1924 - Intrigen auf Arkon
gelassen. „Wahrscheinlich mit demselben Ergebnis wie bei euch - nirgendwo auch nur eine Spur einer Wanze zu finden. Äußerst beruhigend, nicht wahr?"
„Ich traue dem Braten nicht", murmelte der LFT-Kommissar. „Es muß Abhöreinrichtungen geben, oder ich verstehe die Welt nicht mehr."
„Wahrscheinlich ist es genau das, was die Arkoniden wollen", vermutete Tekener amüsiert. „Sie wollen uns verblüffen und daß wir uns wegen unseres Mißtrauens schämen. Garantiert weiß man bereits, daß wir ihnen nicht trauen."
„Apropos trauen", sagte Cistolo Khan und zeigte ein schmales Lächeln.
„Wollte Camelot nicht eigentlich anläßlich dieser Veranstaltung das Geheimnis seiner galaktischen Koordinaten lüften?"
Tekener lächelte freundlich zurück.
„Dieses Geheimnis werden wir ganz gewiß irgendwann enthüllen", sagte er deutlich. „Wahrscheinlich am Ende der Konferenz und gegenüber jenen Völkern, die uns in verbindlicher Form anerkannt haben - was von selten Terras oder der LFT noch gar nicht geschehen ist!"
„Wir wollten nicht vorgreifen", antwortete Cistolo Khan.
„Und zudem wollen wir eigentlich abwarten, bis die galaktischen Völker wirklich zusammenarbeiten", ergänzte der Aktivatorträger.
Die Arkoniden waren geschickte Taktiker, wie sich wieder einmal erwies. Sie hatten jeweils die einzelnen Völker eingeladen, zu welchem politischen System sie auch gehören mochten. So konnte Ronald Tekener Springer erkennen und Aras, Ertruser, Plophoser, Oxtorner, Abgesandte zahlreicher auch der kleineren Bluesvölker, Akonen, Antis und viele andere mehr.
Altbekannte „Exotenvölker" wie die Fantan-Leute, die Rubiner oder Cheboparner waren ebenso zugegen.
An diesem Abend war die Sitzordnung ausgelost worden - später erst würden sich im Laufe der Verhandlungen jene Gruppierungen ergeben, die zu erwarten waren. Da war der Block derjenigen Völker, die entweder unmittelbar von den Arkoniden abstammten oder wenigstens einmal zum Großen Imperium gehört hatten; eine Gruppe für sich würden wahrscheinlich alle Völker bilden, die zur Liga Freier Terraner oder dem Solaren Imperium gehörten, gehört hatten oder gehören wollten. Die Blues würden wahrscheinlich einige Mühe haben., einen einheitlichen eigenen Interessenblock zustande zu bringen.
Tekener war schon zu lange im Geschäft, um sich über diese Finessen, Manöver und Tricks aufzuregen; das überließ er anderen. Als erfahrener Spieler wußte er, daß beim Spiel vieles zählte, was nicht zur eigentlichen Auseinandersetzung gehörte oder von den Regeln erfaßt wurde. Bei Veranstaltungen dieser Art wurden bereits vor der ersten Sitzung zahllose kleine Entscheidungen getroffen, die jede für sich völlig nebensächlich und unwichtig waren, aber ganz entscheidend das Klima der Verhandlungen prägen konnten.
Beispielsweise die Sitzordnung. Ein runder Tisch signalisierte die Gleichwertigkeit aller Beteiligten, ein eckiger Tisch schuf optisch getrennte Fraktionen und Blöcke. Wer zu früh kam, zeigte damit entweder ungebührlichen Eifer oder Furchtsamkeit; wer ein wenig zu spät kam, unterstrich damit seine hohe Position; wurde das übertrieben, kamen prompt Vorwürfe der Arroganz, und das Klima verschlechterte sich. Die Frage, in welcher Sprache die Konferenz vornehmlich geführt werden sollte, entschied darüber, welcher der beteiligten Mächte ein gewisser kultureller Vorrang eingeräumt werden mußte.
Außerdem führte die Wahl der Sprache noch eine andere Entscheidung herbei: Wurden, wie es meistens üblich war, die Delegationen alphabetisch aufgelistet, entschied die Wahl der Sprache auch über diese Reihenfolge, da unterschiedliche Völker - auch wenn sie grundsätzlich alle fast die gleichen Laute benutzten - auch unterschiedliche Alphabete hatten. Im Interkosmo, der eigentlichen Verkehrssprache der Milchstraße, die stark vom Arkonidischen geprägt war, stand das „A" ganz vorne, bei den Blues hingegen ein komplexer Zirplaut, der in anderen Sprachen gar nicht vorhanden war. Für diesen Laut gab es im Interkosmo nicht einmal einen Buchstaben - wo also sollte man die diversen Bluesvölker dann einordnen?
Streiten konnte man ebenso über so ungeheuer wichtige Dinge wie den Sauerstoffgehalt der allgemeinen Atemluft oder deren Temperatur. Viele Arkoniden neigten dazu, auf Terra zu frösteln, während die Terraner ihrerseits keinerlei Lust zeigten, in arkonidischen Umweltbedingungen zu tagen und dabei schnell ins Schwitzen zu geraten, was der
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