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1902 - Bei den Setchenen

Titel: 1902 - Bei den Setchenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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Tebb als Oberhaupt noch ein langes, rotes Tuch über der rechten Schulter.
    Nomadisierende Kleinfamilien, die nach wie vor durch die Wüsten und Steppen zogen, kleideten sich zumeist in dunkle, wallende Gewänder ohne besondere Zugehörigkeitskennzeichen.
    Um die Leibesmitte trugen alle Setchenen breite, schmucklose Gürtel mit vielen Taschen und Befestigungsmöglichkeiten.
    Tebb Celestain, die derzeit bedeutendste Reise- und Transportunternehmerin von Quarantimo, hatte das Glas mit dem inzwischen erstickten Drezyps auf ihrem Tisch abgestellt. Ihre Tochter und Vertreterin Barr Su-Celestain, ihre Assistentin sowie drei weitere persönliche Vertraute ihrer Firma waren anwesend. Neben Barr waren auch alle anderen mit ihr verwandt.
    Sie betrachteten das Insekt eingehend, während Tebb ihre Geschichte dazu erzählte.
    „Das ist sehr merkwürdig", meinte Barr. „Wie soll dieses Biest denn hereingekommen sein?"
    „Durch das Fenster ...", schlug die Assistentin scharfsinnig vor, ohne nachgedacht zu haben. Sie war eine Nichte, die ohne erfindlichen Grund nie mit ihrem Namen angesprochen wurde.
    „Tebb, du weißt genau, daß die Räume nach Verschließen der Fenster durchsucht werden, damit keine solche Gefahr entsteht!" wandte Barr sich an ihre Mutter.
    „Nun, aber hin und wieder kann es schon vorkommen, daß die Hausroboter ein Tier, gerade so ein kleines, übersehen ...", meinte Lokk Ta-Celestain, eine Brutschwester, zögernd.
    „Es ist nicht unmöglich, der Ansicht bin ich auch", stimmte Tebb ihr zu. „Aber habt ihr euch den Drezyps überhaupt genau angeschaut?"
    . Alle kamen der erneuten Aufforderung nach und musterten das Insekt noch einmal intensiv. Ihre Augen zwinkerten verblüfft.
    „Nun, habt ihr es jetzt auch gesehen?" fuhr die Unternehmerin zufrieden fort.
    „Unter dem eigenen Saugstachel befindet sich ein künstlich angebrachter Dorn, der bestimmt mit tödlichem Gift gefüllt ist!" rief Barr.
    „Ich habe es inzwischen untersuchen lassen, und es ist, wie du vermutest", bestätigte ihre Mutter. „Da wollte jemand ganz sicher gehen, Freunde. Ich sollte aus dem Weg geräumt werden, und zwar so, daß es zwar hundertprozentig klappt, aber dennoch wie ein Unfall aussieht. Sobald der Drezyps auf meiner Haut gelandet wäre, hätte der Giftdorn sofort Kontakt bekommen. Ich hätte keine Chance gehabt, dem Gift zu entkommen, und wäre sofort tot gewesen."
    Barrs große Schuppen um die seitlich am Hals sitzenden Gehörmulden klappten hektisch, „Aber wie hast du es nur geschafft?" flüsterte sie.
    Tebb stieß ein kurzes Zischen aus. „Nur mit viel Glück", antwortete sie. „Irgend, etwas in mir warnte mich rechtzeitig und weckte mich auf, bevor der Drezyps mich erkennen konnte."
    „Gosaran die Reisende ist mit dir", hauchte die Assistentin. „Gosarans Gnade ist mit dir und deinem Unternehmen, anders kann es nicht sein, sonst hätte sie dich nicht rechtzeitig erwachen lassen ..."
    Tebb Celestain winkte ab. Mit ihrer Religiosität stand es nicht gerade zum Besten, sie verließ sich lieber auf ihre eigenen geschickten Hände. Der Glaube an „Gosaran die Reisende" war :in dem Volk der Setchenen schon lange verwurzelt, bei den einen mehr, bei den ,anderen weniger. Tebb sah das nur als Ausrede an, wenn ein gestecktes Ziel nicht erreicht werden konnte. Alles war Gosarans Wille, egal wie es ausging das erschien ihr zu einfach. Sie glaubte nur an das, was sie sehen und begreifen konnte.
    „Wie gesagt, ich hatte Glück und einen guten Instinkt. Anscheinend sind wir doch nicht ganz so degeneriert, wie manche von uns behaupten", erwiderte .Sie. „Gutes Nomadenblut!" warf Barr lachend ein.
    Sie war dem Haus Celestain schon einmal davongelaufen und hatte sich einer Nomadengruppe angeschlossen, um den richtigen Mann zu finden. Doch auf Quarantimo standen die Chancen nicht gerade hoch, also war sie nach erfolgloser Suche wieder zu ihrer Mutter zurückgekehrt.
     
    *
     
    Die weiblichen Setchenen, stets schon in der Überzahl gewesen und dazu gezwungen, nach den wenigen Männern zu suchen und dabei weite und gefährliche Strecken zurückzulegen, waren von Natur aus neugierig, aktiv und bereit zu Abenteuern. Daraus hatte sich der Glaube an „Gosaran die Reisende" entwickelt und dementsprechend der Wunsch, in immer weiteren Femen nach dem geeigneten Lebenspartner zu suchen und eine große Familie zu gründen.
    Mit Hilfe der Raumfahrt wurden elf der 34 Planeten des Quar-Systems besiedelt, unter anderem mit der Hilfe anderer

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