1918 - Der Traum der Nevever
greiser Rawwe namens Agen-Tarman. Lovo Kasistan unterzog ihn einem scharfen Verhör, das der Rawwe jedoch nicht überlebte. Danach befragte er einzelne Mannschaftsmitglieder darüber, wie sie zu friedlichen Händlern hatten werden können. Doch auch diese Verhöre waren unergiebig; die Rawwen starben ihm wie Mücken dahin.
Alles, was er von ihnen erfuhr, waren Aussprüche wie: „Du mußt an die Macht der Träume glauben. Das macht dich stark und festigt den Charakter."
Und: „Wir schöpfen Widerstandskraft gegen alle Versuchungen aus unseren Visionen."
Lovo Kasistan demonstrierte ihnen am eigenen Leib, wie schwach und verletzlich sie waren.
An Bord des Keilers fand sich auch ein Gebilde aus Tronium-Azint, von unglaublichem Wert, das die Rawwen verehrten wie ein Heiligtum. Was es genau darstellte, hätte ihnen nur Agen-Tarman verraten können, doch der war leider schon ins Schwarze Loch gefallen.
Das Geschwafel über Träume und Visionen machte Lovo Kasistan jedoch stutzig. Hatte nicht auch sein einstiger Widersacher Arzabont bei dem entscheidenden Treffen in dieser Art geredet?
Der varmirische Kriegsherr stellte mit den noch lebenden Rawwen alle möglichen Experimente an, ohne jedoch eine wissenschaftliche Erklärung für das Friedfertigkeits-Syndrom zu finden. Er verfolgte darauf hin die Spur in Richtung Träume und Visionen und bat Arzabont zu einem Treffen.
Begründungen für ein solches gab es ausreichend, denn im Nankuk-Sektor kam es immer wieder zu Übergriffen der Varmiren gegen die „verbrüderten" Ginkoos. Lovo Kasistan hatte seinen Kriegern nämlich aufgetragen, die Provokation bei jeder Gelegenheit zu suchen; er wollte sein Volk auf diese Weise immun gegen Ansteckung machen.
Arzabont legte Lovo Kasistan auch sofort eine lange Beschwerdeliste vor. Der varmirische Kriegsherr gab sich einsichtig und entschuldigte das Verhalten seiner Leute mit deren Ungestüm und heißem Temperament.
„Wie gerne hätte ich ein Rezept, um das Blut meiner Krieger abzukühlen.
Eine Vision, einen Traum, der uns den richtigen Weg zeigt, wie es mit deinem Volk geschehen ist."
„Man kann solche Eingebungen nicht erzwingen", meinte Arzabont wohlmeinend. „Aber sei versichert, daß Nevever auch noch zu dir kommen wird."
Wer denn dieses oder dieser Nevever sei, wollte Lovo Kasistan wissen und bekam als verklärte Antwort zu hören: „Ein übernatürliches Wesen voll positiver Suggestionskraft."
„Hat Tronium-Azint etwas mit diesem Wesen zu tun?" wollte Lovo Kasistan in Erinnerung an den Schwingquarz-Götzen der Rawwen wissen.
„Tronium-Azint ist sein Element, seine Grundlage."
Mehr war von dem Ginkoo nicht zu erfahren, doch Lovo Kasistan hatte genug gehört.
Er betrieb seine Nachforschungen danach in Richtung des Begriffes „Nevever" und stieß auf der sterbenden Welt Ketchorr auf ein degeneriertes Volk dieses Namens. Es gab verschiedentlich Reste einer Hochkultur, die Zeugnis darüber ablegten, daß die Nevever schon bessere Zeiten gesehen hatten. Doch als Lovo Kasistan die Nevever fand, führten sie nur noch ein Dämmerdasein - von einem Tag zum anderen. Er erfuhr jedoch, daß einige Ginkoos sich ihrer angenommen hatten und ihre Existenz sicherten, weil sie auf sich alleine gestellt nicht überlebensfähig gewesen wären.
Und noch etwas fand Lovo Kasistan heraus: Die Nevever zogen sich in Gruppen zu Hunderten in Tropfsteinhöhlen zur Meditation zurück. Danach waren sie wie verwandelt, und in ihnen war für kurze Zeit die Erinnerung an die „Große Zeit" wieder erwacht.
Lovo Kasistan schnappte sich nach einem sogenannten Ashgavanogh einen der wie neugeboren daraus hervorgegangenen Nevever und verhörte ihn. Er hieß Ninosander und behauptete, daß der stumme und doch so beredte Nitrever sein Ururururur-Elter gewesen sei. Und daß ein noch älterer Urahn den Geschöpfen Guu'- und Jii'Nevever zur Existenz verholten hatte - eine mächtige Doppelentität, die der wahre Herrscher von Puydor sei...
Danach versank Ninosander wieder in Stumpfsinnigkeit, und nichts, keine noch so extreme Folterqual, konnte ihn daraus zurückholen. Die anderen Nevever sahen nur wehklagend zu, wie ihr Artgenosse starb.
Lovo Kasistan war nun so weit, daß er daranging, die Träume und Visionen, die sich wie ein Virus über die ganze Galaxis ausgebreitet hatten, zu einer gemeinsamen Quelle zurückverfolgen.
Und so eruierte er schließlich durch langwierige Berechnungen von unzähligen Ortungsergebnissen den Planeten Curayo.
Dies
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