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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Rechnung des ‚großen Unbekannten‘ und doch so Wohlbekannten schreibt, den man so wie jenen berüchtigten kriminellen Unbekannten an den Haaren herbeizieht, wenn man sich nicht mehr zu helfen weiß, auf die Rechnung des Zufalles nämlich.
    Wenn ich mich des Wortes Materialismus bediene, so meine ich nicht nur die ungläubigen Materialisten. Es gibt auch gläubige Christen, und zwar sind es leider Millionen, welche ich so nenne. Sie halten sich für das Material der Erlösung, des Heiles, der Seligkeit. Unser Herrgott hat sie geschaffen; er wird sie auch erhalten. Er hat sie für den Himmel berufen und muß sie also nun auch hinaufführen. Sie beten, sie singen, sie sind fleißige Kirchenbesucher und fühlen sich unendlich behaglich dabei. Der himmlische Vater hat es nun einmal grad auf sie abgesehen. Die Überzeugung, seine Lieblinge zu sein, verleiht ihnen einen Komfort, der ihnen über die irdischen Freuden geht, und das halten sie für ein Verdienst, welches er ihnen hoch anzurechnen hat. Sie sind geladene Hochzeitsgäste, und da sie damit einverstanden sind und ganz gern kommen wollen, so wird man sie per Equipage abholen. Da sie das Material der Seligkeit sind, so ist diese Seligkeit ohne sie gar nicht möglich; welche Freude muß also im Himmel über sie sein! Alle Mühen und Beschwerden des Himmelsweges legen sie in Gottes Hand; er wird ihnen schon darüber hinweghelfen, und seine Diener müssen Vorspann leisten! Für ihn und sie bestehen diese Leute nur aus dem äußern Menschen, dem die Auferstehung von den Toten und das ewige Leben verheißen ist. Ihre Seele aber? Gibt es denn eine Seele? Wenn ja, nun, so gehört sie zum Körper und muß doch mit ihm selig werden. Über diesen Punkt viel nachzudenken oder gar an dieser Seele zu arbeiten, das würde die ganze Behaglichkeit zunichte machen. Für diese Materialisten, diese Liebhaber des religiösen Komforts, gibt es keinen Zufall, denn daß sie so fromm sind, so selig werden, das ist doch wahrlich kein Zufall, sondern die unbedingte Folge ihres hohen geistlichen und auch sonstigen Wertes; das ist doch leicht erklärlich! Und was sie nicht erklären können, das nennen sie nicht Zufall, denn dieses Wort paßt für einen guten Christen nicht, sondern Gottes Schickung. Aber wie das Wort Schickung hier gemeint ist, bedeutet es eben auch nur Zufall, und zwar nicht nur ein blindes, sondern ein gewolltes Ungefähr, und das ist noch schlimmer. Das Wort Schickung in diesem Sinn bringt das allgerechte und allweise Walten der göttlichen Liebe um die ihr auf den Knien zu zollende Ehre. Geistliche Güter sind in gewissem Sinne auch als materielle Gaben zu bezeichnen und die Liebe Gottes teilt diese Geschenke nicht nach Willkür aus, sondern nach Gesetzen, die ihre eigenen sind; sie handelt nicht regellos. Ist doch grad sie es, die jene geheimen Fäden in den Händen hält, welche Seele mit Seele vereinen und Ursache mit Ursache verbinden, so daß die Wirkung dann als eine Schickung im wirklichen Sinne, nämlich als eine Fügung des allgütigen Ratschlusses Gottes erscheint. Wer gelernt hat, zu sehen, der kann in seinem Leben Beweis um Beweis finden, daß das, was andere Zufall nennen, ein von der belohnenden, warnenden oder wohl auch strafenden Liebe herübergeleitetes Ergebnis seelischer Zusammenwirkung ist. Und wenn er eifrig sucht, wird er dann gewiß in seiner eigenen Seele den Berührungspunkt entdecken, der ihm erklärt, warum grad ihn und keinen andern diese Fügung traf, die dann für ihn nichts weniger als ein Zufall ist! –
    Warum aber hier diese Darlegung meiner Ansicht über den Zufall? Zunächst, weil es mir so sehr am Herzen liegt, soviel Menschen wie möglich an dem sonnigen Glück teilnehmen zu lassen, welches ich meinem Glauben verdanke. Und sodann bin ich jetzt beim Bir Hilu überzeugt, daß viele meiner Leser unser Zusammentreffen mit den beiden Beni Lam und unser Gespräch mit ihnen für Zufall halten werden, aber es stand mit dem, was geschehen war und noch geschehen sollte, in so engem Zusammenhang und grad der Umstand, daß ich die Beni Khalid nicht verraten hatte, obgleich sie unsere Feinde waren und ihre Ablenkung von uns auf die Beni Lam vom größten Vorteile für uns zu sein versprach, lieferte uns dann später den augenfälligsten Beweis, daß eine jede Tat ihre guten oder bösen Folgen schon in sich trägt. Hätte ich nicht den seelischen Einflüssen in mir, sondern meiner kalten Berechnung und Klugheit gefolgt, so wären wir schon am

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