1919 - Die Goldnerin
sie bereits wieder auf die Straße zurückgekehrt waren. Reginald Bull konnte sich vorstellen, was in dem Bebenforscher vorging.
Hind war keine ehrliche Goldnerin, sondern offensichtlich eine kleine Gaunerin. die sich ein Stückchen zu weit in die höheren Gefilde des Verbrechens gewagt hatte. Möglicherweise war sie längst tot und unauffindbar in den Eisgebirgen verschwunden.
„Willst du aufgeben?" fragte der Terraner.
„Wo denkst du hin?" empörte sich der Beben forscher. „Es ist mir gleichgültig. was Hind getan hat. Sie ist nicht durch und durch schlecht, und sie hat niemandem ernsthaft geschadet."
„Nur sich selbst, indem sie versuchte, Betrüger zu betrügen. Du mußt dich darauf gefaßt machen, sie nicht mehr lebend zu finden."
„Ich weiß. Aber wenn ich jetzt aufgebe, mache ich mir ewig Vorwürfe, daß ich sie vielleicht doch noch hätte retten können."
„Gehen wir direkt zu diesem ... Etablissement?" mischte Tautmo sich ein.
„Wieso?"
„Na ja, vielleicht hat es um diese Zeit geschlossen."
Eismer nickte. „Du hast recht, möglicherweise können wir uns den Weg jetzt ersparen." Suchend sah er sich um „Auf diesen belebten Plätzen gibt es überall Infosäulen ... Dort ist ja schon eine!"
Hastig watschelte er zu der Säule. Die beiden Terraner warteten ab und deuteten Eismers Miene richtig, als er zu ihnen zurückkam.
„Das Lokal hat wirklich geschlossen", meldete er.
„Es muß doch eine andere Möglichkeit geben!" entwickelte Tautmo plötzlich Eigeninitiative. „Gehen wir noch einmal zum Hotel zurück, vielleicht treiben sich dort ebenfalls Gauner herum, die in Rakhs Auftrag spionie- ren!"
„Nein, ich glaube, das bringt nichts", widersprach Bull.
Seine weiteren Worte gingen in einem gewaltigen Donnerschlag unter.
„Gascht!" schrie Eismer. „Seht doch, die Rauchsäule! Dort liegt irgendwo das Hotel!"
„Aha, bringt nichts, wie?" rief Tautmo und folgte dem davoneilenden Goldner.
Sie brauchten nur der Rauchsäule und dem Strom an Neugierigen zu folgen.
Als sie den Schauplatz erreichten, herrschte dort bereits ein so dichtes Gedränge, daß ein Durchkommen fast unmöglich war.
Die Rettungstruppen war schon vor Ort, robotische Einheiten transportierten Tote und Verletzte ab. Vom Hotel Zork war nur noch die Hälfte übrig; das Foyer war gesprengt worden. Die Explosion hatte zudem einen Teil der Zimmer in Mitleidenschaft gezogen.
Durag war ebenfalls eingetroffen und stand völlig fassungslos inmitten der Trümmer, neben ihm zwei zitternde Garamboliden mit eingezogenen Köpfen.
„Bsasee!" rief Eismer.
Die entzückende Insektoide wurde gerade auf einer Antigravliege herausgebracht. Ihr matt glänzender schwarzer Panzer rauchte, und der linke Greifarm war abgerissen worden. Aus der Wunde floß eine ölige, farblose Flüssigkeit.
Während Eismer zu Bsasee lief, steuerte Reginald Bull auf Durag zu. Tautmo, der ihm folgen wollte, wurde durch einige 2,60 Meter große Riesen abgedrängt und mußte einen Umweg nehmen.
„Bsasee, was ist denn geschehen?" fragte Eismer erschüttert. „Wer hat das getan?"
„Ich weiß es nicht-, summte die Ksnii schwach. Ihr linkes Auge war halb zerstört. „Ich glaube, ich kann meine Arbeit nicht mehr beenden, weil ich zu früh sterben muß ... Ich habe Angst..."
„Nein. du brauchst keine Angst zu haben, Bsasee", stieß Eismer verzweifelt hervor. Er bedeutete dem Roboter anzuhalten. „Sieh her, ich nehme deinen Arm, ich begleite dich ein Stück. Du hast deine Arbeit großartig gemacht und deinem Volk gut gedient. Ich bedaure. daß du schon gehen mußt, aber wenn es nun mal Zeit ist ..."
„Ich danke dir ...", zirpte Bsasee sehr schwach.
Eismer sah zu, wie der Glanz in ihren gesunden Facetten nach und nach erlosch. Als er spürte, wie ihr Greifarm nachgab, ließ er sie los. Er trat von der Bahre zurück und sah sich nach Bull um. den er bei Durag stehen sah. Tautmo Aagenfelt konnte der Bebenforscher nirgends entdecken.
In diesem Moment kamen zahlreiche Neugierige. Wie eine Welle schwappten sie über ihn hinweg und rissen ihn mit sich fort. Er kämpfte wütend dagegen an; er war zwar klein, aber stämmig und konnte nicht so leicht aus der Bahn geworfen werden.
Da legte sich auf einmal eine mächtige Klaue von hinten um seinen Hals.
Irgend etwas preßte ihn an einen schweren Körper.
„Wenn du nicht vernünftig bist und mit deiner Suche aufhörst, wird es dir ebenso ergehen", zischte der Unbekannte hinter ihm mit heißem Atem in sein Gehör.
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