1914 - Schmelztiegel Kristan
selbst aktiv werden mußten, um jene Organisationen oder Partner zu finden, mit denen sie zu einem erfolgreichen Abschluß kommen konnten.
„Syntron", sagte sie, „stelle mir Gruppen zu je zwanzig Personen zusammen, die Cyros durchkämmen und Kontakte knüpfen, die wir für unser Geschäft benötigen. Die Gruppen machen sich morgen früh auf den Weg."
Die Nacht wollte sie verstreichen lassen. Bis zum Morgen hatten sich die Ergebnisse der Vorführung herumgesprochen.
Danach, so hoffte Fee, klärte sich der Himmel von allein, trennte sich die Spreu vom Weizen.
Obwohl, so ganz sicher war sie sich nicht. Die Verhältnisse auf Kristan waren zu undurchsichtig, um eine treffsichere Prognose abzugeben.
*
Gegen Mittemacht zog Fee Kellind ein erstes Resümee. Der schlichte Würfel mit seinen neunzig Zentimetern Kantenlänge hatte wie eine Bombe eingeschlagen. Der ZZ-89 kombinierte Hyperortung mit einer Reichweite bis zu 450 Lichtjahren sowie normale, lichtschnelle Ortung und Tastung in einem einzigen, winzigen Gerät, das sich selbst in kleinste Fahrzeuge einbauen ließ. In der Mitte der Oberseite befand sich die Schnittstelle für ein beliebiges Kontrollboard oder einen Steuercomputer.
Die Vorführung auf dem Platz zwischen den Hauptgebäude des Hafens und der Einfallstraße in die Stadt hatte das Interesse von über dreihundert Personen erregt. Das Gerät erzeugte ein Raster mit vierhundertfünfzig Lichtjahren Durchmesser und projizierte es in ein Hologramm. Der ZZ-89 durchkämmte die Raumkugel in rasender Geschwindigkeit. Er identifizierte insgesamt siebzig Schiffe, die sich auf verschiedenen Flugbahnen durch die Eastside der Galaxis bewegten. Am meisten Aufmerksamkeit erweckte ein Zehnerpulk, der sich eindeutig den Dscherro zuordnen ließ. Drei andere, besonders intensive Reflexe gehörten zu plumpen Transporteinheiten, deren Ziel Kristan war. Daneben ließen sich die bis zu einem Kilometer durchmessenden Schiffe der Tsk mit ihren Dutzenden von eiförmigen Hülsen sowie die Schachtelraumer der Prolongiden und ein paar Schiffe der Companeii erkennen.
Fünfzehn Minuten Demonstration hatten genügt, um die Unruhe unter den Zuschauern auf einen ersten Höhepunkt zu treiben. Die meisten glaubten den Anzeigen des Orters allerdings erst, als mehrere Testschiffe aus den Tiefen des Alls in einen Orbit um Kristan zurückkehrten und die Ergebnisse ihrer eigenen Messungen zur Oberfläche funkten.
Jetzt waren auch die letzten Zweifel beseitigt, daß es sich beim ZZ-89 um einen Hochleistungsorter handelte, dessen Technik der in DaGlausch gängigen deutlich überlegen war. Erste Vermutungen wurden laut, wieviel Hypertechnik außer dem Orter in dem kleinen Schiff steckte. Natürlich mußte es einen Grund haben, warum die Alashaner niemanden hineinließen. Auch die Anzüge der Fremden deuteten auf Leistungsmerkmale hin, die alles übertrafen, was es in DaGlausch und Salmenghest zu kaufen gab. Bestimmt steckte das kleine Schiff von oben bis unten voll Supertechnik, und es war kein Wunder, daß seine Erbauer es nicht größer zu machen brauchten. Und garantiert reichten die Waffensysteme der Fremden aus, um alle auf dem Raumhafen liegenden Einheiten in kleine Aschehäufchen zu verwandeln.
Fee Kellind hatte die Vor- und Nachteile dieser Gerüchte gleich erkannt und einer gründlichen Analyse unterzogen. Einerseits förderten sie den Verkauf des Orters, andererseits erweckten sie Begehrlichkeiten in den Bewohnern der Stadt Cyros und des Kontinents Babosa. Das Verlangen, dieses Schiff einmal von innen zu sehen, wuchs.
Fee war überzeugt, daß sich unter den Schaulustigen der Demonstration Ange hörige aller wichtigen Organisationen wie des Tampa-Konsortiums und der Guaranteka befunden hatten. Diese würden sich irgendwann zu erkennen geben und Angebote vorlegen.
Gegen Morgen traf über Funk eine Datei ein. Sie enthielt alle auf Kristan akkreditierten und im Handelsregister eingetragenen Firmen und Organisationen. Die Liste war dreimal so lang wie die, welche nach bisherigen Analysen vom Hauptsyntron der GOOD HOPE III erstellt worden war.
„Vermutlich steckt die Regierung dahinter", mutmaßte Jon Cavalieri, der Nachtdienst in der Zentrale schob. „Jede dritte Firma gehört den Companeii aus dem Gründerviertel. Auf diese Weise wollen diese Wesen die Chance erhöhen, daß wir das Geschäft mit ihnen abschließen."
Das Ergebnis der Syntron-Auswertung bestätigte das. Die Companeii spekulierten damit, daß die Fremden
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