1919 - Die Goldnerin
verfolgen, um herauszufinden, was ihr mit ihr zu tun habt. Das Hotel Zork gehört mir, und deshalb bin ich über alles informiert, was dort vor sich geht."
„Und ebenso verantwortlich für alles wie zum Beispiel für die Löschung bestimmter Daten ..."
„Eine notwendige Abwehr gegen unerwünschte Nachfragen. Was habt ihr mit Hind zu tun?"
Reginald Bull sah Eismer Störmengord auffordernd an. Es war an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen.
„Ich habe sie gestern zufällig getroffen und ihre Entführung miterlebt", sagte Eismer langsam. „Wie du schon sagtest, gibt es nicht mehr viele meines Volkes, und ich habe seit Jahrzehnten mit keinem Goldner mehr geredet. Ich will sie um jeden Preis befreien, damit sie mit mir kommt."
Durag steckte sich ein dünnes Glasrohr in den Kastenmund, stopfte ein braunes Kraut in das offene Ende und zündete es an. Das Kraut glühte auf und löste sich schnell in einen rauchgrauen Nebel auf, der langsam die Röhre entlang Richtung Mund waberte.
„Meiner Ansicht nach ein aussichtsloses Unterfangen. Du solltest sie besser vergessen und zu deinem Leben zurückkehren."
„Dafür sind wir schon zu weit gegangen", sprach Bull sanft dazwischen.
Durag inhalierte den Rauch tief, feine Rauchwölkchen dampften aus seiner Nase.
„Ich brauche das für meine Atemwege, diese Luft hier ist Gift für mich", erklärte er, ohne daß ihn jemand gefragt hätte.
„Wie schon gesagt, Hind und ich stehen in geschäftlicher Beziehung", fuhr er dann fort und kam endlich zum Kern der Sache. „Das Hotel wirft nicht genug ab, und durch meine Beziehungen habe ich nebenher einen Handel aufgezogen."
„Der nicht ganz sauber ist, nehme ich an", bemerkte Bull höflich.
„Nun ... ja. Ein wenig Schieberei ist natürlich immer dabei, aber sie tut niemandem weh. Wir machen keine großen Sachen, es reicht für einen angenehmen Lebensstandard. Bis Hind sich da in etwas verwickeln ließ, das zu groß für sie wurde. Ich habe ihr geraten, die Finger davon zu lassen, aber sie ließ sich von der Aussicht auf einen gewaltigen Profit hinreißen. Sie fing vor ein paar Monaten damit an, und von da an ging es stetig mit ihr bergab. Ich hatte keinen Einfluß mehr auf sie. Es blieb mir nichts anderes übrig, als meine Beziehung zu ihr nach außen hin abzubrechen - deshalb ist sie in meinem Hotel nicht mehr bekannt."
Durag inhalierte erneut, bevor er weitersprach.
„Vor ein paar Tagen dann kam sie zu mir und bat mich um Hilfe. Sie hatte sich auf einen krummen Handel eingelassen - es ging um Götzenbilder, die von religiösen Eiferern in DaGlausch angebetet oder geopfert werden, um Verschonung vor dem Kesselbeben zu erbitten."
„Gascht!" stieß Eismer hervor.
„Von dem Profit hat sie wohl ein wenig mehr als vereinbart abgezweigt, und nun waren sie hinter ihr her. Ich riet ihr, sofort eine Passage zu buchen und von hier zu verschwinden, aber sie wollte unbedingt noch einige Dinge erledigen.
Gestern mittag sagte sie mir, daß sie fast fertig sei und heute morgen abreisen würde. Seither habe ich sie nicht mehr gesehen, und ihre Sachen sind noch alle da. Ich habe heute morgen angefangen nachzuforschen, doch jetzt erfahre ich von euch, daß sie wirklich entführt worden ist."
„Wir haben die Entführer gesehen." Reginald Bull gab eine Beschreibung der Gruppe.
Durags Gesicht wurde zusehends ernster - er legte die Stirn in tiefe Falten, die Federn an seinen Wangen zuckten Er inhalierte ein drittes Mal, der Dampf hatte sich fast aufgelöst.
„Ich wußte nie, mit wem sie sich eingelassen hatte", seufzte er. „Das klingt sehr nach Rakh Er ist ein Händler der übelsten Sorte, absolut rücksichtslos. Er schreckt vor keinem Mittel zurück, nur um an Miro zu kommen. Ein fetter, alter Sack. Leider ein Tentradex wie ich."
„Wo können wir ihn finden?" fragte Eismer aufgeregt.
Durag wiegte den Kopf. „Nirgends, mein armer Freund. Niemand kennt derzeit Rakhs Aufenthaltsort. Er kommuniziert mit seinen Untergebenen nur noch per Funk. Die müßt ihr finden, denn sie werden Hind in ihrer Gewalt haben. Aber ihr solltet euch beeilen, denn sie werden nicht allzulange brauchen, um alles aus ihr herauszupressen. Sie geben ihr ein paar Stunden, dann gehen sie zur Sache."
„Wo können wir anfangen?" rief der Bebenforscher verzweifelt.
„Versucht es im Blabane. Im Amüsierviertel, ihr werdet sie schon finden. Dort treiben sich immer ein paar von Rakhs Schergen herum."
*
Eismer schwieg noch lange, auch nachdem
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