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1900 - Thoregon

Titel: 1900 - Thoregon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Hochtechniker. Er hatte noch niemals einen See in natura erblickt, denn Onzhous war ein Planet ohne Wasserflächen.
    Autrach landete am Ausläufer einer kleinen Bucht." Er stieg aus und ging zum Ufer. Seine Geruchsrezeptoren meldeten ungewöhnliche Düfte, Salz und etwas Organisches, das er schwer definieren konnte.
    „Gibt es in dem Wasser Tiere?" fragte er.
    „Nein. Der See ist ausschließlich von pflanzlichem Leben bewohnt. Dennoch will ich dir einen speziellen Fisch zeigen"
    „Du erlaubst dir einen Scherz-, Temiperou!"
    ; „Keineswegs. Nun geh ins Wasser! - Etwas weiter, bis zu den Knien."
    Autrach lenkte seinen Makrokörper knietief ins Wasser, wie angeordnet, dann blieb er stehen. „ „Hier ist es gut. Wir müssen den Fisch allerdings zuerst anlocken. Er reagiert nur auf ein bestimmtes Zeichen."
    Temperou übermittelte ihm eine Impulsfolge.
    Autrach strahlte die Botschaft in Richtung See ab. Sie mußten nicht lange warten.
    Wenige Minuten nur, dann tauchte ein glitzernder Körper aus den Fluten. Das Ding sah genauso aus, wie Autrach sich einen Fisch vorstellte, nur war es sehr viel größer. Es hatte einen langgestreckten und stromlinienförmigen Leib mit einer flachen Schwanzflosse und drei Steuerflossen in der Körpermitte. Der Kopf endete in einer spitzen Schnauze, darüber waren zwei knopfgroße Augen angeordnet.
    „Hat es auch einen Namen?" fragte Autrach.
    „Einfach nur Fisch."
    Dann kam die entscheidende Frage: „Lebt es, oder ..."
    „Fisch ist kein Lebewesen", versicherte Temperou. „Der verstorbene Hochtechniker Prattermand hat ihn für mich gebaut. Wir haben ihn vor 15.000 Jahren in diesen See gesetzt."
    „Aber wozu?" wunderte sich Autrach.
    „Das ist eben das Problem. Ich träume seit langer Zeit vom Wasser. Von einem riesigen Ozean, der eine ganze Welt umspannt. Was ich auch anstelle, ich kann die Gedanken nicht wieder loswerden. Prattermand glaubte, daß in mir eine Art Ur-Erinnerung steckt. Du weißt, daß wir Baolin-Nda 'nicht von Onzhous stammen, sondern von einer anderen Welt.
    Welche Welt das ist, haben wir lange vergessen. Nicht einmal ich könnte es mehr sagen, und alte Aufzeichnungen gibt es nicht. Prattermands Theorie besagt, daß die Baolin-Nda früher einmal Wasserbewohner waren."
    „Das muß eine Million Jahre hersein, Temperou." ,„Ja."
    „Was willst du also mit diesem künstlichen Tier?"
    „Fisch sollte mir helfen, die Träume zu besiegen."
    „Aber es hat nicht geklappt?"
    „Nein, Autrach. Ich bin oft hiergewesen. Die Hochtechniker haben mich hergebracht. Und dann fingen sie selbst an, vom Wasser zu träumen."
    „Meine Vorgänger?" erkundigte sich Autrach ungläubig. „Ja. Seit Prattermand geht es jedem so. Die Hochtechniker der Baolin-Nda träumen von einem Ozean. Meine Anwesenheit scheint die Ur-Erinnerung auch in ihnen zu wecken."
    Autrach lachte. „Dann nimm zur Kenntnis, daß ich mich für diesen armseligen Teich nicht interessiere. Ich beabsichtige nicht, ein zweites Mal hierherzukommen."
     
    *
     
    Die Handschuhe wurden kurz darauf fertiggestellt. Mit dem Ergebnis zeigte sich Autrach sehr zufrieden. Seine Mitarbeiter nahmen dies mit Erleichterung zur Kenntnis; er stellte nicht ohne ein gewisses Erstaunen fest, daß sie Angst vor ihm hatten.
    Autrach ließ die Handschuhe mit einem Raumschiff nach Khrat bringen, etwas mehr als 50.000 Lichtjahre entfernt, auf der anderen Seite der Galaxis Norgan-Tur. Soweit er wußte, waren sie zur Zwischenlagerung im Dom Kesdschan bestimmt. Dort bewahrten die Ritter der Tiefe ihre Schätze und ihre Waffen auf.
    Auf dem Planeten Onzhous kehrte Ruhe ein.
    Sicher existierten Projekte, natürlich wurde an verschiedenen Dingen gebaut. Doch es gab keine schwere Arbeit, die sie in kurzer Zeit beenden mußten.
    Autrach versetzte sein Bewußtsein oft in den Zustand, der einem normalen „Schlaf" am nächsten kam.
    Zum ersten Mal träumte er von einem Ozean. Am Anfang wollte er es jedoch nicht wahrhaben.
    Er berichtete Temperou nichts davon, statt dessen versuchte er, den Gedanken an Wasser und an eine endlose blaue Weite zu verdrängen.
    Nachdem er denselben Traum mehrere Male geträumt hatte, fing er an, sich mit dem Gedanken abzufinden.
    Die Baolin-Nda als ehemalige Wasserbewohner - warum nicht? An einer Ur-Erinnerung war nichts Schlechtes. Schlecht war nur, daß in Autrach eine Ungewisse Sehnsucht erwachte.
    Er setzte Temperou von seinem Traum in Kenntnis. Gemeinsam suchten sie erneut den See auf, hinter den Hügelketten,

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