1900 - Thoregon
Großgeräte. Der ganze Aufwand diente vielmehr der Mikro-Miniaturisierung.
Autrach fühlte sich auf dem Gebiet nicht als Experte. Atomare und subatomare Vorgänge verlangten einen hohen Wissensstand, den er sich erst noch erarbeiten mußte.
Der Gegenstand, um den es ging, entstand in der untersten Etage.
Autrach wußte natürlich, daß mikrominaturiserte Gegenstände für das bloße Auge oft viel zu klein waren. Was er da erblickte, war jedoch eine ziemlich unscheinbare Apparatur, weder groß noch klein. Im ersten Augenblick mußte er sich gegen die Enttäuschung wehren. Das Gerät bestand nicht einmal aus Metall. Auf den ersten Blick schien es sich um einen in mehrere Teile zerlegten Handschuh zu handeln.
Seine Oberfläche erinnerte Autrach an weiches Leder. Über die sechs Fingerglieder zogen sich dünne Nähte, die er nur mit hoher Vergrößerungsstufe seiner Augenoptiken erkennen konnte. Ansonsten besaß der Handschuh keine auffälligen Merkmale. Es gab keine sichtbaren Spuren von Mikrotechnik.
Autrach ließ die Projektleiterin kommen, eine Technikerin namens Lautareen. „Ich möchte die wichtigsten Daten dieses Gegenstandes erklärt bekommen", ordnete er an. .
Sie nahm Autrachs Tonfall als normal hin. „Kein Problem", hörte er sie sagen. „Dies ist der erste Handschuh von zweien, übrigens das linke Exemplar. Das Handschuhpaar soll von spiegelsymmetrisch gebauten, maximal sechsfingrigen Humanoiden getragen werden. Dabei ist das Gewebe flexibel genug, um sich verschiedenen Handgrößen anzupassen. Unsere Aufgabe ist, Unterschiedliche Sensoren und Waffensysteme in die Handschuhe zu integrieren."
Lautareen betonte den Ausdruck „Waffensysteme" mit einer gewissen Verachtung. Die Baolin-Nda mochten keine Waffen, weil die Anwendung von Gewalt ihrer Ethik widersprach. Sie hätten sich niemals zu Waffenschmieden degradieren lassen.
Auf der anderen Seite - die Ritter der Tiefe wollten mit ihrer Ausrüstung nur den Frieden sichern. Letzten Endes konnte man so gut wie jeden Gegenstand als Waffe mißbrauchen.
Es kam nicht auf den Gegenstand an, sondern auf den Benutzer. Und die Ritter der Tiefe, so wußte Autrach, waren über jeden Zweifel erhaben. „Etwas an diesem Gerät sieht seltsam aus", sagte er unbehaglich. „Ich weiß selbst nicht, was es ist. Wer hat den Entwurf ausgeführt?"
Lautareen schaute überrascht auf; als habe er etwas geäußert, was sie aus dem Konzept brachte.
Sie antwortete langsam: „Dieser Gegenstand ist schon sehr alt. Wir glauben, daß die Grundkonstruktion von einem Volk namens Porleyter stammt. Wir Baolin-Nda nehmen lediglich einen Umbau und eine technische Erweiterung vor."
Autrach wußte, daß die Porleyter vor mehr als einer Million Jahren ebenfalls für die Ritter der Tiefe tätig gewesen waren. Es hieß, sie hätten damals ein noch höheres technisches Niveaus als die Baolin-Nda erreicht gehabt. Er empfand eine plötzliche Ehrfurcht vor dem Gegenstand, der da zerlegt vor ihm lag. „Was ist mit dem rechten Handschuh?" wollte er wissen. „Er liegt in einem Tresor. Wir werden ihn holen, wenn der linke fertig ist."
„Was für Umbauten sind geplant?"
„Nun ... besondere Probleme bereitet noch die Autarkie der Handschuhe. Sie müssen fliegen und sich losgelöst vom Träger bewegen können. An den entsprechenden Vorrichtungen wird der zeit gearbeitet. Außerdem scheint uns das verwendete Material nicht optimal. Wir warten noch auf eine kleine Lieferung eines besonderen Stoffes."
„Was für ein Stoff ist das?"
„Wir wissen es nicht genau. Sicher ist nur, daß etwa zwanzig Gramm in einer Fabrik der Kosmokraten hergestellt werden, irgendwo in Norgan-Tur. Die Hälfte davon bekommen wir nach Onzhous geliefert." .„Warum stellen wir das Material nicht selbst her?" wunderte sich Autrach. „Weil wir es nicht können", antwortete Lautareen tonlos. „Die Kosmokratenfabrik arbeitet seit mehr als tausend Jahren an diesen zwanzig Gramm."
„Tausend Jahre ...", wiederholte Autrach. „Das muß ein Wunderstoff sein. Du sagtest, wir bekommen zehn Gramm, was ist mit dem Rest?"
„Wir wissen es nicht. Aber wir glauben, die restliche Lieferung geht hinter die Materiequellen. Zu den Kosmokraten selbst."
Autrach musterte den Handschuh mit neuem Respekt. Er freute sich mit einemmal, daß er das Projekt als Hochtechniker betreuen durfte. „Von wem stammen all die Vorgaben?" wollte er wissen. „Der Auftraggeber ist Cairol."
„Ich verstehe ..."
Cairol.
Autrach hörte den Namen
Weitere Kostenlose Bücher