1924 - Intrigen auf Arkon
sollten wir lediglich die GILGAMESCH einsetzen", schlug Myles Kantor vor. „Das sollte genügen. Das Schiff ist beeindruckend genug für diesen Zweck."
„Alle einverstanden?" fragte Atlan. „Sehr gut, dann bleibt nur noch das Problem, wen wir als unseren Diplomaten schicken. Ich scheide aus den bereits bekannten Gründen aus."
Homer G. Adams zeigte ein schwaches Lächeln.
„Ich fürchte", sagte er leise, „daß auch mein Ansehen in der Milchstraße in den letzten Jahrzehnten stark gelitten hat - damit wäre dann auch ich aus dem Spiel!"
„Als Kartanin bin ich keine Galaktikerin ..."
„Unsinn!" warf Myles Kantor ein. „Du bist Bürgerin von Camelot, das reicht."
„Sie hat recht", bemerkte Atlan. „Ich fürchte, Tek, es wird letztlich an dir hängenbleiben!"
Ronald Tekener hob abwehrend beide Hände.
„Freunde!" sagte er eindringlich. „Ich habe nicht nur keinerlei Neigung zum Beruf des Diplomaten, ich bin auch sicher, daß mir dazu das nötige Geschick fehlt. Sucht euch jemand anderen, bitte!"
Atlan schüttelte den Kopf.
„Wenn wir keinen Zellaktivatorträger schicken, wird man das als Affront betrachten", gab er zu bedenken. „Es wird so interpretiert werden, als wären sich die Zellaktivatorträger zu schade für solche Missionen. Ich sehe keine andere Lösung, Tek - du wirst in den sauren Apfel beißen müssen."
Ronald Tekener blickte zur Decke auf und ließ einen langen Seufzer hören.
„Oder fühlst du dich nicht fit genug für diese Aufgabe?" fragte Dao-Lin-H'ay sanft und entblößte die Zähne.
„Spar den Spott für andere, Lieblingsbestie!" gab Tekener grinsend zurück. „Also gut, ich fliege. Aber nicht allein. Ich will Domino ROSS dabeihaben, den du nach Camelot zurückgebracht hast. Und natürlich Dao!"
„Muß das sein?" fragte Atlan kopfschüttelnd. „Dao, das ist nicht gegen dich gemünzt..."
„Ich verstehe Tek schon!" antwortete die Kartanin sichtlich erheitert. „Ja, ich komme mit!"
Atlan seufzte leise. Er kannte seine Landsleute und deren Weltsicht.
Arkoniden waren noch nie sonderlich gut gewesen, wenn es darum ging, Angehörige anderer Lebensformen als gleichwertig zu erachten. Daß seinerzeit Thora aus dem Geschlecht der Zoltral ausgerechnet den Terraner Perry Rhodan geheiratet hatte, nach dem Barbarenzeremoniell der Terraner, war den meisten Arkoniden, die später davon erfahren hatten, ungefähr so absurd und grotesk vorgekommen, als hätte sich ein Bewohner des Kristallpalastes mit jemand zusammengetan, der sein Leben in Abwasserkanälen fristete. Aber immerhin waren Terraner und Arkoniden so genverwandt, daß sie gemeinsam Kinder haben konnten. Daß der Sohn aus dieser Ehe, Thomas Cardif, sich als Schurke von Format erwiesen hatte, hatte die Arkoniden dann nicht mehr gewundert - so etwas mußte von so etwas kommen.
Aber ein Paar, nicht einmal auf irgendeine anerkannte Weise gesetzlich miteinander verbunden, das so artverschieden war, daß an Nachwuchs gar nicht gedacht werden konnte - dergleichen war für einen Arkoniden, der nicht restlos von Sinnen war, völlig undenkbar.
Aber Atlan und die anderen kannten den Smiler. Wenn er etwas unternahm, mochte es auch noch so absurd und riskant sein, hatte er seine Chancen sehr genau kalkuliert und wußte präzise, was er tat - wahrscheinlich ebenso in diesem Fall.
Atlan lächelte milde. „Armer Imperator Bostich!" murmelte er.
4.
Dulce et decorum est, pro patria mori.
Kamurte hatte einige Zeit gebraucht, um eine Syntronik zu finden, die in der Lage gewesen war, diesen Spruch aus einer uralten terranischen Sprache ins Interkosmo zu übertragen.
Süß ist es und ehrenvoll, fürs Vaterland zu sterben - so lautete der Text.
Er deutete an, daß die Terraner wenigstens in der Theorie wußten, wie ein Kämpfer dachte und empfand, ja empfinden mußte. In der Praxis aber, das hatte die jüngere Geschichte gezeigt, besaßen die Terraner keinerlei Stil und Niveau. Sie hatten es fast immer vorgezogen, ihre Gegner durch Pfiffigkeit - was für ein scheußliches Wort! - und List zu überwinden, mit beträchtlichem Erfolg, wie Kamurte eingestehen mußte.
Ehrenvoll war es gewiß, sein Leben für ein hohes Ziel zu opfern. Aber süß?
Die Verhandlungen zwischen den Gatasern und dem Kommandanten der Station AKX-13-S waren noch immer im Gange, als Kamurte den Befehl bekam, die Station zu verlassen und an Bord des Patrouillenschiffes RHENKON zu gehen. Der dortige Ortungsoffizier war wegen Krankheit ausgefallen, und da
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