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1891 - Das Mädchen Siebenton

Titel: 1891 - Das Mädchen Siebenton Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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geschah es, daß ein Shaogen-Hüter, ein Priester des Shaogen-Kults, ein Großhaus betrat und die Allmacht des Sternlichts lobte oder jenen, die gesündigt hatten, die Beichte abnahm.
    Auch das geschah öffentlich. Der einzige Raum, in welchem die Mönchinnen der Kolonne nur für sich waren, war der Innere, war ihre Seele.
    Siebenton ließ sich wieder auf ihrer Decke nieder, was für einen Menschen der Erde einigermaßen grotesk ausgesehen hätte. Sie ging zuerst in die Knie, dann lehnte sie sich vorsichtig nach hinten, stützte sich mit ihren durchgestreckten Armen ab, bis das Gesäß den Boden berührte. Dann erst bog sie ihren Körper nach. vorn und ließ die Arme über die Knie baumeln, bis sie völlig im Gleichgewicht war. Die Körper der Mönche waren etwa 1 40 Meter hoch, und ihre Schulterbreite betrug rund achtzig Zentimeter. Dies war gleichzeitig die Breite des dreißig Zentimeter hohen Kopfes. Unterhalb des dünnen, sehnigen Halses boten .die Mönche einen zwar etwas eckigen, aber durchaus humanoiden Anblick nur wenn man sie von der Seite sah, wurde man überrascht.
    Die Mönch-Körper waren nur zehn Zentimeter flach, und das an der dicksten Stelle. Sah man sie von vorne und dann sich drehen, konnte man an eine optische Täuschung glauben.
    Siebenton lehnte sich mit dem Rücken gegen die behagliche Wand und zog langsam ihre Soukas aus, die enganliegenden Handschuhe, die während des Tages über die dreifingrigen Hände und dreizehigen Feiße gestreift waren. Mönche waren Reinlichkeitsfanatiker und hatten dauernd Angst, sich mit irgendeinem Erreger zu infizieren. Bei der Feldarbeit war dieses Risiko natürlich größer als im Stadtleben. Aber auch dort trugen die Mönche Soukas.
    Unter ihnen zeigte sich wie am ganzen Körper eine weißblaue Schuppenhaut. Kleidung im herkömmlichen Sinn kannten die Angehörigen des größten Intelligenzvolks der Galaxis Shaogen-Himmelreich nicht; sie besprühten sich in wöchentlichen Abständen mit einem saugenden, milchigweißen Kunststoffilm, der den Körper wie eine zweite Haut umschloß. Dazu trugen sie eben nur die Soukas und, um die Schultern geschlungen, Schärpen aus feinem Tuch, die sich wie Patronengurte kreuzten. In diesen Schärpen gab es Taschen für wichtige Utensilien.
    In eine solche Tasche griff Siebenton und holte einen kleinen Beutel daraus hervor. Mit der anderen Hand nahm sie die weiße Dozz-Pfeife, die sie immer an einem geflochtenen Band um den Hals trug.
    Oriwad und Greine, deren Decken sich links und rechts neben ihr befanden, sahen es und rückten schnell näher, so als hätten sie nur darauf gewartet. Dabei besaßen sie selbst jede ihre Pfeife. Jeder Mönch hatte eine.
    „Du wirst doch nicht wieder allein rauchen wollen", sagte Greine und hatte ihre Dozz-Pfeife bereits in der Hand. „Du hast das beste Kraut weit und breit. Heute gibst du uns etwas davon ab, ja?"
    „Warum sollte ich das tun?" fragte die junge Frau. „Ihr habt doch selbst genug davon, und wenn der Priester wie der ..."
    „Er wird so bald nicht kommen und neues Kraut verteilen", fuhr Oriwad ihr schnell ins Wort. „Und außerdem stimmt es, daß er dir immer vom besten gibt. Woran liegt das, Siebenton? Wofür will er dich belohnen?"
    „Für ihre Neugier", stichelte Greine. „Dafür, daß sie denkt wie ein Mann."
    „Ihr seid verrückt, beide."
    „Sind wir das, ja?" keifte Oriwad. „Wir werden es sehen, wenn Klast kommt und uns seinen Vortrag hält. Wen wird er dabei wohl wieder am längsten ansehen?" ‘ Klast war einer der Verwalter.
    Siebenton hatte keine Lust, sich zu streiten. Sie gab ihren beiden Gefährtinnen etwas von ihrem Kraut ab, das halluzinogen wirkte und im Shaogen-Kult als wichtiges Hilfsmittel dazu diente, das seelische Gleichgewicht und die Konzentrationsfähigkeit zu wahren. Die Mönche rauchten über den ganzen Tag verteilt etwas davon. Erst am Abend aber machten sie ein Zeremoniell daraus und ließen es zu, daß sie vom Dozz leicht berauscht wurden.
    Siebenton sah jetzt überall die Frauen in Gruppen zusammensitzen und ihre Pfeifen benutzen. Ein süßlicher Duft erfüllte das Großhaus. Die Gespräche verstummten.
    Siebenton war froh, als Greine und Oriwad endlich schwiegen. Sie war ihnen zu unendlichem Dank verpflichtet, aber immer häufiger fühlte sie sich besser, wenn sie nicht bei ihr oder, so wie jetzt, mit ihren eigenen Angelegenheiten beschäftigt waren.
    Über dreißig Jahre hinweg hatten ‘die beiden Frauen sie betreut und überall dorthin

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