1907 - Paradoxzeit
Machtbereich - da können einschneidende Veränderungen passieren. Putschversuche, Einfälle plündernder Horden, desertierende Gefolgsleute, die alle die Gunst der Stunde nützen wollen. Alles schon erlebt ... Doch genug, ich langweile dich gewiß mit meinen Problemen."
„Ich kann sie, in der Tat, nicht nachvollziehen", gestand Julian Tifflor. „Mein Leben auf Curayo hat bloß vier Tage gedauert. Ich habe nie geherrscht, war bloß Gejagter. Trotzdem begreife ich nicht, warum dich deine Erfahrungen so verhärtet, ja geradezu entmenschlicht haben. Ich kenne Michael Rhodan und Roi Danton als Humanisten. Die Torric-Persönlichkeit ist mir völlig fremd."
„Ich gebe zu, ich war früher ein Weichling", sagte Michael Rhodan gepreßt. „Doch um zu überleben und meinen Auftrag ausführen zu können, habe ich mich den Gegebenheiten angepaßt. Und weißt du was, Tiff? Torric ist, was ich wirklich bin. Torric hat schon immer tief in mir geschlummert.
Jetzt habe ich ihn rausgelassen und fühle mich unsagbar wohl dabei. Das ist meine wahre Haut."
„Nein, Mike, das ist nicht wahr", widersprach Julian Tifflor. Er wollte die Gunst des Augenblicks nutzen, um Mike ins Gewissen zu reden. „Torric, das bist nicht du. Irgend etwas hat tiefgreifende Veränderungen in dir verursacht. Es hat dich zu einem Monstrum verformt. Ich weiß nicht, was es ist, aber wenn du ..."
Julian Tifflor verstummte erschrokken, als er plötzlich Mikes harten Griff an seiner linken Schulter verspürte. „Still!" sagte er gepreßt und brachte sein vor Wut verzerrtes Gesicht nahe dem von Tifflor. „Halt endlich das Maul! Oder ich reiße dir den Unsterblichkeitschip heraus, so wahr ich Torric bin."
Michael Rhodan lockerte den Griff und ließ sich wieder in den Pilotensitz zurücksinken. „Sag mir so etwas nie wieder ins Gesicht, Tiff !" sagte er in ruhigerem Ton. „Es ist besser, du provozierst mich nicht nochmals auf diese Weise."
Es entstand eine kurze Pause, dann klopfte er Tifflor kameradschaftlich auf die Schulter mit dem implantierten Unsterblichkeitschip. „War ja nur ein Scherz, Tiff", behauptete er. „Ein Unsterblicher wird dem anderen nie ein Haar krümmen, wenn nicht ..."
Julian Tifflor atmete tief durch. Er dachte erschüttert: Nein, Torric, das war kein Scherz. Du würdest es tun, wenn ... ich dir in die Quere käme! „Genug mit dem Palaver!" sagte Michael Rhodan sachlich, und so, als sei überhaupt nichts zwischen ihnen vorgefallen. „Konzentrieren wir uns auf den Flug. Du hast bestimmt noch keinen Zeittaucher geflogen, Tiff. Ich werde dich einschulen. Es ist ganz einfach, so ein Ding ist leichter als ein terranischer Shift zu steuern."
*
Der weitere Flug verlief ohne Zwischenfälle. Tifflor flog nach Mikes Anweisungen den Zeittaucher immer knapp über der ruhigen Wasseroberfläche. Einige Male durchflogen sie Nebelbänke, und Tifflor bekam ein mulmiges Gefühl, obwohl der Triple-Chronograph nicht ausschlug.
Gucky und Icho Tolot kamen gelegentlich ins Cockpit. Jedesmal wechselten sie ein paar Worte, doch es wollte sich nie so richtig ein Gespräch entwikkeln. Einmal verließ Tifflor den Kopilotensitz, um sich für eine Weile zu Gucky und Icho Tolot zu gesellen. „Du willst doch mit dem Ilt und dem Haluter nicht Ränke schmieden?" rief Michael Rhodan ihm nach und lachte dann hämisch.
Tifflor gefiel diese Art von Humor nicht. „Mike ist krank im Kopf", sagte er voller Überzeugung, als er bei Gucky und Tolot im Mannschaftsraum war. „Er macht mir angst.
Er ist wie eine Bombe, die jeden Moment hochgehen kann. Ich fürchte mich vor dem Moment, daß wir in einer wichtigen Entscheidung verschiedener Meinung sein könnten."
„Mike hat sich uns entfremdet, das ist richtig", sagte Icho Tolot versöhnlich. „Doch darfst du seine Eigenheiten nicht überbewerten. Schließlich haben wir ein gemeinsames Ziel, das gibt Zusammenhalt.
Er überkompensiert manchmal nur in Belangen, die mit Jii'Nevever zusammenhängen."
„Wir werden ein waches Auge auf ihn haben", fügte Gucky hinzu. „Wenn du willst, kann ich dich als Kopiloten ablösen."
Dieses Angebot nahm Julian Tifflor nur zu gerne an. Er fühlte sich müde und ausgelaugt, schließlich hatte er seit vier Tagen so gut wie kein Auge zugetan; er wollte sich nur eine kleine Ruhepause gönnen.
Irgendwann übermannte Tifflor jedoch die Müdigkeit, und er schlief ein. Er träumte, daß Mike ihm den Aktivator aus der Schulter operierte, mit der Begründung, daß sein
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