1910 - Gestrandet auf Thorrim
waren mehrere Kilometer entfernt. Offensichtlich gab es Koordinationsschwierigkeiten bei der Suche. Da es den Thorrimern eine schier übermenschliche Selbstbeherrschung abverlangte, nach einer Gruppe gewalttätiger Dscherro zu suchen, wunderte es nicht. Alaska rechnete damit, daß in den Gruppen eine ständige Fluktuation herrschte. Thorrimer die den Druck nicht mehr aushielten, flohen zurück in ihre Häuser und andere kamen neu dazu, weil die Verantwortlichen sie an die Front schickten.
Der Terraner hätte viel darum gegeben, mehr über die Zivilisation der Thorrimer und die Verhältnisse in Zortengaam zu erfahren. Es hätte ihm ermöglicht, die Lage besser einzuschätzen.
Das wenige, was er aus Gesprächen der gehörnten Stinkstiefel entnahm, reichte nicht aus, und die Dscherro hüteten sich, ihm mehr Informationen als nötig zu überlassen.
Zumindest Bortusch agierte nach dem Prinzip „Wissen ist Macht". Von den fünf Dscherro, die Saedelaere seit gestern kennengelernt hatte, war er ohne Zweifel der intelligenteste. Vielleicht hatte er wirklich das Zeug zu einem Taka.
Andere Dinge beschäftigten den Terraner weitaus mehr. Die Dscherro besaßen ohne Ausnahme ein gestörtes Verhältnis zu der Technik, die sie verwendeten. Mal schimpften sie darauf, mal schienen sie vergessen zu haben, wie etwas funktionierte. Ein anderes Mal schlugen sie im Zorn etwas kaputt. Die Schourcht verfügte danach über keine Klimaanlage mehr und die Flucht im geschlossenen Fahrzeug wurde zur Tortur.
Alaska stellte sich deswegen Fragen. Und er reimte sich zusammen, daß die Dscherro offensichtlich von Planet zu Planet zogen und deren Bevölkerung bis aufs Hemd ausplünderten. Sie nahmen eine Burg voller Technik mit und brachten diese zum Einsatz. Dabei schöpften sie aus dem vollen, und das gewöhnten sie sich auch jetzt nicht ab, wenn sie nur noch über das eine Fahrzeug und ein paar zusätzliche Handwaffen verfügten.
Der Terraner erhob sich, und sofort gingen die vier Dscherro in Angriffsstellung.
„Keine faulen Tricks!" fauchte Bortusch.
„Wozu?" Alaska machte zwei Schritte nach hinten und beugte sich über die beiden Sessel, in die er den jungen Arkoniden gebettet hatte. Benjameen lag noch immer im Fieber. Sein Gesicht glühte, und seine Lippen bebten. Alaska zog die Jacke seiner Kombination aus und deckte den Freund damit zu. Der Verwundete reagierte nicht. Er war bewußtlos, und das war gut so.
Saedelaere richtete sich auf. Sein Blick suchte den des Anführers.
„Ich weiß, was du willst", stellte er fest und folgte Bortusch nach vorn zu den Kontrollen des Fahrzeugs. „Gib mir die Erlaubnis, mit meinen Artgenossen zu sprechen. Es wird kein Problem für mich sein, dir im Austausch gegen mich und meinen Begleiter ein Raumschiff zu beschaffen."
Der Dscherro starrte ihn an, als sei er ein Geist. Sein Mund öffnete sich im Zeitlupentempo, und dann brüllte er los.
„Hör sofort auf, dich wie ein Thorrimer zu benehmen. Ich stelle die Bedingungen, und ich gebe die Befehle. Wir warten bis morgen."
Saedelaere deutete jedoch auf die Gehörnten im hinteren Teil der Schourcht.
„Deine Begleiter sind derselben Meinung wie ich. Morgen ist es zu spät. Du hast schon einmal zu lange gezaudert."
Wider Erwarten griff der Dscherro ihn nicht an. Er fuhr herum und schrie seine Artgenossen an.
Alaska nutzte den Augenblick, in dem keiner auf ihn achtete, und berührte sachte den Knopf, der das Bodenradar in Betrieb nahm. Der Dscherro hatte es bei der Flucht durch die Stadt mehrfach benutzt, um nicht die energieintensiven Ortungsgeräte einschalten zu müssen. Das Gerät arbeitete lautlos, und die zuständige Signallampe war vermutlich längst dem Toben der Dscherro zum Opfer gefallen.
„Hütet eure Gedanken!" donnerte Bortuschs Stimme durch das Fahrzeug. „Beim geringsten Anzeichen von Verrat stürze ich euch über die Kante des Hochhauses in die Tiefe."
Für Alaska war es irgendwie beruhigend zu wissen, daß ein Dscherro den Sturz aus dreißig Metern Höhe ebensowenig überlebte wie ein Mensch. Die Reaktion der drei Dscherro war unmißverständlich. Sie zeigten so etwas wie Nationalbewußtsein oder Rassenstolz und schlugen sich auf die Seite ihres Anführers.
„Wenn er auch nur einen schiefen Blick wagt, drehe ich ihm den Kopf auf den Rücken", drohte Horrbesch in Alaskas Richtung.
„Du darfst ihm die Finger einzeln ausreißen", zischte Bortusch. „Mehr nicht."
Das waren schöne Aussichten. Alaska ahnte dumpf, daß der
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