1924 - Intrigen auf Arkon
aller Delegationen zu sorgen, nicht nur für die besonderen Interessen einer doch recht obskuren Welt namens Camelot."
Sargor von Progeron war ungefähr zwei Meter groß und neigte, sehr untypisch für einen reinblütigen Arkoniden, zur Fettleibigkeit. Seine Bewegungen wirkten träge und nachlässig, als gebe er sich niemals, bei keiner Sache oder Angelegenheit, besondere Mühe. Die bei Arkoniden manchmal anzutreffende Arroganz war bei ihm sehr stark ausgeprägt, wie allein schon aus dem geringschätzigen Blick hervorging, mit dem er sowohl Tekener als auch Domino ROSS betrachtete. Wahrscheinlich hatte er sich zuvor aus den Unterlagen seiner Behörde über Tekener und dessen Ruf informiert.
Tekener nahm unaufgefordert Platz und stellte ROSS sanft auf der Tischplatte ab.
„Die Sache ist wichtig", sagte er ruhig, „wie du sehr bald begreifen wirst. Ich bin gekommen, um mich - einstweilen nicht offiziell - bei dir darüber zu beschweren, daß unsere Gesandtschaft abgehört und belauscht wird."
Sargor von Progeron zeigte an abschätziges Lächeln.
„Das kann nicht sein", gab er zurück. „Es würde gegen alle Grundsätze der Diplomatie verstoßen, außerdem gegen die sprichwörtliche Gastfreundschaft Arkons."
Tekener wiegte den Kopf. „Wie sprichwörtlich diese Gastfreundschaft ist", sagte er scharf, „wollen wir besser keiner genauen Überprüfung unterziehen."
„Hast du Beweise für diese ungeheuerliche Behauptung?" fragte der Geheimdienstchef ablehnend. „Andernfalls kann ich dir nur raten, so schnell wie möglich dieses Gebäude zu verlassen und zu schweigen. Eine Beleidigung wird sich Arkon nicht gefallen lassen, und ich glaube nicht, daß du Beweise erbringen kannst."
Tekener hob die Schultern. „Kann ich deine Syntronik benutzen?" fragte er. „Um die Daten und Beweise anschaulich zu machen?"
Sargor von Progeron seufzte.
„Wenn es denn sein muß", sagte er und lehnte sich im Sessel zurück. Der Geheimdienstchef verschränkte die Hände vor dem Bauch. „Ich gebe dir zehn Minuten, mich zu überzeugen, danach werde ich mich anderen Angelegenheiten widmen müssen, die von größerer Bedeutung sind."
„Das wage ich zu bezweifeln", gab Ronald Tekener kalt zurück. „Und nun sieh!"
Er hatte Datenträger mitgebracht, die er von der Syntronik auslösen und auf einer großen Projektionswand darstellen ließ.
„Dies ist ein Raum in unserer Gesandtschaft", sagte er einleitend.
„Und? Gefällt er dir nicht?"
„O doch!", antwortete Tekener. „Vor allem der Zimmerschmuck hat es mir angetan."
Er sah, wie sich Progerons Brauen zusammenzogen.
„Wie darf ich das verstehen?" fragte der Arkonide.
Tekener begriff sehr schnell, daß Progeron von den Einzelheiten der Abhöraktion wahrscheinlich keine Ahnung hatte; über solche Kleinigkeiten war er vermutlich erhaben.
Aber immerhin hatte Tekener seine 1 Aufmerksamkeit geweckt.
„Dies", fuhr Tekener fort und änderte die Darstellung, „ist eine Nahaufnahme der Pflanze. Es ist übrigens völlig gleichgültig, welche Pflanze man nimmt - das Ergebnis ist in allen Fällen das gleiche."
„Ich sehe grüne, gemusterte Blätter", sagte Sargor von Progeron. „Mehr nicht."
„Mehr ist auch nicht zu sehen", bestätigte Tekener gelassen. „Übrigens auch bei näherer Betrachtung nicht. Erst wenn man Teile der Pflanze mikroskopisch vergrößert, wird das Wesentliche erkennbar!"
Wieder änderte sich das Bild auf der Projektionsfläche. Zu sehen waren jetzt einige Zellen, so stark vergrößert, daß „man das Zellinnere problemlos erkennen konnte.
„Es ist selbst jetzt nur sehr schwer zu erkennen", räumte Ronald Tekener ein. „Es sind submikroskopische Fäden, die sich durch die Zellmembranen ziehen." Er lächelte grimmig. „Eine beeindruckende Demonstration arkonidischer Nano-Technologie, wirklich erstaunlich, in jeder Hinsicht. Diese Fadenstrukturen bestehen aus Metall, und sie ziehen sich durch jede einzelne Pflanze und in jeder Pflanze durch das gesamte Zellgewebe."
„Ich sehe, daß es sich um eine exotische Pflanze mit metallähnlichen Einbettungen handelt", gab Sargor von Progeron zu. „Mehr nicht!"
„Nun, das allein wäre noch kein Grund, sich in irgendeiner Form aufzuregen", räumte der Smiler ein. „Wäre da nicht..."
Ein neues Bild...
„Hier kannst du sehen, wie sich diese winzigen Fäden bis in das Wurzelwerk erstrecken", fuhr Tekener fort; er sprach, als müsse er einem Kind das Einmaleins erklären, sehr sanft und freundlich.
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