1916 - Krieg der Träume
Gleiter konnte Tifflor jenen Jandaren sehen, mit dem er im Weltraum gesprochen hatte. Er kam, um den Terraner abzuholen. Auf dem Programm stand ein Besuch bei der Königin der Jandaren.
Die Hauptstadt des Imperiums bot einen eigentümlichen Anblick. Gebäude im üblichen Sinne waren nicht zu sehen, statt dessen hatte Tifflor aus dem Weltraum eine Art künstliches Gebirge aus Lehm erkennen können, angelegt auf einer großen Ebene, die dicht mit struppigen Gewächsen bestückt war.
Einige dieser kegelförmigen Berge ragten Hunderte von Metern über die Ebene hinaus, und in der Mitte der gesamten Anlage war ein Berg zu erkennen, der fast dreitausend Meter hoch und entsprechend voluminös war. Dort. so vermutete Julian Tifflor, hauste die Gebieterin über das Milliardenvolk der Jandaren.
Seine Taktik ging auf. Als er sich -betont langsamen und würdevollen Schrittes - dem Gleiter näherte, sah er, wie der Admiral der Jandaren eine heftige Bewegung machte. Auch dessen Begleiter zeigten Anzeichen von Aufregung.
Tifflor lächelte. Sehr gut, genau das war beabsichtigt. Hinter ihm schritten seine Offiziere, die einigen der wichtigsten Völker von Puydor angehörten: Shuuken, Rawwen, Ginkoos.
Der Aktivatorträger ahnte, was in den Jandaren vorging.
Daß es außer ihnen noch etliche an dere intelligente Völker in Puydor gab, wußten die Jandaren spätestens seit dem ersten Kontakt mit einem dieser Völker, der ihnen den Zugang zur überlichtschnellen Raumfahrt eröffnet hatte.
Und in den Jahrhunderten danach hatten sie zahlreiche andere Völker kennengelernt - und unterworfen. Aber wahrscheinlich hatten sie es immer nur mit einzelnen Völkern zu tun gehabt, die einander nicht kannten.
Jetzt aber. an diesem bedeutungsvollen Tag, erlebten sie zum ersten Mal, daß sie es gleichzeitig mit mehreren Völkern zu tun bekamen, und wahrscheinlich waren sie klug genug, sich sofort auszurechnen, daß sie es, sollte es jemals zu einem Konflikt kommen, gleich mit allen diesen Völkern zu tun bekommen würden. Offensichtlich war Julian Tifflor, an seinem Aufputz unschwer als Anführer zu erkennen, nicht nur ein Repräsentant des eigenen Volkes, sondern vermutlich auch Abgesandter eines Sternenbundes, eines ganzen Imperiums.
„Willkommen auf Jandar!"
Seltsamerweise klang der Gruß in der originalen, aber völlig unverständlichen Tonfolge des Jandaren entschieden wärmer und freundlicher als in der Übersetzung durch den Translator.
Tifflor lächelte - vielleicht ahnten die Jandaren bereits, was diese Mimik zu bedeuten hatte - und vollführte einige Bewegungen, die er Michael Rhodan abgeschaut hatte, als dieser noch die Milchstraße als König der Freihändler unter dem Namen Roi Danton unsicher gemacht hatte.
„Ich danke für die überaus freundliche Begrüßung und für die Ehre, der mächtigen Gebieterin vorgestellt zu werden", versetzte er mit lauter Stimme.
Der Translator übersetzte prompt.
Die Kommunikation auf diesem technischen Wege verlief weitgehend störungsfrei. Auch die Jandaren hatten positronische Übersetzungsgeräte entwickelt, und daher hatte es nur eines vergleichsweise kurzen Kontaktes beider Geräte bedurft, um sie perfekt aufeinander abzustimmen.
Aber alles andere, was zu einer Kommunikation zwischen Menschen gehörte, fehlte in solchen Fällen und ließ sich nur äußerst schwer ermit teln. Wie waren Bewegungen der Gliedmaßen zu erklären? Hatten sie einen kommunikativen Inhalt, oder gab es zwischen den Jandaren keine nonverbale Kommunikation durch Gestik und Mimik?
Der Eigengeruch der Jandaren stieg Tifflor in die Nase; er war warm, eigentlich recht angenehm, mit einer stark erdigen Note darin. Gehörten solche Ausdünstungen mit zur Kommunikation, und wenn ja, was bedeuteten sie im einzelnen? Tifflor war sich durchaus bewußt, daß sein eigener Körpergeruch für einen Jandaren möglicherweise schlichtweg ekelhaft war oder einer sehr groben Beleidigung gleichkommen konnte.
Aber vor dergleichen Problemen standen Raumfahrer immer wieder, wenn sie mit anderen Völkern Kontakt aufnahmen. Also konnte er davon ausgehen, daß es auf diesem Gebiet so schnell keine Mißverständnisse geben würde.
Langsam, mit sehr bedächtigen Bewegungen stieg Tifflor in den Gleiter ein und suchte nach einem Sitzplatz, den es nicht gab. Die Jandaren reisten stehend, oder sie hockten sich auf den Boden, wobei sie ihre dünnen Beine gleichsam zusammenzufalten schienen. Tifflor zögerte kurz, dann setzte er sich ebenfalls
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