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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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mir gelungen, ihn schon halb und halb, ja schon vielleicht dreiviertel für deinen Vorschlag einzunehmen, und so darfst du der angenehmen Hoffnung sein, daß das vierte Viertel sich bis morgen früh auch noch einstellen wird. Du wirst also einsehen, daß das Kismet dir und deinem Kamel nicht ungünstig gestimmt ist. Ihr werdet voneinander befreit werden!“
    Dieser liebe, kleine Pfiffikus! So schwer es ihm stets wurde, sich in die Verhältnisse und Anschauungen meines Vaterlandes zu versetzen, in welches er den Orient fast stets zu übertragen pflegte, jetzt, wo es sich um die Aneignung des Hedschihn handelte, hatte er sich sofort daran erinnert, daß mir ein Kamel in der Heimat nichts nützen könne! Und dann die rasche und sonderbare Ausdeutung meines Hm. So etwas brachte eben nur mein Hadschi Halef fertig!
    Früh gestand er mir, daß er wegen des Hedschihn fast die ganze Nacht nicht habe schlafen können, und daß ich es unbedingt annehmen müsse, wenn ich ihn nicht für seine ganze Lebenszeit um den Schlaf bringen wolle, was doch unbedingt seinen schließlichen Tod zur Folge haben müsse. Dann zog er den Basch Nazyr heran, und ich wurde von ihnen, nach Halefs gestrigem Ausdruck, in der Weise ‚bearbeitet‘, daß ich schließlich wohl oder übel meine Einwilligung erteilte. Das gab einen Jubel bei den Haddedihn! Ebenso kann ich von dem Perser sagen, daß er sich wirklich und aufrichtig freute. Er hatte mir das Geschenk nicht in chinesischer Weise, auf welche man mit der Nichtannahme zu antworten hat, angeboten, und diese seine Freude war mir ebenso lieb wie der Gegenstand seiner Freigebigkeit. Während die andern das Kamel umringten und alle seine Vorzüge aufzählten, wobei es von ihnen als ‚unser‘ Hedschihn bezeichnet wurde, nahm er mich auf die Seite und sagte:
    „Effendi, da du mich mit der Annahme meines Geschenkes beglückt hast, muß ich dir etwas sagen, was jetzt noch niemand außer dir zu wissen braucht. Es ist dir wohl bekannt, daß man den Kamelen nicht, wie den Pferden reinsten Blutes, ein ‚Geheimnis‘ geben kann, denn sie sind zu dumm dazu; bei diesem Hedschihn aber ist es mir gelungen, und zwar vortrefflich. Es besitzt eine Intelligenz, welche man bei seinesgleichen sonst vergeblich sucht, und ist so treu, anhänglich und willig wie ein Pferd. Da es nun dein Eigentum ist, will ich dir sein Geheimnis mitteilen, damit du es anwenden kannst. Das Tier heißt Maschurah (Die Berühmte). Um es vorher aufmerksam zu machen, mußt du diesen Namen zweimal nennen, worauf du dreimal hintereinander das Wort ‚Bubuna‘ (Kamille) sagst. Hast du das getan, so entwickelt es eine Eile, welche dir die stille Luft als Wind erscheinen läßt, und hört nicht eher auf, als bis du ihm das Wort ‚Yawahsch!‘ (Langsam, sachte) auch dreimal sagst. Da das Kamel das Pferd an Ausdauer überhaupt übertrifft, so hält meine Maschurah, die nun die deinige ist, auch unter dem Geheimnis viel länger aus als ein Pferd, was dich aus großer Gefahr erretten kann und jede Verfolgung nutzlos machen wird. Hast du dir das alles gut gemerkt?“
    „Ja; ich danke dir! Aber sag, warum hast du grad dieses Wort Bubuna gewählt?“
    „Weil dieses Hedschihn eine große und ganz sonderbare Vorliebe für Kamillen hat. Ich habe darum, so oft ich es reite, stets einige von diesen Pflanzen in der Tasche. Ich reibe sie in der Hand, so daß sie nach ihnen riecht und liebkose dann das Maul und die Nase Maschurahs mit dieser Hand. Wenn du das tust, wirst du seine Freundschaft und Liebe schnell erwerben. Nur darfst du es keinem andern verraten, dem es dann durch Anwendung dieses Mittels gelänge, die Anhänglichkeit des Tieres auf sich zu lenken. Ich habe auch jetzt Kamillen mit und werde sie dir geben. Sie sind trocken geworden, duften aber noch stark genug.“
    Ein Kamel mit einem ‚Geheimnis‘! Das hatte auch ich bisher für unmöglich gehalten. Wenn es sich bewährte, so war diese Stute allerdings unbezahlbar zu nennen! Er gab mir die Pflanzen, welche ich einsteckte, und erteilte dann seinen Asaker den Befehl, sich zum Aufbruch zu rüsten.
    Als dies geschehen war, verabschiedete er sich von uns. Es geschah das in der herzlichsten Weise. Man sah ihm an, daß er uns liebgewonnen hatte; die Tränen standen ihm in den Augen, und er griff immer und immer wieder nach unseren Händen. Es war wirklich, als ob er sich gar nicht von uns trennen könne.
    Ich forderte ihn zur größten Vorsicht auf und bat ihn, wenigstens für heut ja den Weg zu

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