1924 - Intrigen auf Arkon
Kamurte jüngst seine Qualitäten bewiesen hatte, war er es, der zur RHENKON abkommandiert worden war.
RHENKON - ausgerechnet. Im Rhenkon-System hatte es vor mehr als zehntausend Jahren eine Schlacht zwischen Arkoniden und den methanatmenden Maahks gegeben. Eine große, berühmte Schlacht - ausgetragen zwischen dreihundert arkonidischen Kugelraumern und mehr als fünftausend Walzenraumern der Maahks. Sie hatte fünf Stunden gedauert, und am Ende waren alle Arkonschiffe vernichtet gewesen. Aber diese fünf Stunden hatten ausgereicht, einer anderen, sehr viel größeren Arkonflotte die Zeit zum Anflug des Systems zu geben, und am Ende hatten die Maahks diese wichtige Schlacht verloren.
Ob das ein Omen war?
Man ließ Kamurte, den es inzwischen nicht mehr sonderlich nach Heldenruhm gelüstete, nicht einmal die Zeit, sich in seiner neuen Unterkunft einzurichten, denn die RHENKON mußte Minuten nach Kamurtes Eintreffen den Verband verlassen und zu einem neuen Ziel aufbrechen.
Mit der technischen Einrichtung seines Arbeitsplatzes hatte Kamurte keinerlei Schwierigkeiten, er wußte sofort, was er zu tun hatte. Und er wußte auch bereits, daß sich die Lage rings um Thantur-Lok - und damit für Arkon - immer mehr zuspitzte. Gataser, Tentra, Apasos hatten den Anfang gemacht.
Inzwischen war eine Flotte der Springer aufgetaucht, eine weitere kam von Topsid her, Akonen waren im Anmarsch, Unither, Cheboparner, und sie alle schienen mobilisiert zu haben, was immer auf den Raumhäfen gestanden hatte.
Die Zahl der Schiffe, die Thantur-Lok gleichsam belagerten, lag inzwischen weit über dreißigtausend, und es wurden stündlich mehr. Und dazu kamen, nicht ganz so beeindruckend, Abordnungen von weniger bedeutenden Völkern.
Selbst die Swoons hatten ein eigenes Schiff geschickt, das inzwischen hatte passieren dürfen, weil ein einzelnes Schiff keine Gefahr für Arkon darstellte und die Swoons obendrein als potentielle Gegner und Kämpfer nicht ernst genommen werden mußten.
„Ziel erfaßt!" gab Kamurte das Ergebnis seiner Ortung an die Kommandantin weiter; er konnte sie auf einem der kleineren Fenster seiner Projektionsfläche deutlich sehen.
Was sie als Kommandantin taugte, vermochte er nicht einzuschätzen, aber als Frau zählte sie zumindest äußerlich zur absoluten Spitzenklasse. Ihre Haare waren weiß, mit einem Hauch Silber darüber; sie trug es in einem langen Zopf auf dem Rücken, in den irisierende Bände eingeflochten worden waren. Wie lange sie wohl braucht, um diese Frisur im Alarmfall zu richten? fragte sich Kamurte. Dazu trug sie eine ziemlich eng geschnittene Uniform, die ihre Figur nachmodellierte. Kamurte stieß einen gequälten Seufzer aus. Solche Frauen tauchten in seinem Leben bestenfalls in schwülen Träumen auf.
Immerhin, ganz perfekt war sie nicht. Ihre Augen zeigten zwar das arkonidische Rot, aber irgendwann mußte es einem Exoten gelungen sein, sich in ihre Ahnenreihe einzuschmuggeln - die Augen waren mandelförmig und leicht geschrägt, und Kamurte mußte zugeben, daß sie dadurch noch attraktiver wirkte.
„Ziel erreicht in siebzehn Minuten!"
Die Stimme der Kommandantin hatte einen Tonfall, der an Eiswasser erinnerte - sehr klar und sehr kalt. Ob sie auch anders konnte?
„Ein einzelnes Schiff!" gab Kamurte durch; er durfte sich jetzt nicht ablenken lassen. „Herkunft unbe..."
In diesem Augenblick bekam er deutlichere Werte.
„Es ist die GILGAMESCH!" rief er schnell. „Rhodans Schiff, von Camelot...!"
; Daß diese Burschen es wagten ...
Aber Dreistigkeit war schon immer ein Charakterzug Rhodans und seiner Spießgesellen gewesen. Nachdem er alle offiziellen Ämter bei den Terranern abgelegt oder verloren hatte, war er hingegangen und hatte seinen eigenen Laden aufgemacht, auf Camelot, einer Welt, deren Position niemand kannte, auch nicht deren technisches oder militärisches Potential. Jedenfalls war klar, daß Camelot nicht zur LFT gehörte, denn die Terraner hatten ebenso wie die anderen Völker versucht, Camelots galaktische Position zu entdecken und Rhodan auffliegen zu lassen. Wäre Rhodan ein Arkonide gewesen, hätte man ihm wohl den Prozeß wegen Hochverrats gemacht. Und auf Arkon kannte und praktizierte man die Todesstrafe in solchen Fällen ...
Die Bordsyntronik lieferte die wenigen Daten, die über die GILGAMESCH verfügbar waren. Vielleicht wußte der Geheimdienst mehr, aber Kamurte glaubte das nicht einmal.
Ein beeindruckendes Schiff, ohne Zweifel. Es konnte sich in mehrere
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