1907 - Paradoxzeit
zerklüftete Felsen handeln mochte. Aus dieser felsigen Landschaft erhoben sich wolkenähnliche Gebilde, die sich hoch auftürmten, bis zum Dach aus Schmiegezeit, und sich weit in die Tiefe erstreckten und in der Ferne völlig verschwammen; die schieferartigen Formationen bildeten dazwischen nur schmale, verwinkelte Pfade, wurden von diesen „Wolken" förmlich verschluckt. Danach wurden die Bilder wieder von Schwärze überdeckt, was die Rückkehr des Zeittauchers dokumentierte. „Geht es nicht schärfer?" bellte Michael Rhodan. „Die Bilder lassen überhaupt keine Einzelheiten erkennen."
„Die Unschärfe liegt wohl am Einfluß der Paradoxzeitfelder, die durch die Wolkenstrukturen dargestellt werden", sagte Risson Essir entschuldigend. „Das läßt sich leider nicht korrigieren. Aber die Bilder beweisen immerhin, daß sich hinter der Zeitbarriere Festland befindet und daß es zwischen den entarteten Zeitfeldern Pfade aus Realzeit gibt."
„Hm", machte Michael Rhodan nur; es klang unzufrieden und mürrisch. „Was willst du denn noch mehr, Mike?" erkundigte sich Icho Tolot. „Du hast den Beweis bekommen, daß es hier Festland gibt, vermutlich die vermutete Insel mit Paradoxzeit. Und - was viel wichtiger ist - daß es gangbare Pfade aus Realzeit gibt. Das ist doch ein positiver Ansatzpunkt."
Michael Rhodan warf Icho Tolot einen strafenden Blick zu, weil der Haluter sich in seine, Torrics, Angelegenheiten einmischte. „Haltet ihr euch da gefälligst heraus!" sagte er mit schneidender Stimme. „Ich kann nicht dulden, daß ihr meine Autorität untergrabt. Ich weiß selbst, wie ich mit meinen Leuten umgehen muß."
„Das mag schon sein", mischte sich Gucky ein. „Aber mit uns wirst du nicht auf dieselbe Art umspringen."
Michael Rhodan verzog nur spöttisch den Mund, als wolle er damit sagen: Was sich noch weisen wird! „Du könntest dich eigentlich nützlich machen und deine telepathischen Fühler ausstrecken, Gucky", sagte er laut. „Es wäre gut zu wissen, ob es innerhalb dieser Zeitblase denkende Wesen gibt."
Gucky kam dem Befehl ohne Widerspruch nach. Damit bestätigte er zwar Mike indirekt als ihren Anführer, doch sah er ein, daß es ein sinnvolles Unterfangen war. Der Mausbiber horchte mit seinem Geist in die Ferne, drang immer weiter vor, bis an die Grenzen seiner Reichweite, doch stieß er überall nur auf Leere. „Außer die Gedanken deiner Leute habe ich nichts empfangen", sagte Gucky schließlich. „Zumindest in den Realzeitbereichen dieser Insel existieren keine Wesen, die Gedanken produzieren. In die Zeitfelder kann ich leider nicht hineinhorchen."
„Ist ja nicht deine Schuld, Gucky", sagte Michael Rhodan, was als Trost gemeint sein mochte, aus seinem Mund jedoch wie eine Verspottung klang.
Er wandte sich wieder dem Funksprechgerät zu und sprach ins Mikrophon: „Okay, Risson, wir stoßen zu euch vor."
DANTON 1 nahm Fahrt auf und flog auf dem Kurs, den ihm die anderen Zeittaucher vorgegeben hatten, in das vorausliegende Feld hinein. Es war bloß nur noch Routine, die Zellaktivatorträger atmeten dennoch auf, als sie gleich darauf die vier in die Tiefe gestaffelten Zeittaucher erblickten. „Damit ist noch gar nichts erreicht", sagte Michael Rhodan. „Jetzt müssen wir erst einmal durch die eigentliche Zeitschranke.
Dann erst können wir effektiv vorgehen."
Mit erhobener Stimme fügte er hinzu: „Risson! Wir stoßen jetzt gemeinsam durch die Zeitschranke. Auf mein Kommando: Los!"
Die fünf Zeittaucher drangen gleichzeitig in das vor ihnen liegende Feld vor. Nach der kurzen Dunkelphase tauchten sie geschlossen innerhalb der Zeitbarriere auf.
Den Aktivatorträgern bot sich nun dasselbe Bild, das sie bereits von den Aufnahmen kannten, die ihnen der Zeittaucher DANTON III geliefert hatte.
Nur war ihre Sicht insgesamt nun viel klarer, als es die Aufnahmen gewesen waren.
Unter ihnen breitete sich eine ausgedehnte felsige Ebene mit vielen schroffen Erhebungen und Spalten aus. Das Gelände wurde etwa zweihundert Meter vor ihnen durch mehrere der bekannten wolkigen Gebilde begrenzt, bei denen es sich vermutlich um Felder aus Paradoxzeit handelte. Dazwischen schlängelten sich schmale Pfade dahin, von den wogenden Wänden der Zeitfelder begrenzt; so entstanden enge Schluchten - immerhin breit genug, um einen Zeittaucher passieren zu lassen -, die Hunderte von Metern in die Höhe reichten und sich dann im diesigen Grenzbereich der Zeitbarriere verloren.
Die Zeitfelder veränderten
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