1924 - Intrigen auf Arkon
Terra-Delegation dann ein unbehagliches Gefühl verschaffte und damit die Verhandlungen beeinträchtigen konnte.
„Ich sehe keine Linguiden", bemerkte Ronald Tekener, während er sich umsah.
Die große Arena füllte sich jetzt ziemlich rasch - niemand wollte sich der Schande aussetzen, zu spät zu kommen.
„Sie kommen nicht!" wußte Cistolo Khan zu berichten. „Sie wollen ihrer Linie treu bleiben und sich aus der galaktischen Politik heraushalten. Auf Haluter können wir ebenfalls warten; sie wollen erst kommen, wenn das neue Galaktikum gegründet ist und ihnen zusagt. Allerdings weiß ich, daß ein halutisches Schiff einen Beobachtungsstandort außerhalb von M13 bezogen hat."
Tekener stieß einen halblauten Seufzer aus. Mit Schwierigkeiten dieser Art hatte man rechnen müssen -und dies war erst der Anfang. Es würde eine Orgie von Täuschungen, listenreichen diplomatischen Manövern, Intrigen und Schauspielerei werden - und das alles nur, um günstigstenfalls am Ende zu der Einsicht zu kommen: Entweder arbeiten wir zusammen, oder wir gehen zusammen zugrunde!
Die Halle füllte sich schneller. Roboter geleiteten die letzten Diplomaten zu ihren Sitzplätzen. Darunter erkannte Ronald Tekener einen Akonen, den er bereits als hinterhältigen Intrigenschmied hätte kennenlernen dürfen - Centoar Vilgor, einer der durchtriebensten Fädenzieher, über die Sphinx verfügte.
Als letzter - wohlinszeniert, dachte Tekener spöttisch - betrat der Verhandlungsführer Arkons den Saal. Lenthur Khar war gewiß ein alter Mann, er hatte mehr als ein Jahrhundert in diplomatischen Diensten Arkons hinter sich, aber er war keineswegs- so alt und hinfällig, daß er wirklich eines Stockes zum Gehen bedurft hätte. Auf Blues und Topsider verfehlte dieser Auftritt vermutlich seine Wirkung, aber die humanoiden Völker bekamen das Signal wohl mit - hier betrat eine Persönlichkeit, die Szene, die von Altersschwäche gezeichnet war, Milde und Weisheit gleichsam in bündeldicken Strahlen versprühte und jedermann anzeigte, daß Arkon mit der Entsendung dieses alten Herrn nur die allerbesten und würdigsten Absichten verband.
Ein lange nachhallender Gongschlag eröffnete die Versammlung. Einige Augenblicke später tauchte im Zentrum des Raumes eine weitere Gestalt auf, ohne jeden auffälligen Prunk, aber an seinem Abzeichen unschwer als Bostich zu erkennen, Imperator des Kristallimperiums und Initiator der Zusammenkunft in Mirkandol.
Zu Tekeners Erleichterung wurde darauf verzichtet, Bostich so vorzustellen, wie es auf Arkon üblich war - mit allen Titeln und Würden. Normalerweise nahm das Vorlesen all seiner Ehrennamen fast eine Viertelstunde in Anspruch.
„Freunde!"
Bostich ließ das erste Wort seiner Ansprache durch den Raum hallen. Er sprach langsam, und Tekener stellte schnell fest, daß Bostich sich eines reinen Interkosmo bediente und nicht etwa die rein arkonidische Variante davon.
„Willkommen auf Arkon, willkommen in Mirkandol, das nach unseren Wünschen und Hoffnungen einmal eine Heimstatt für alle leidgeprüften Völker unserer Sterneninsel sein soll..."
An wohlklingenden Formulierungen ließ Bestich es nicht fehlen. Er sprach langsam und eindringlich, schilderte die Pannen und Fehlentwicklungen der Vergangenheit und vermied es dabei rücksichtsvoll, irgendeines der anwesenden Völker mit Vorwürfen zu bedenken.
„Es geht nicht darum, einen oder mehrere Schuldige für eine Entwicklung zu suchen, die wir alle bedauern. Ein Anfang kann nur gemacht werden, wenn wir alle uns einig sind, daß ein solcher Neuanfang nötig ist, wenn wir den Frieden unter uns wahren wollen..."
Ronald Tekener lehnte sich in seinem Sessel zurück und schloß die Augen.
Bostich hatte mit dem, was er sagte, durchaus recht; nahezu jeder im Saal konnte und würde ihm zustimmen. Aber das hieß noch lange nicht, daß die Delegierten zu denselben Schlußfolgerungen kommen würden, wie Bostich sie anbot.
Es war schwer genug gewesen, das erste Galaktikum zusammenzubringen, und es hatte viele erschüttert, wie schnell und leicht es gegangen war, die Vertrauensbasis zu verspielen und dem ewigen Mißtrauen aller wieder Geltung zu verschaffen.
Verspieltes Vertrauen wiederherzustellen war eine der schwersten Auf' gaben, die es beim Zusammenleben mehrerer Individuen zu lösen galt -und das galt in besonderem Maße auf der politischen Ebene, wo jede Fehlentscheidung zu fatalen Konsequenzen führen konnte, mitunter zu solchen, die niemals wieder zu
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