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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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daher um so wertvoller für Siebenton, denn ihre Träume fürchtete sie.
    Wenn sie schlief, suchten sie ihre Dämonen heim. Dann sah sie schreckliche Bilder von einer ‘Zeit ohne Licht. Und immer wieder sah sie sich einen steilen Berg hinaufklettern, dessen Gipfel sie niemals erreichte.
    Diese Angst verfolgte sie manchmal bis in den neuen Tag hinein. Sie versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. Entweder gelang ihr das, oder Greine und Oriwan waren ganz einfach zu dumm.
    Ich versündige mich! durchfuhr es Siebenton bei dem Gedanken daran. Es ist die Sünde der Arroganz!
    Jeder Mönch glaubte tief an das Leben nach dem Tode. Dies war die Quintessenz des Shaogen-Kults, dem alle Intelligenzen dieser Galaxis huldigten - einmal abgesehen von den Anhängern des Traal-Gegenkults im Halo der Galaxis, bis wohin das Shaogen-Sternlicht nicht reichte. Das Tod-Erleben war das einzig wirklich Erstrebenswerte. Und wie es nach dem Tod der körperlichen Hülle weitergehen würde, darüber entschied jeder Bewohner von Shaogen-Himmelreich selbst, ob Mönch oder Mourmale, Fothok oder Caligur, Jedouine oder wie sie sonst alle hießen.
    Das Shaogen-Sternlicht durchleuchtete sie alle siebzig Stunden und blickte tief in ihre Seele hinein. Es sah alle Sünden und registrierte alle guten Taten. Und dann, eines Tages, wenn das Leben in dieser körperlichen Hülle zu Ende war, betraten die Mönche das Shaog, das sie auch Himmelsburg nannten. Es war jene Stätte, an der das Tod-Erleben stattfand, also das Hingleiten in die nächste Existenzform. Und das Shaog konnte Himmel oder Hölle sein, je nachdem, wie der Mönch sein Leben gestaltet hatte; ob er ein Heiliger gewesen war oder ein Sünder.
    Siebenton wurde aus diesen Gedanken und ihren Selbstvorwürfen gerissen, als der Verwalter das Großhaus betrat und sich alle Blicke auf ihn, den Mann, richteten.
    Und er kam nicht allein.
     
    *
     
    Klast war zwischen hundertachtzig und zweihundertzwanzig Jahren alt, genau ließ sich das nicht schätzen, und über sein Alter hatte er natürlich nie zu den Frauen gesprochen. Bestimmte Anzeichen sprachen aber dafür, daß er sich noch in der Mitte seiner Mannesjahre befand. Das Volk der Mönche war relativ langlebig. Es hieß, daß einige Männer weit über die Dreihundert gekommen seien, mit allen Vor- und Nachteilen dieses hohen Alters. Im Normalfall starben die Mönche mit 280 oder 290 Jahren.
    Sein Begleiter war auf jeden Fall jünger als Klast. Dafür sprach die Art, wie er sich bewegte. Außerdem war sein Blick heller und wacher. Er sah sich neugierig um, als er neben Klast in der Mitte des Großhauses stehenblieb.
    „Ich grüße euch, Frauen", begann der Verwalter, „und bete mit euch zum allgegenwärtigen Sternlicht."
    Das Gemurmel, das angehoben hatte, als die Männer eingetreten waren, brach ab. Die Mönchinnen sprachen mit Klast und dem geheimnisvollen Fremden die Gebetsformel. Dann entspannten sie sich wieder und sahen Klast abwartend an.
    Äußerlich gab es keine nennenswerten geschlechtlichen Unterschiede zwischen Mönch-Frauen und MönchMännern. Daß ein Mönch dennoch sofort sah, ob er es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hatte, lag an einer Vielzahl von Kleinigkeiten, die zusammengenommen eine sofortige sichere Bestimmung erlaubt: natürlich das Alter, dann gewisse Unterschiede in der Struktur der Haut, ein bestimmter Geruch ... Dazu kam, daß die Schärpen der Männer eine andere Farbe hatten als die der Frauen. Die der Männer waren rot, die der Frauen gelb. Diejenigen der Priester waren wiederum anders gefärbt.
    Etwa so wie die des jüngeren Mannes, aber um Shaogen-Hüter zu sein, hatte er noch lange nicht das notwendige Alter.
    Siebenton sah ihn fest an. Sie interessierte sich sofort für ihn. Sein Erscheinen mußte etwas Besonderes zu bedeuten haben, und Klast ließ die Mönchinnen auch nicht lange im unklaren.
    „Frauen", sagte er zu Siebentons Überraschung, „wir sind sehr zufrieden mit euch. Trotz der Dürre habt ihr hervorragende Arbeit geleistet und den Plan nicht nur eingehalten, sondern heute sogar unterschritten. Wenn ihr so weitermacht, ist das Areal unserer Kolonne in vier Tagen bepflanzt, und dann kann es regnen. Es sind für die kommende Woche ergiebige Niederschläge vorausgesagt - dem Licht sei Dank!"
    Zuerst sahen die Frauen ihn ungläubig an, dann brach spontaner Jubel aus. Oriwad stieß Siebenton mit dem Ellbogen in die Hüfte und raunzte sie an: „Nun sitz nicht so da, als hättest du nichts

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