1900 - Thoregon
einem Mutterschiff gehörte. Die Expedition der Galornen würde in drei Tagen diesen Sektor der Lokalen Galaxiengruppe verlassen.
Wenn es dem Schilfbrüchigen nicht gelang, zur rechten Zeit zurückzulehren, mußte er den Rest seines Lebens in der Fremde verbringen. Und er mußte in der Fremde sterben, denn er war schon sehr alt.
Steinar Hansen wollte diesen Gedanken nicht ertragen. Er überzeugte seine Freunde, daß sie den Galornen zum Mutterschiff bringen mußten.
Sie schafften es gerade noch, kurz bevor die Expedition die Milchstraße verließ.
Als die Prospektoren zu ihrer Fundstelle zurückkehrten, war bereits alles zu spät. Gurrad-Prospektoren hatten die Ader ausfindig gemacht und als Claim angemeldet.
Dennoch hatten die Prospektoren einen Sieg davongetragen; vielleicht den größten, den sie jemals erringen würden. Der Galorne erreichte seine Heimatwelt. Dort zeugte er ein Kind und starb zwei Jahre später, über dem Feld der Schriften, an einer rituellen Stelle seines Volkes.
Damit endete die Erzählung. „Nun, Steinar Hansen?" fragte der Heliote. „Was hältst du davon?"
„Ich weiß es noch nicht", formulierte der Mensch lautlos, von Skepsis erfüllt. „Eine nette Geschichte. Nicht sehr spektakulär, trotzdem sehr schön. Aber das war nicht die Wahrheit, habe ich recht?"
„Niemand weiß es, Steinar. Es war ein Blick in eine Zukunft, wie sie vielleicht niemals eintrifft. Vielleicht aber auch doch. Der Galorne starb glücklich, und du hast das bewirkt. Er hat einen Nachkommen gezeugt. Daß er existiert, ist dein Verdienst. Es liegt an jedem einzelnen Menschen. Ihr Menschen wißt gar nicht, welche Macht ihr besitzt. Ihr glaubt, daß ihr nichts bewerkstelligen könnt, daß ihr in den Strömen des Kosmos viel zu geringe Elemente seid, und deswegen gebt ihr auf."
„Was willst du damit sagen, Heliote?"
„Ich will dir sagen, Steinar, du brauchst eine Vision. Viel mehr als nur die Träume von einem Prospektorenleben. Nicht der Prospektor Hansen ist wichtig, sondern der Mensch, der ein bestimmtes ethisches Konzept verwirklicht."
„Diese Vision habe ich nicht. Oder willst du mir etwa eine aufdrängen?"
„Die Vision steckt in dir. Sie ist nur verschüttet. Es gibt einen Weg, sie wieder zu wecken.
Du mußt das verwirklichen, woran du glaubst. Wenn du jemals einen Galornen triffst und du kannst ihm helfen, dann tu es. Wenn du jemals eine Welt retten kannst, dann zögere nicht."
„Meine Erfahrung ist, daß man Dinge nicht umsonst bekommt. Welchen Preis muß ich dafür zahlen?"
Der Heliote schien zu lachen. „Von einem Preis würde ich nicht sprechen.
Du sollst zu einem Teil eines größeren Ganzen werden. Es ist deine kosmische Bestimmung, zu Thoregon zu gehören."
„Soll das ein dummer Scherz sein? Beamte der LFT-Regierung haben keine kosmische Bestimmung."
„Steinar Hansen, bist du da wirklich ganz sicher?" fragte die mentale Stimme eindringlich.
4.
Heliotische Geschichten (2)
Countdown: minus 99.500 Jahre
Von der aktuellen Lage auf Onzhous wußte Autrach so gut wie nichts. Er hatte sich lange in sein Vorstadtschloß zurückgezogen. Die Versäumnisse galt es nun aufzuholen.
Er benötigte zunächst einen Überblick, so umfassend wie nur möglich. Autrachs Tätigkeitsgebiet verlagerte sich zwangsläufig in den Untergrund. Die Labors der Baolin-Techniker erstreckten sich zu achtzig Prozent unterirdisch. Ihre Fabriken durchwucherten die Planetenkruste von Onzhous oft bis zu zwei Kilometer tief. An der Oberfläche, speziell in der Technostadt, bot sich dem Auge nur ein Bruchteil der Stätten dar. 'Er schaffte es innerhalb weniger Planetenjahre, sich in die wichtigsten Großprojekte einzubinden.
Autrach traf Baolin-Nda, deren Namen er von Kindheit auf kannte. Und nun begrüßten diese Genies ihn als neuen Hochtechniker. Ihre Zeichen der Ehrerbietung ließen ihn sehr verlegen werden. Autrach war nicht der Ansicht, daß er den Respekt bereits verdiente.
Aber was nicht war, konnte noch werden. Wenn er das normale Lebensalter erreichte, blieben ihm viertausend Jahre Zeit, vielleicht ein bißchen mehr.
Das wichtigste Projekt von allen schien ihm ein Auftrag der Ritter der Tiefe zu sein.
In einem speziellen Laborkomplex wurden die notwendigen Arbeiten durchgeführt. Es war das größte Labor von Onzhous. Die Weitläufigkeit der Anlage weckte auf den ersten Blick falsche Vorstellungen; an diesem Ort wurden keineswegs Triebwerke produziert, auch keine Reaktoren oder sonstige
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