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19 - Am Jenseits

19 - Am Jenseits

Titel: 19 - Am Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eigentlich vorgenommen, sobald wir sie erblicken würden, von den Pferden zu steigen, um uns möglichst nahe an sie zu schleichen; das war nun aber, da sie nicht lagerten, sondern sich in solcher Bewegung befanden, unmöglich auszuführen. Wir mußten also wohl oder übel darauf verzichten, über die Soldaten und die Mekkaner vielleicht etwas für uns Nützliches zu erfahren. Das Einzige, was wir tun konnten, war, den Brunnen aufzusuchen, wo sie alle bis vor kurzem gewesen waren. Günstigen Falles gab es dort eine Entdeckung, welche geeignet war, uns die späteren Verhandlungen mit diesen Leuten zu erleichtern. Wir bogen also im rechten Winkel nach Norden ab und erreichten, da wir galoppierten, schon nach zehn Minuten die Gegend, in welcher der Beschreibung des Führers nach der Brunnen liegen mußte.
    Vier ziemlich hohe und steil aufsteigende Felsenmassen bildeten die Winkelpunkte eines unregelmäßigen Viereckes, dessen längste Seite vielleicht achthundert, die kürzeste fünfhundert Meter messen mochte. Da, wo diese beiden Seiten zusammenstießen, befanden wir uns, und in der uns gegenüberliegenden Ecke trat aus dem Felsen ein schutzdachähnliches Gemäuer hervor, welches jedenfalls den Bir bezeichnete. Der Boden des Vierecks bestand aus Sand, und wenn Tawil auch gesagt hatte, daß die Spuren alle ausgelöscht worden seien, so kam mir jetzt die Überzeugung, mit welcher uns diese Mitteilung von ihm gemacht worden war, im höchsten Grade lächerlich vor. Der Boden war nämlich so zerstampft, daß man hätte gradezu blind sein müssen, um nicht zu sehen, daß eine ungewöhnlich große Reiterschar sich hier befunden habe. Freilich, die einzelnen Fährten auseinander zu halten, das war selbst für meine geübten Augen eine absolute Unmöglichkeit.
    Der Fährtenleser sucht beim Vorhandensein so massenhafter Fuß- und Hufeindrücke ganz unwillkürlich nach einer Einzelspur, oft ohne eine andere Absicht dabei zu haben, als die, den eigenen Blick zu prüfen. So tat ich auch hier. Es war aber keine einzige herauszubringen – – – und doch, grad da beim Vorderfuße meines Pferdes lag ein höchstens zwei Hände großes Steinstück, welches, sobald ich es erblickte, meine Aufmerksamkeit auf sich zog, weil die eine, glatte Seite desselben ein ganz sauberes, neues Aussehen hatte, während die andern Seiten schmutzig und verwittert waren. Ganz gewiß war dieses Stück erst vor kurzer Zeit von dem neben uns aufsteigenden Felsen abgebrochen worden und heruntergefallen. Höchstwahrscheinlich war das ein für uns ganz gleichgültiger Vorgang gewesen; ich sah aber doch nach oben und gewahrte da auch die Stelle, an welche die Bruchfläche des Steines ganz genau paßte. Damit hätte ich mich wohl zufriedengegeben, aber ich sah noch mehr. Nicht weit von der erwähnten Stelle gab es nämlich eine mit Sand gefüllte Ritze und in diesem Sand vier senkrechte, halb wieder zugekörnelte Striche. Da hatte jemand sich festhalten wollen, war aber ab- und mit den vier Handfingern durch den Sand geglitten. Was hatte der Betreffende da oben gewollt?
    Das war eigentlich eine ganz nichtige Frage; aber gewohnt, selbst auf Kleinigkeiten und scheinbar bedeutungslose Dinge stets auch zu achten, forderte ich Kara Ben Halef auf, einmal vom Pferd zu steigen und da hinaufzuklettern. Ich hätte das wohl selbst getan, wollte aber meinem Schützlinge Gelegenheit geben, seinen Scharfsinn zu zeigen. Der Beduine klettert nicht gern; wenn er es doch einmal tut, so muß immerhin eine nicht ganz gewöhnliche Ursache dazu vorhanden sein. Und grad hier an dieser Stelle war es gar nicht bequem gewesen, hinaufzukommen. Hatte etwa einer der Beni Khalid da oben etwas versteckt? Ah, es waren sogar zwei gewesen, denn jetzt, da ich nun genauer hinschaute, sah ich ganz unten und hart am Felsen die tiefen Eindrücke zweier Fußspitzen, aus denen ich schloß, daß der eine hier gestanden und sich angestrengt hatte, den andern emporzuschieben. Dieser andere mußte entweder unbehilflich oder alt gewesen sein, sonst hätte er dieser Hilfe nicht bedurft. Ich weiß nicht, warum und wie es kam, aber ich mußte dabei an El Ghani denken, hielt dies jedoch für sehr erklärlich, weil ich mich in der letzten Zeit mit diesem Manne so viel in Gedanken und Worten beschäftigt hatte.
    Der gewandte und sehr kräftige Kara schwang sich, ohne einer Hilfe zu bedürfen, schnell hinauf, bis dahin, wo ich ihn nicht mehr sehen konnte, und es verging einige Zeit, ehe er wieder erschien und,

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