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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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schlief sehr tief und traumlos, bis ein Ruf erscholl, der mich weckte. Noch aber hatte ich die Augen nicht geöffnet, so vervielfältigte sich dieser Ruf zu einem vielstimmigen Geschrei, welches von den Lippen sämtlicher Haddedihn kam. Ich wollte aufspringen, konnte aber nicht, denn es hatten sich zwei, drei, vier Gestalten auf mich gestürzt, welche alle ihre Kräfte anwendeten, mich niederzuhalten.
    Der Schlaf war mir da so vollständig aus den Augen vertrieben, daß er sie nicht mehr trübte. Ich schnellte mich empor, um um mich blicken zu können, wurde zwar sofort wieder niedergerissen, hatte aber doch genug gesehen. Es wimmelte von Beduinen rund um uns her; es waren ihrer so viele, daß jetzt, da sie uns einmal hatten, der Widerstand gradezu Wahnsinn gewesen wäre und uns nur zum Untergange hätte führen müssen. Darum schrie ich so laut wie möglich:
    „Ergebt euch, ihr Haddedihn! Ich, Akil Schatir Effendi, sage es euch. Ich ergebe mich auch!“
    „Ich auch!“ erschallte hierauf Halefs Stimme. – „Wehrt euch nicht! Ich befehle es euch!“
    Hierauf streckte ich mich aus und ließ mich binden. Es gab noch ein nur kurzes Durcheinander rund umher, dann war es still. Diejenigen Haddedihn, welche der Widerstand von ihren Plätzen getrieben hatte, wurden wiedergebracht. Wir lagen alle, alle beisammen, und unsere Sieger setzten sich so, daß sie uns in ihrer Mitte hatten. Nun, da ich ungehindert Umschau halten konnte, sah ich, daß bei dem Tachterwahn, welcher sich natürlich an einer von uns abseits liegenden Stelle befand, drei Beduinen standen, welche ihn in Schutz genommen hatten. Das war eine Rücksicht, welche man den Beni Khalid, besonders aber ihrem Scheik, gar nicht hätte zutrauen sollen! Ich bemerkte ihn. Er bewegte sich die Reihe seiner Leute entlang hin nach der Sänfte, um sich dort nach irgend etwas zu erkundigen. Dann kam er auch zu uns.
    „Welcher von euch ist der Scheik der Haddedihn?“ fragte er.
    „Ich bin es“, antwortete Halef.
    „Welcher ist der fremde Effendi?“
    „Ich“, sagte ich.
    Seine Stimme klang ganz anders als die Stimme Tawil Ben Schahids! Er fuhr fort:
    „Welcher ist der Basch Nazyr aus Meschhed Ali?“
    „Hier liege ich“, rief der Perser.
    „Hört, was ich euch sage: Wenn ihr drei mir euer Ehrenwort gebt, nichts ohne meine Erlaubnis zu unternehmen, so lasse ich euch wieder losbinden. Antwortet mir!“
    Das war ja wunderbar! Dieser Mann hatte nicht Tawils Stimme und – das bemerkte ich erst jetzt – auch nicht ganz seine Gestalt. Wer war er? Ich dachte bei dieser Frage an die Kundschafter, welche für kurze Zeit bei uns am Brunnen gewesen waren.
    „Sprich du zuerst, Sihdi!“ forderte mich Halef auf.
    Ich antwortete:
    „Ich gebe mein Ehrenwort, doch einstweilen nur für so lange, wie wir uns an diesem Ort befinden. Für länger können wir uns nicht verpflichten, weil wir nicht wissen, wer diese Leute sind, warum sie uns überfallen haben und was sie mit uns beabsichtigen. Verhalte dich also wie ich!“
    „Gut! Auch ich gebe mein Ehrenwort, aber auch nur für die Zeit, welche der Effendi jetzt angedeutet hat!“ erklärte Halef.
    Und der Perser folgte diesem Beispiele:
    „Ich ebenso!“
    „Das genügt mir vollständig“, sprach der Anführer. „Bindet also diese drei Männer wieder los!“
    Er tat es nicht selbst; sein Befehl wurde von dreien seiner Leute ausgeführt, während er unbeweglich vor uns stand. Als es geschehen war und wir uns zum Sitzen aufgerichtet hatten, setzte er sich uns gegenüber nieder und machte uns die Mitteilung:
    „Ich bin Abd el Idrak (Diener der Einsicht, des Verständnisses, der Intelligenz), der Scheik der Beni Lam.“
    Er machte das, was man eine Kunstpause nennt, um seinen Worten Zeit zu lassen, die beabsichtigte Wirkung auf uns auszuüben. Diese Wirkung blieb auch gar nicht aus. Also mit den Beni Khalid hatten wir es nicht zu tun! Aber konnten wir nicht dadurch aus dem Regen in die Traufe gekommen sein? Die Beni Khalid hatten wir kennen gelernt, die Beni Lam aber noch nicht! Aber daß grad uns dreien, den Anführern, die Fesseln gleich wieder abgenommen worden waren, das gab uns doch wohl die Berechtigung, unsere jetzige Lage für keine allzu schlimme zu halten. Diese Beni Lam befanden sich in einer so bedeutenden Anzahl hier, daß wir uns bei ihnen, den Feinden der Beni Khalid, gegen diese im vortrefflichsten Schutz befanden, den wir uns nur wünschen konnten. Das war auch sehr viel wert! Übrigens hatte Abd el Idrak

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