1924 - Intrigen auf Arkon
Viertelstunde hatte sich niemand Geringerer als der Imperator selbst an die Besatzungen der arkonidischen Schiffe gewandt und eine Ansprache gehalten. Der Inhalt hatte dem entsprochen, was Kamurte erwartet hatte - ein Appell an die Soldaten, auf der Hut zu sein, ihre Pflicht zu tun und jeden Feind des Kristallimperiums notfalls mit dem Einsatz des eigenen Lebens zu bekämpfen. Kamurte wußte nicht, ob Bostich diese Ansprache nicht schon vorher aufgezeichnet und jetzt erst ausgestrahlt hatte; jedenfalls hatte sie seinen patriotischen Eifer beflügelt.
An das allgemeine Gerede von Frieden und Freundschaft in der Galaxis glaubte Kamurte ohnehin nicht; nach seiner Auffassung versprach langfristig nur eine Politik der Stärke Erfolg. Und wer, wenn nicht Arkon allein, hatte auf diesem Gebiet die längste Erfahrung und die größten Erfolge aufzuweisen? Es würde den restlichen Völkern guttun, wenn sie sich daran erinnerten und die naheliegenden Schlußfolgerungen zogen. Erst wenn Arkon wieder die Galaxis anführte, würde es wirklichen Frieden und innere Ruhe geben, alles andere war unsinnige Träumerei.
Die RHENKON flog mit vollem Ortungsschutz. Ob das ausreichte, sie für alle anderen Völker unsichtbar zu machen, würde sich bald herausstellen.
Die Reaktionen im Hyperfunk jedenfalls ließen darauf schließen, daß das Schiff bisher nicht bemerkt worden war.
Aber das Risiko einer Entdeckung stieg mit jeder Minute, und das war es, was Kamurte nervös machte und seine Hände schwitzen ließ. Die RHENKON flog nämlich ein Gebiet an, in dem sie eigentlich nichts zu suchen hatte.
Im Weltraum ließen sich keine exakten Grenzen ziehen, es gab nur mehr oder weniger klar ausgewiesene Interessen- und Hoheitsgebiete. Thantur-Lok beispielsweise gehörte nahezu komplett zu Arkon, zumindest zur Einflußsphäre des Kristallimperiums, und wer sich zwischen den Sternen dieses Sektors bewegen wollte, bedurfte dazu einer Erlaubnis von Arkon, selbst in jenen Regionen, in denen keine einzige bewohnte Welt zu finden war.
Wenn man, was des öfteren getan wurde, in einer astronomischen Darstellung die besiedelten Planeten und deren Hoheitsgebiet farblich markierte, bekam man als Ergebnis unausweichlich einen mehr oder weniger bunten Flickenteppich, das galt ebenso für den Einflußbereich der Topsider oder der LFT. Gerade bei diesem Beispiel zeigte sich, daß sich die Farbflächen nicht nur einmal überschnitten - im Prinzip lag nämlich das Gebiet der Topsider inmitten jenes Bereiches, den die Terraner in der Blütezeit des Solaren Imperiums für sich reklamiert hatten.
Zwischen den einzelnen Farbflächen lagen aber immer noch Tausende, von Sonnensystemen, die sehr oft nicht einmal genau untersucht worden waren.
Nicht einmal Arkon auf dem Gipfel seiner Macht war imstande gewesen, alle Sterne, Sonnen und Planeten, in seinem Machtbereich ausreichend zu erkunden und zu erforschen - bei rund 200 Milliarden Sonnen, die zur Milchstraße gehörten, war eine solche Forschung weder personell noch finanziell zu bewerkstelligen.
Jetzt war die RHENKON unterwegs in ein Gebiet, das in großem Maßstab eigentlich zum Einflußbereich der LFT gehörte. Die Terraner samt ihren diversen Kolonialvölkern würden es sicher nicht gern sehen, wenn sich die RHENKON dort herumtrieb. Die RHENKON war kein Forschungsschiff, auch kein Handelsraumer, sie war eindeutig ein Kampfschiff, und Kamurte fragte sich besorgt, welchen Auftrag man der Kommandantin wohl zugedacht hatte.
Daß die Kommandantin der RHENKON vor kurzem einen verschlüsselten Funkspruch bekommen hatte, war Kamurte nicht entgangen. Der Spruch war über einige Relaisstationen geleitet worden, aber Kamurte hatte mit seinen Mitteln schnell herausgefunden, daß er unmittelbar von Arkon stammte.
Folglich war die Sache von großer Bedeutung.
„An alle!" klang plötzlich die klare Stimme der Kommandantin in allen Räumen der RHENKON auf. „Sicher werdet ihr wissen wollen, welchen Auftrag man uns erteilt hat."
Auf der Bildprojektion konnte Kamurte sehen, daß die Kommandantin verhalten lächelte; sie machte einen sehr zufriedenen Eindruck.
„Wir haben die Aufgabe, eine bislang nicht registrierte Welt anzufliegen und uns dort umzusehen", gab die Kommandantin bekannt. „Es ist möglich, daß dieser Planet bewohnt ist und daß man uns möglicherweise feindlich entgegentreten wird. In diesem Fall haben wir selbstverständlich das Recht, uns mit allen Mitteln zu verteidigen, die uns notwendig
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