1916 - Krieg der Träume
ursprünglichen Plänen. Zunächst müssen wir unsere Macht in Puydor festigen. Es darf kein System, keinen Planeten, nicht ein einziges Volk geben. das wir nicht unter unseren Einfluß bringen werden.
Puydor muß unsere absolut gesicherte Heimatbasis sein, von der aus wir unsere Macht im Kosmos vergrößern können - und werden. Die Befriedung von Puydor wird vornehmlich eure Aufgabe sein, meine Generäle."
„Wir werden unser Bestes tun!" gelobte Michael Rhodan eifrig.
Julian Tifflor und Gucky, das registrierte Icho Tolot, machten nicht denselben enthusiastischen Eindruck wie Michael Rhodan, der geradezu vor Tatendrang zu bersten schien. Der Haluter erinnerte sich, daß Michael schon seit über zweihundert Jahren unter dem Einfluß Shabazzas stehen mußte - er hatte auf Curayo in den Zeitfeldern mehr als zweihundert Jahre überlebt, während für das „normale" Universum nur rund fünfzig Jahre vergangen waren.
„Das weiß ich", antwortete Jii'Nevever gelassen. „Wieviel Zeit werdet ihr dafür brauchen?"
Julian Tifflor wiegte bedächtig den Kopf.
„Wenn alles günstig läuft", sagte der ehemalige Erste Terraner zögernd, „können wir in einem Jahr damit fertig sein."
„Weniger!" stieß Gucky hervor. „Viel weniger."
Michael Rhodan zeigte ein triumphierendes Grinsen.
„Ich schätze, daß wir mit sechs bis sieben Monaten auskommen werden", prophezeite gesetzt, wir setzen uns voll ein und geben wirklich alles, was wir haben. Nicht wahr. Freunde?"
Er blickte die anderen herausfordernd an. Gucky nickte grinsend, und Julian Timor lächelte zuversichtlich.
Icho Tolot hielt es jetzt für erforderlich, sich auch einmal zu Wort zu melden.
„Es sollte zu schaffen sein", sagte der Haluter so leise, wie er es mit seiner Stimme hinbekam.
„Gut so!" ließ sich die Träumerin von Puydor vernehmen. „Dann macht euch an die Arbeit! Als erstes, schlage ich vor, solltet ihr auf den Chronautenstationen für Ordnung sorgen. Nehmt euch jeder einen Zeittaucher mit Besatzung, und fliegt eines dieser Häuser an. Sobald ihr die Verhältnisse dort stabilisiert habt, werdet ihr weitere Anweisungen von mir bekommen. Viel Glück!"
Michael Rhodan wandte sich um, die Lippen aufeinandergepreßt, sehr entschlossen dreinblickend.
„Dann los!" befahl er scharf.
5.
„Das Haus ARANGITARIS!" stieß Groha Tlak hervor und deutete auf den Bildschirm.
Der Shuuke schielte immer wieder auf den Haluter. Offenbar war er bei aller Erfahrung im Umgang mit anderen Völkern doch ein wenig irritiert von der Gestalt des Haluters.
„Wer ist dort Befehlshaber?" wollte Icho Tolot wissen.
„Der Legion-Führer Arrak Rokkun", antwortete Groha Tlak schnell.
„Ich verstehe", gab Tolot zurück.
Arrak Rokkun war ihm natürlich kein Unbekannter. Es war dieser Shuuke gewesen, der ihm und Gucky so übel mitgespielt hatte. Der Legion-Führer hatte den beiden Aktivatorträgern die VUNGUAR gestohlen und sie nach Curayo geschickt.
Vermutlich war dieser sehr energische und selbstbewußte Shuuke eines von jenen Besatzungsmitgliedern innerhalb der Chronautenstationen, die sich den Traumimpulsen der Jii'Nevever besonders hartnäckig entgengestemmt hatten.
Wahrscheinlich war er auch jetzt noch weitgehend Herr seiner Entschlüsse und durchaus nicht bereit, sich Jii’Nevevers Willen zu fügen.
Inzwischen hatte Icho Tolot - dank seines Planhirns - weitgehend begriffen, auf welche Weise Jii'Nevever ihre Gefolgsleute gewann. Sie griff auf eine nicht näher bekannte Art und Weise nach dem Gedächtnisinhalt eines Wesens und veränderte ihn nach ihren Wünschen. Die Bezeichnung Träumerin von Puydor umschrieb den Vorgang recht anschaulich, wenn auch nicht mit jener Exaktheit, die Icho Tolot sich gewünscht hätte.
Wenn ihr Opfer schlief, dann hatte die Prozedur tatsächlich die Qualität eines Erinnerungstraumes: Der Schläfer erlebte Szenen, die für ihn von der Wirklichkeit nicht mehr zu unterscheiden waren und in dieser Form seinem veränderten Gedächtnis hinzugefügt wurden. Wenn er erwachte, konnte er sich an den „Traum" selbst nicht mehr erinnern; was er geträumt hatte, war ein Bestandteil seiner Persönlichkeit geworden. Die alten Daten waren gelöscht, neue Erinnerungen hatten sie ersetzt, und aus diesen Erinnerungen speisten sich auch große Teile des Charakters seines Wesens - der Träumer war ein anderer als vor dem Traum, aber er konnte das nicht bemerken, weil ihm der Vergleich mit der früheren Realität nicht mehr möglich
Weitere Kostenlose Bücher