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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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meiden, den er, und wir nach ihm, hierhergeritten war. Er versprach das auch, doch leider nicht in der bestimmten Weise, wie ich es wünschte, und ich merkte gar wohl, daß er die ihm von den Khalid drohende Gefahr nicht für so bedeutend hielt wie ich. Er glaubte, seinen Kanz el A'da sicher zu haben, denn sie waren ja nach Süden gezogen, während er nach Norden ritt. Als er sich schon in Bewegung gesetzt hatte, rief ich ihm meine Warnung noch einmal dringend nach. Er drehte sich nach uns um und nickte mir lächelnd zu, doch grad dieses Lächeln wollte mir nicht gefallen!
    Es verstand sich ganz von selbst, daß Halef ihm eines unserer besten Hudschuhn gegeben hatte, welches zwar nicht den Wert von Maschurah besaß, aber doch verläßlich war. Als sich die Reiter so weit entfernt hatten, daß wir sie nicht mehr sehen konnten, beschäftigte ich mich mit der Stute. Sie hatte ihrem bisherigen Herrn sehr lange nachgesehen, eine Anhänglichkeit, die von uns allen noch bei keinem Kamel beobachtet worden war. Als ich ihr mit meiner nach den Kamillen duftenden Hand über die Nase strich, sog sie den Geruch mit sichtbarer Wonne ein, streckte die Lippen wie Fangschalen so außerordentlich weit, daß ich darüber lachen mußte, aus und ließ die Hand vollständig im Maul verschwinden, wo sie, das Gebiß nur ganz sanft auflegend, an ihr zu saugen begann wie ein Kind an einem Zuckerstück. Ich sah, daß es mir nicht schwerfallen werde, ihre Zuneigung zu gewinnen, und ließ ihr meinen Sattel auflegen, denn es verstand sich ganz von selbst, daß ich sie nun ritt.
    Nun konnten auch wir den Bir Hilu verlassen, den wir wohl nicht wiedersehen würden; so dachten wir, weil wir uns für die Heimkehr von Mekka einen andern Weg vorgenommen hatten, doch es steht geschrieben: ‚Denn meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, noch meine Wege eure Wege, spricht der Herr!‘ Unsere Schläuche waren voll. In dieser Beziehung waren wir darauf vorbereitet, die Aïn Bahrid heute abend schon besetzt zu finden. Wir hatten Wasser für mehrere Tage.
    Als wir den Brunnenplatz verlassen hatten, waren die Spuren der Beni Khalid so deutlich zu sehen, daß wir ihnen mühelos folgen konnten, denn es verstand sich ganz von selbst, daß wir dies taten. Wir mußten wissen, woran wir mit ihnen waren. Nach vielleicht einer Stunde kamen wir aus der Wüste der zerstreuten Felsengruppen heraus auf den offenen, ebenen Sand. Die Fährte führte genau in der Richtung der ‚Kalten Quelle‘.
    Halef und Kara ritten neben mir. Unsere Unterhaltung hatte fast nur den Perser zum Gegenstande, der in dem gestern abend geführten Gespräch wiederholt den tiefen Eindruck verraten hatte, der ihm von der vorgestrigen Szene mit Ben Nur hinterlassen worden war. Das Wort von der Liebe hatte sich seinem Herzen so tief eingeprägt, daß er wiederholt und mit großem Eifer darauf zurückgekommen war. Darum hegten wir die Überzeugung, daß sie von jetzt an wohltätig auf sein Tun und Leben einwirken werde.
    Nach einer zweiten Stunde bog die Spur nach Westen ab. Das war ein Umstand, der uns auffallen mußte. Es kam uns nicht bei, unsere bisherige Richtung innezuhalten, sondern wir blieben der Fährte der Beni Khalid treu. So ritten wir vielleicht zwei Stunden lang nach Sonnenuntergang und sahen dann an dem Horizont vor uns eine dunkle Linie auftauchen, von welcher der Ben Harb, unser Führer, vermutete, daß sie ein langgestreckter Höhenzug sei, von dem er wohl gehört hatte, dessen Namen er aber nicht kannte. Wenn er sich nicht irre, müsse die Wüste nun wieder steinig werden.
    Dies war auch wirklich der Fall. Je näher wir dieser Höhe kamen, desto gerölliger wurde der Sand; dann trat der nackte, unbedeckte Felsen zutage, auf welchem wir nur noch mit Mühe die Spuren entdecken konnten.
    „Warum mögen die Beni Khalid wohl von ihrem Weg abgewichen und hierhergeritten sein?“ fragte Halef. „Ob das mit uns zusammenhängt, Sihdi?“
    „Zunächst wohl mit dem Perser und dann auch mit uns“, antwortete ich. „Mir wird jetzt angst um ihn, und ich wünsche von Herzen, daß meine Vermutung sich nicht bestätigen möge! Die Beni Khalid haben diese ihre neue Richtung in so auffälliger Weise eingeschlagen, daß die Absicht, wir möchten ihnen folgen, für mich bewiesen ist. Wahrscheinlich stecken sie dort an einer verborgenen Stelle dieser Höhe, um uns zu überfallen, wenn wir kommen. Aber es gibt auch wieder einen Grund, grad dies nicht anzunehmen. Ich bin überzeugt, daß es Tawil

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