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1916 - Krieg der Träume

Titel: 1916 - Krieg der Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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war.
    Es war die raffinierteste und perfekteste Form von Persönlichkeitsveränderung, die Icho Tolot bekannt war. Sie war nicht nachzuweisen, von einem hypnotischen Block - den man mit geeigneten Mitteln nachweisen und auch aufbrechen konnte - konnte nicht die Rede sein, auch nicht von einer Suggestion. Suggestionen hatten nämlich immer den entscheidenden Nachteil, daß sie sich nach kurzer oder langer Zeit auflösten und verschwanden und den Erinnerungen wichen, die der Betreffende gehabt hatte.
    Man konnte den Vergleich auch so ziehen: Jii'Nevever leerte den gesam ten Datenspeicher einer Positronik und füllte ihn zugleich wieder auf mit neuen Daten. Dabei verknüpfte sie, äußerst geschickt vorgehend, die alten und die neuen Datenbestände so miteinander, daß keine Brüche und Sprünge zu bemerken waren.
    Icho Tolot fand es äußerst bedauerlich, daß Jii'Nevever ihre Gabe vor allem dazu einsetzte, ihre Machtgelüste zu befriedigen. Dabei wäre sie vermutlich die beste Psychotherapeutin gewesen, die man sich nur vorstellen konnte. Sie wäre dazu fähig, Zehn- oder gar Hunderttausende von seelisch Kranken gleichzeitig zu behandeln. Wahrscheinlich war es ihr möglich, in einem einzigen Arbeitsgang aus einem Psychopathen einen verträglichen Menschen zu machen, von dem keinerlei Gefahr mehr ausging.
    Aber leider schien Jii'Nevever nie daran gedacht zu haben, ihre eigene Persönlichkeit auf ähnliche Weise zu bearbeiten, wie sie es mit ihren Opfern tat.
    Vielleicht war sie auch unfähig dazu, technisch oder psychologisch.
    „Andocken!" bestimmte Icho Tolot.
    Eines war für ihn klar: Er stand weder unter dem Einfluß von Shabazza noch unter dem der Träumerin von Puydor. Nicht mehr. Er war Herr seines Willens, seiner Entscheidungen, und seine Instinkte der Ethik und Moral waren intakt.
    Niemals, unter gar keinen Umständen, würde er Shabazza oder Jii'Nevever dabei helfen. die Milchstraße zu unterjochen.
    Aber warum? Warum hatten die Traumimpulse der Jii'Nevever bei ihm nicht oder nur eingeschränkt gewirkt? Lag es am Planhirn, über das ein jeder Haluter verfügte? An der besonderen Konstitution seines Volkes? Haluter waren keine Massenpersönlichkeiten, sie waren vielleicht die extremsten Individualisten der bekannten Milchstraße. Von Masseninstinkten ließen sie sich nicht leiten, es galt immer nur, den eigenen Antrieben zu folgen, der eigenen Intelligenz.
    Während der Zeittaucher sich ARANGITARIS näherte und das Andockmanöver einleitete, dachte Tolot weiter nach.
    Nein, an diesen Faktoren konnte es nicht liegen. Er entsann sich sehr gut, daß er vor kurzer Zeit noch sehr viel anders gedacht und gehandelt hatte.
    Damals hatte er nicht die geringsten Zweifel an Shabazza gehabt, dessen Pläne und Vorhaben bedingungslos akzeptiert.
    Es mußte daran liegen, daß Jii'Ne vever ihn förmlich mit Howalgonium bombardiert hatte. Tolot entsann sich des furchtbaren Schmerzes, den er verspürt hatte. Und das, obwohl er seinen Metabolismus hatte erstarren lassen.
    Unwillkürlich griff der Haluter mit einem seiner Handlungsarme nach einer Stolle in seinem Nacken. Dort war der Schmerz am heftigsten gewesen, wie er sich erinnerte. Man mußte ...
    „Wir können den Zeittaucher verlassen!" informierte Groha Tiak den Haluter.
    Tolot machte ein Zeichen der Zustimmung und setzte sich in Bewegung ARANGITARIS war eine Plattform von 500 Metern Länge, ungefähr halb so breit, geziert von unzähligen Aufbauten. Wie mochte die Besatzung sich zu Jii'Nevever stellen?
    Die ersten Shuuken, die Tolot sehen konnte, verhielten sich anscheinend völlig normal und gingen den Aufgaben nach, die der Dienstbetrieb im Haus üblicherweise mit sich brachte.
    Tolot kalkulierte, daß sie bereits fest im Bann der Jii'Nevever standen. Von ihnen war also kein Widerstand zu erwarten.
    Sie starrten den Haluter lediglich von der Seite her an, als er durch die Gänge stapfte, auf dem Weg in die Zentrale der Plattform. Unterwegs traf Tolot auf einige Besatzungsmitglieder, die sich der Träumerin von Puydor noch nicht ergeben hatten.
    Auch sie waren gut zu erkennen.
    Jii'Nevever konnte ihre Traumim pulse auch auf Lebewesen im Wachzustand übertragen. Viele der Betroffenen schliefen daraufhin schnell ein. was die Übernahme erleichterte. Andere aber blieben aktiv. Und für sie mußte sich die Prozedur ausnehmen, als würden sie von unwiderstehlichen Tagträumen heimgesucht, bei denen sich die Wahrnehmung der Realität und die wilden Traume der Jii'Nevever

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