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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Leibe.
    Koliwan ließ sie neben Hentele die grobe Arbeit am Ende des Stollens machen. Abwechselnd trugen die Frauen den Abraum in schweren Eimern zu Grasche, die sich damit erschöpfte, ihn weiterzubringen bis zum Antigravkorb. Den verfestigten, krustigen Sand mußte Siebenton von Hand mit Hammer und Meißel und groben Bürsten von den Wänden entfernen. Doch selbst dabei fand sie Mittel und Wege, sich die Prozedur einfacher zu gestalten, und das erfuhr Koliwan. Er registrierte das und nutzte Siebentons Neuerungen an den anderen Stellen. Sie war immer noch wertvoll für ihn, auch wenn sie ihren Ehrgeiz nicht mehr für ihn einsetzte, sondern für sich selbst, um zu überleben.
    Noch drei Jahre ...
    So entschlossen sie gewesen war, ihren Vertrag für Hentele zu brechen, so sehr war sie nun in der Absicht gefangen, diese restlichen drei Jahre ihres Martyriums durchzustehen. Sie wollte Koliwan nicht den Triumph gönnen, sie als Ausgestoßene zu sehen. Irgendwie war es auch so etwas wie ein Machtkampf zwischen ihnen geworden. Er wollte sich für die erlittene Niederlage rächen, und sie wollte ihm beweisen, daß er sie durch keine noch so große Schikane kleinkriegte.
    Eine, wenn nicht die größte Hilfe war ihr dabei die Freundschaft von Hentele und Grasche. Der schlimmste Tag in ihrem Zusammensein hatte tatsächlich aus alten Rivalinnen nicht nur Frauen gemacht, die sich gegenseitig akzeptierten, sondern wirkliche Kameradinnen. Hentele würde Siebenton bis zum Tod nicht vergessen, wie sie sich für sie eingesetzt und dabei ihr eigenes Schicksal riskiert hatte. Und das gleiche galt für Grasche ebenso.
    Nach Ende der Schicht, wenn sie sich erfrischt und gegessen hatten und in ihrem Zelt lagen, unterhielten sie sich, bevor sie vor Erschöpfung einschliefen. Sie schmiedeten Pläne für die Zukunft. Henteles Arbeitsvertrag lief in einem Jahr aus, und sie hatte nicht die Absicht, ihn auch nur um einen Tag zu verlängern.
    Sie sagte immer, daß sie „draußen" auf Siebenton warten würde, um dann mit der kontraktmäßig festgelegten, ihnen zustehenden Summe, die bei Vertragsende fällig wurde, eine Passage zu einem anderen Planeten zu buchen.
    Sie sagte das auch noch, als ihre zehn Jahre herum waren und sie Koliwan verließ. Sie versprach, an dem Tag, an welchem Siebenton frei sein würde, am Raumhafen von Bleuht auf sie zu warten.
    Aber Siebenton war nicht sicher, ob sie diesen Tag noch erleben würde. Sie schlief schlecht, und die Alpträume wurden schlimmer: die Welt ohne Licht, der unerreichbare Gipfel ...
    Das Kräftemessen mit Koliwan wurde immer härter. Er wußte, daß sie seine Herausforderung angenommen hatte, und mutete ihr immer schwerere Arbeiten zu, die mit ihrer ursprünglichen Tätigkeit nichts mehr zu tun hatten. So besessen, wie er von den Tessma war, so besessen war er jetzt von dem Gedanken, die Mönchin in die Knie zu zwingen. Und je mehr Widerstand sie ihm leistete, desto größer war seine Wut.
    Siebenton hatte nur noch Grasche als Freundin. Die neuen Arbeiterinnen waren wieder nur auf ihren Vorteil bedacht. Siebenton sehnte jede Periode des Shaogen-Sternlichts herbei, um in diesem kurzen und doch so langen Augenblick der Durchleuchtung Kraft und Frieden zu tanken.
    Ihre Sehnsucht nach der Ferne wurde größer und größer. Bald ertrug sie ihre Arbeit nur noch, indem sie sich dabei vorstellte, wie es nach Ablauf des Vertrags sein würde und daß Hentele ihr Versprechen halten würde. Sie zählte die Tage. Jeder Schlag mit der Hacke, jede Schaufel mit Sand war eine weniger, die sie für Koliwan zu füllen hatte, dessen Erniedrigungstaktik auch nicht davor haltmachte, daß er ihr eindeutige sexuelle Angebote machte.
    Wenn sie ihm körperlich zu Willen war, sagte er, wollte er sie wieder mit leichteren Arbeiten bedenken.
    Sie ließ ihn dafür ihre ganze Verachtung spüren.
    Und sie arbeitete wie eine Besessene. Jede Schaufel eine weniger. Jeder Kubikmeter Sand einer weniger. Irgendwann würden sie auf den Thronsaal stoßen. Dann neue Geheimnisse und eine neue Burg.
    Vielleicht auf Wolkenort, vielleicht auf einem der anderen Planeten, die ehemals zum tessmalischen Sternenreich gehört hatten.
    Weiter, immer weiter. Nicht rasten. Koliwan keine Chance zum Triumph geben. Der Möncheschinder sollte erkennen, daß ihm auch Frauen gewachsen waren. Zumindest eine. Grasche und die anderen Arbeiterinnen waren leider nur typische Mönchinnen, im Gegensatz zu Hentele und ihr. Sie arbeiteten, um zu leben. Sie dachten

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