1921 - Projekt Mirkandol
worden, weil er Architekt war.
„Ich verstehe nicht ganz, Mennothyorion", murmelte Gelarim. „Was kann ein Architekt angerichtet haben, um eine solche Reaktion hervorzurufen? Du mußt bedenken, daß er ein prominenter Mann ist, vielleicht der angesehenste seines Berufsstandes überhaupt auf unserem Planeten. Bist du sicher, daß es mit seinem Beruf zu tun hat?"
Im nächsten Moment bereute er schon, daß er Zweifel angemeldet hatte. Hastig schob er einige Khrekit-Körner in den Rachen der Figur. Man konnte ]a nie wissen, ob so eine Gottheit - die schließlich ganz anders dachte und empfand als ein einfacher Arkonide - ihm seine Bemerkung übelnahm und ihre Hilfsbereitschaft einschränkte!
Gottheiten hatten - wenn ihn nicht alles täuschte - eben auch ihre Eigenheiten, und bei Mennothyorion vermutete Gelarim, daß er es nicht leiden konnte, wenn man seinen Aussagen skeptisch gegenüberstand.
Das hatte der Arkonide schon einige Male erlebt, und er hatte unangenehme Erinnerungen daran. Meistens ließ sich die Gottheit durch ein Opfer besänftigen, aber das war durchaus nicht immer der Fall.
„Es gibt einige Informationen über ein rätselhaftes Projekt, an dem Lengor gearbeitet haben soll", fügte er hastig hinzu, um Mennothyorion auf andere Gedanken zu bringen und gar nicht erst bei seiner Irritation zu verweilen. „In der Wüste Khoukar soll etwas Seltsames entstanden sein Ein Freund hat mich darauf hingewiesen, daß keine der Einflugschneisen der Raumschiffe dieses Gebiet überquert. Es scheint, als wolle Bostich unter allen Umständen vermeiden, daß irgend jemand einen Blick auf die Wüste wirft."
Geh hin und sieh dich um, aber sei vorsichtig! meinte Gelarim zu vernehmen.
Da er von seiner Gottheit überzeugt war, dachte er gar nicht erst darüber nach, ob er selbst solche Gedanken produzierte oder ob sie von Mennothyorion übermittelt wurden. Er glaubte in seinem tiefsten Inneren daran, daß er in solchen Momenten die Stimme der Gottheit vernahm, die ihm auf diesem Wege Empfehlungen gab.
„Das werde ich", antwortete er und gab der Figur vorbeugend noch ein paar Körner.
Eine derartige Freundlichkeit hatte sich stets als vorteilhaft erwiesen. Wie willkommen die Opfer waren, zeigte sich schon dadurch, daß die Körner tatsächlich im Körper der Steinfigur verschwanden und nie mehr auftauchten.
Gehässige Zungen hatten einmal behauptet, daß die Figur aus Karesthix bestehe, einem Mineral, das in der Lage sei, die Körner vollkommen aufzulösen und in ein Gas zu verwandeln, das sich rasch verflüchtigte.
Gelarim hatte mit Fäusten darauf geantwortet und seine Gottheit mannhaft verteidigt, bis die Stimmen verstummten. Hin und wieder berief er sich auf diese stolze Tat, und wenn er den Eindruck hatte, daß Mennothyorion nicht ganz so wollte, wie er es erhoffte, erlaubte er sich schon mal, sie darauf hinzuweisen, wie er sie und ihre Ehre verteidigt hatte.
Behutsam natürlich. Immerhin war es mit einem unwägbaren Risiko verbunden, an die Dankbarkeit einer Gottheit zu appellieren!
Da er seine Fragen an diesem Tag beantwortet sah und hoffen konnte, daß die Gottheit Mennothyorion ihm einen Schutzengel mit auf den Weg gab, Wickelte er die Figur in ein Tuch ein und legte sie sorgfältig unter seine Achsel, wo er ein spezielles Etui dafür trug.
Bei dem bevorstehenden Einsatz wollte er nicht auf Mennothyorion verzichten, damit er sie notfalls um Rat fragen konnte. Jeder an Bord wußte von seiner religiösen Überzeugung, und alle hatten gelernt, sie zu respektieren.
Das war bei Trondar und seiner - in seinen Augen - geradezu kindisch zu nennenden Neigung zum Aberglauben schon etwas anderes. Der Kommandant und Eigner der TURAKO-PRENK übertrieb. In den Augen Gelarims war es geradezu lächerlich, daß er sich von absolut unwichtigen und zufälligen Ereignissen abhängig machte. Nein, dafür brachte er kein Verständnis auf.
Mit festen Schritten eilte er über den Gang zu den Mannschaftsquartieren, um sich zwei kampferprobte Männer als Begleitung für den bevorstehenden Flug in die Wüste Khoukar zu holen. Auf dem Weg überlegte er noch, für wen er sich entscheiden sollte, und als er sein Ziel erreichte, wußte er, wen er auswählen mußte.
Da war erstens Kai Klim und zum anderen Praston. Beide waren Arkoniden wie Trondar und er, hatten aber beide Namen gewählt, die von fernen Planeten stammten. Sie hatten sich auf amouröse Abenteuer eingelassen. Nachdem das erste Feuer verglüht war, hatten sie ihre
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