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1908 - Asyl im Eismeer

Titel: 1908 - Asyl im Eismeer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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einer Höhe gehalten wurden.
    Kurz darauf begegneten wir dem ersten Wesen unter Wasser. Ich nahm an, dass es sich nicht um ein Haustier wie Norman handelte, sondern um einen Stadtbewohner. „Das muß ein Proptere sein", raunte Mondra. „Ja. Das denke ich auch."
    Ich nahm den Anblick überrascht zur Kenntnis. Auf den ersten Blick fühlte ich mich an einen Kraken erinnert.
    Der Kopf bestand aus einem ringförmigen, verknorpelten Zahnradkranz. An der dicksten Stelle maß dieser Kranz zwanzig Zentimeter.
    Wo die Sinnesorgane lagen, konnte, ich nicht feststellen. Allerdings war ich nicht sicher, ob ich sie in der warzenübersäten Hautfläche erkannt hätte.
    Aus einem darunterliegenden Wulst entsprangen acht dicke, starke Arm Tentakel. Im Inneren des Wulstes befanden sich anscheinend die Organe, aber auch eine kräftige, Muskulatur, die den Extremitäten Halt gab.
    Zu Anfang fiel mir der harte Schwung auf, mit dem das Wesen sich bewegte. Und dann bemerkte ich die filigranen Gliedmaßen, die sich am Ende der Tentakel befanden.
    Mit den Armen konnte der Proptere gleichzeitig schwimmen und Arbeiten verrichten.
    Der Proptere hielt etwas in der „Hand". Ich ließ die Helmoptik auf den Gegenstand zoomen, auf eine Box aus rotem Plastik.
    Was sich im Inneren befand, ließ sich nicht sagen. „Mit diesen Tentakeln müssen sie sehr geschickt sein", flüsterte Mondra.
    Sie schien zu vergessen, daß der Proptere uns nicht hören konnte. „Kein Wunder, daß sie Raumschiffsbauer, geworden sind."
    Ich gab ihr keine Antwort. Wir hatten nicht sehr oft raumfahrende Rassen erlebt, die mit Kiemen atmeten. Das Wasser war kein sehr günstiges Element für Technik. Um so höher gehörte die Leistung der Propteren bewertet.
    Das Wesen gab sich unerwartet einen Schwung. Es war innerhalb einer Sekunde aus meinem Sichtfeld verschwunden. „Mit der Ortung verfolgen!" kommandierte ich.
    Der Pikosyn projizierte den Kurs des Propteren auf meine Helmfläche. Ich konnte sehen, wie das Wesen einen der schwimmenden Kokons ansteuerte, eine Art Schiebetür öffnete und darin verschwand. „Er hat uns nicht gesehen", beruhigte ich Mondra. „Wahrscheinlich hatte er es nur plötzlich eilig, aus welchem Grund auch immer."
    Wir tauchten tiefer in die Stadt hinein.
    Ich ließ mir ein dreidimensionalesRelief der Bodenzone zeigen. Phemiukendarab erstreckte sich über eine Strecke von mehr als hundert Kilometern am Ufer entlang, eine Art unterseeisches Terrania.
    Ein wichtiger Unterschied lag im öffentlichen Nahverkehr: Gleiter warenpraktisch nicht bekannt, Straßen im irdischen Sinne existierten nicht. Statt dessen meldete die Ortung ein dichtes Netz an Rohrbahnzügen.
    Im Gegensatz zu einem normalen Sauerstoffplaneten bot Wasser einen sehr viel höheren Reibungswiderstand, eine immense Verdrängung. In den Rohren herrschte vermutlich Vakuum - ein physikalischer Zustand ohne Reibung und ohne Verdrängung, vielleicht sogar ohne Schwerkraft. Für Transportzwecke war das ideal.
    Ich fragte mich, wie wir inmitten der fremdartigen Millionenstadt eine einzelne Person finden sollten.
    Wir hatten nicht unbegrenzt Zeit. Einige Stunden noch, und die Flotte der Setchenen würde am Ende sein. „Der Palast des Quellfürsten ist geortet", meldete mein Pikosyn. „Eine Datenbank zum Thema Zuunimalkhahen wird soeben angelegt. Einige Informationen wurden kodierten Nachrichten entnommen. Es ist davon auszugehen, daß sie geheim sind."
    Der Pikosyn war ein technisches Wunderwerk, überlegte ich. Zu Anfang meiner Raumfahrerkarriere, vor fast 3000 Jahren, hatte man noch mit Transistoren gerechnet.
    Ich ließ mir die Datenflut nach Stichworten geordnet anzeigen. Was wir dringend brauchten, war eine Strategie.
     
    *
     
    Zuunimalkhahen spürte, wie die Panik nach seinem Schädel griff und ihn zu verwirren drohte. Er schwamm durch das Aquarium, geleitet von schweigenden Medizinern, und fürchtete sich vor dem, was man ihm zeigen wollte.
    Vor der Zelle des Prinzen hielten sie inne. Er sah den winzigkleinen Körper ohne eine Regung durch das Wasser treiben. „Ist er ... ?"
    „Nein, mein Quellfürst. Aber es geht ihm schlecht. Seine Körpertemperatur ist auf siebzehn Grad abgesunken. Wenn er sechzehn erreicht, wird er sterben."
    „Wenn Mahaagh stirbt", brach es hilflos aus ihm heraus, „werde ich euch alle ersticken lassen!"
    Die Mediziner zuckten zurück. Zuunimalkhahen wußte, daß er ungerecht war, aber er verzichtete darauf, seine Drohung zurückzunehmen. „Wir haben ein

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