidung?"
    Die Frauen sagten nichts, nur Grasehe dankte unterwürfig. Und Jessup lobte seinen Herrn und „Freund" für das „gerechte Urteil" aus seinem Munde - an dessen Zustandekommen er sicherlich nicht unbeteiligt gewesen war.
    Nein, Siebenton hatte nichts vorzubringen. Den Umständen entsprechend hatte sie das Beste für die Frauen herausgeholt, auch wenn die Zeiten nun wirklich hart werden würden. Da machte sie sich keine Illusionen.
    Koliwan hatte unter dem Druck der Situation - woher bekam er rasch genug qualifizierte neue Arbeiterinnen, und durfte er Siebenton wirklich ziehen lassen? - nachgegeben und dabei eine Niederlage erlitten.
    Und das würde er nicht so schnell auf sich beruhen lassen.
     
    *
     
    Sie hatte gewußt, daß die Arbeit hier die Hölle war - allerdings für andere. Jetzt erfuhr sie es am eigenen

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