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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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sagen, Crabach?" fragte Siebenton.
    „Daß er als reaktionär gilt und allem Neuen verschlossen gegenübersteht. Er hat sich vor deiner Wahl zu Lokhout bekannt, obwohl ihm die Einmischung nicht zustand. Ist dir auch das unbekannt?"
    „Nein, nein", log Siebenton. Aber es stimmte. Er hatte nichts davon geahnt. Aber Walyon. Er mußte es die ganze Zeit über gewußt haben. Deshalb also auch seine Warnung!
    Siebenton schickte Crabach auf seine Mission und begab sich in das sogenannte Uralte Archiv, um sich abzulenken. Es befand sich am äußersten Rand der Inversen Wache und bestand aus einer runden, sieben Meter durchmessenden Kammer. Die Wände waren bis in zwei Meter Höhe von Speicherkristallen in beschrifteten Halterungen bedeckt. Die Einrichtung des Archivs war spartanisch. Ein einziger Hocker stand vor einem Tisch, auf dem sich ein Lesegerät befand.
    Allerdings kam noch ein dritter Gegenstand hinzu, ein geheimnisvolles Schaltpult, über dessen Sinn und Bedienung die Seelenhirten von Wolkenort heute nichts mehr wußten. Auf einer viereckigen gelben Säule von 1,20 Metern Höhe befanden sich einige Dutzend Kipp- und Sensorschalter, zu denen noch ein Display von acht mal acht Zentimetern Größe kam, das sich jedoch jeder Aktivierung widersetzte.
    Hier fand Siebenton Ruhe. Hier fand er eine unermeßliche Fundgrube, um seine brennende Neugier zu befriedigen.
    An diesem Tag aber konnte er sich kaum auf etwas konzentrieren.
     
    *
     
    Die Begegnung mit den Führern der Shaogen-Außenwächter fand auf dem Planeten Bressor im System der gelben Sonne Klahteul statt, knapp sechzehntausend Lichtjahre von Wolkenort entfernt. Ein riesiges Zelt war am Rand der einzigen großen Stadt errichtet worden, und als der KREUZMOND VON WOLKENORT sich majestätisch hinabsenkte und zweihundert Meter über dem Boden verankert wurde, lag auf der anderen Seite des Treffpunkts bereits das Außenwächterschiff auf seinen gravoenergetischen Prallkissen.
    Siebenton verließ seinen Kreuzmond mit einigen Beratern im Gefolge per Gleiter. Von der anderen Seite kamen die Außenwächter auf die gleiche Weise. Siebenton konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, daß sich hier zwei gegnerische Parteien auf neutralem Boden trafen, um miteinander zu verhandeln.
    Die Begrüßung war so frostig, daß Siebenton sich nach den Begegnungen mit den Jedouinen und anderen galaktischen Völkern zurücksehnte. Tatsächlich war es Brovn, der ihm gegenüberstand, aber durch kein Wort erwähnte, daß sie sich bereits einmal getroffen hatten. Er tat so, als hätten sie sich niemals gesehen.
    Eine Stunde lang wurden vorsichtig Höflichkeiten ausgetauscht. Dann kam die Sprache auf konkretere Themen, schließlich auf Siebentons Rundreise und seine Reformwilligkeit. Und da konnte sich Brovn nicht mehr beherrschen.
    Obwohl es seinen Begleitern sichtlich unangenehm zu sein schien, begann er die Aktivitäten des Seelenhirten zu verteufeln und stellte klar, daß ein Seelenhirte seiner Ansicht nach in der Inversen Wache zu sitzen habe und sonst nichts. Daß er sich nicht in die Belange der Völker einzumischen und sich nur den Fragen des Glaubens zu widmen habe. Brovn ereiferte sich immer mehr, Siebenton erkannte ihn nicht mehr wieder. Er wurde zum düsteren Propheten eines nahenden Untergangs. Am Ende verstieg sich der Außenwächter-Oberbefehlshaber in die Behauptung, Siebenton sei als Seelenhirte das größte Unglück, das Shaogen-Himmelreich seit Jahrhunderten widerfahren sei, ein Priester des Bösen, der großes Unheil über die Galaxis bringen würde.
    Da wurde Siebenton klar, daß dieser alte und kranke Mann, mittlerweile rund 320 Jahre, den Verstand verloren hatte und von seinen eigenen Dämonen getrieben wurde.
    Beide Parteien trennten sich und vertagten sich auf morgen. Im KREUZMOND besprach sich Siebenton mit seinen Beratern, und als er am anderen Tag wieder das Zelt betrat, verkündete er seine Entscheidung, Brovn mit sofortiger Wirkung abzusetzen. Zu seinem Nachfolger bestimmte er den jüngeren Mönch Korter, den ihm seine Berater empfohlen hatten. Korter stand Siebentons Politik wesentlich wohlmeinender gegenüber als sein Vorgänger, der ohne ein Wort, aber mit einem Blick voller Haß von der Bühne der Macht abtrat.
    Priester und Außenwächter besprachen noch zwei Tage lang die Probleme an der Peripherie, wobei Siebenton sich bemühte, das vernachlässigte Wissen nachzuholen, und trennten sich danach in gutem Einvernehmen. Siebenton hatte einen weiteren

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